Importe

Nachhaltige Investments Rückenwind für Erneuerbare Energien

Der GAU in Fukushima und die schrecklichen Folgen in Japan werden den Strommix weltweit verändern. Schon heute sind erste Auswirkungen auf die Energiepolitik in verschiedenen Ländern zu beobachten. Nach Einschätzung von Rémy Schraner von Hauck & Aufhäuser (Schweiz) hat die Debatte um regenerative Energien gerade erst begonnen.

Rémy Schraner, Head Investment Advisory der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG

Rémy Schraner, Head Investment Advisory der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG

Die entscheidende Frage lautet: Wie kann man sich in einer Welt mit steigendem Energiebedarf und immer weniger tolerierten CO2-Emmissionen von der Kernkraft verabschieden. Vor allem bei einigen entwickelten Industriestaaten spielt die Kernkraft eine entscheidende Rolle beim heutigen Strommix. Gleichzeitig versuchen die großen Schwellenländer durch den massiven Ausbau der Kernenergie, den künftigen Strombedarf klimaschonend zu decken. Dies galt zumindest bis zur Nuklearkatastrophe in Japan. Ein Blick auf den Strommix ausgesuchter Länder von heute und deren Ausbaupläne verdeutlicht die Herausforderung, die eine Abkehr von der Kernkraft bedeutet.

 Anteil Kernenergie
an Stromversorgung
Geplante und im Bau befindliche
Kernkraftreaktoren (vor Fukushima)
USA19%10
Frankreich77%2
Japan24%13
China2%50
Indien2%23
Russland16%20
Brasilien2%5

Dennoch sind wir davon überzeugt, dass durch eine international koordinierte Planung und mit erheblichen Willensanstrengungen ein vollständiger Ausstieg aus der Kernenergie nicht völlig unrealistisch ist. Dies gilt vor allem dann, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die Kernkraft deutlich höhere Kosten verursacht, als vielfach angegeben. Eine Idee, wie teuer die Versicherung des Restrisikos tatsächlich wäre, liefert derzeit die schreckliche Katastrophe in Fukushima. Die Betreiberfirma Tepco beantragte in einem ersten Schritt einen Notkredit in Höhe von 17 Mrd. Euro. Es werden wohl weitere Finanzierungsrunden folgen, um die Beseitigung der Schäden und Entschädigungen bezahlen zu können. Nach Berechnungen der Ukraine und Weißrusslands verursachte der Super-GAU von Tschernobyl Schäden in Höhe von rund 165 Mrd. Euro. Wissenschaftler schätzen, dass ein Super-GAU in Deutschland, Schäden von bis zu 5000 Mrd. Euro zur Folge haben könnte. Kein Wunder, dass es Versicherungsgesellschaften seit jeher ablehnen, das Restrisiko von Kernkraftwerken zu versichern. Aber auch bei fossilen Energieträgern werden die Preise zumeist nur unvollständig berechnet. Denn bislang fallen die langfristigen Umweltschäden durch das Verfeuern von Öl, Kohle und Gas weitgehend unter den Tisch. Selbst aus rein fundamentalen Gründen (zunehmende Knappheit, starkes Wachstum der Weltbevölkerung) ohne Betrachtung von Umweltkosten ist absehbar, dass die Preise für fossile Energienquellen mittel- bis langfristig massiv steigen werden.

Ausbaupläne werden gestutzt

Es scheint höchst wahrscheinlich, dass zumindest ein Teil der weltweit neu geplanten Kernkraftwerke nicht gebaut wird. Davon werden u.a. die Erneuerbaren Energien profitieren. Das erste Innehalten nach den Reaktorunfällen in Japan mag genau die entscheidende Zeit bieten, welche die Erneuerbaren Energien benötigen, um in weiten Teilen der Welt die Netzparität zu erzielen. Eine Netzparität ist dann erreicht, wenn die Strom-Erzeugungskosten Erneuerbarer Energien das Niveau fossiler Energiequellen erreicht hat. In sonnenreichen Regionen, wie im US-Bundesstaat Kalifornien, gelingt dies bereits - zumindest um die Mittagszeit.

Die besten Chancen im Bereich Erneuerbare Energien sehen wir weiterhin bei den Ausrüstern der Branche sowie bei Firmen, die in den Schwellenländern tätig sind. Ebenfalls erneut interessant sind aufgrund der aktuellen Energiedebatte in der westlichen Welt mittlere und große gut etablierte westliche Konzerne im Solar-, Thermosolar-, Wind- und zum Teil im Geothermiebereich. In einer etwas späteren Phase, wenn sich die Lage hoffentlich stabilisiert hat, dürfte auch in Japan der Markt für Erneuerbare Energien gestärkt werden. Dort vor allem im Wind-Bereich. Durch den Unfall und das eher zögerliche Informationsverhalten der Industrie und der Regierungsvertreter dürfte die traditionell starke Atomlobby in Japan geschwächt werden. Da der Anteil an Erneuerbarer Energien in Japan noch relativ bescheiden ist, dürfte das zurzeit stattfindende Umdenken künftige Diskussionen um Fördermechanismen beschleunigen – die Branche kann mittel- bis langfristig eigentlich nur wachsen.

Im Aktienfonds PRIME VALUES Green (ISIN: LU0470356352) haben wir die unserer Einschätzung nach aussichtsreichsten Investmentbereiche identifiziert, die von diesen Themen profitieren können. Außer in Erneuerbare Energien investiert der Fond auch in die Bereiche Energieeffizienz, Wasser und Neue Materialen. Zu den aussichtsreichen Titeln des Portfolios zählen derzeit unter anderem diese Aktien:

SMA Solar (ISIN: DE000A0DJ6J9) entwickelt, produziert und vertreibt Überwachungssysteme für Photovoltaikanlagen und Solar-Wechselrichter für jede Anlagengröße. Diese wandeln den von Solaranlagen produzierten Gleichstrom in den benötigten Wechselstrom um. Der Technologieführer ist mit mehr als 5000 Mitarbeitern und 16 Tochtergesellschaften weltweit präsent.

Die französische Legrand S.A. (ISIN: FR0010307819) ist eine Unternehmensgruppe, die sich auf stromspareffiziente elektrotechnische Ausrüstungen für das Baugewerbe spezialisiert hat. Rund ein Drittel der Umsätze des weltweit tätigen Konzerns stammt aus den Schwellenländern.

Trina Solar (ISIN: US89628E1047) zählt zu den führenden Herstellern von Photovoltaikmodulen aus China. Längst ist das Unternehmen auch in Europa und den USA tätig. Seit Ende 2006 ist Trina Solar auch an der New York Stock Exchange (NYSE) gelistet. Im vergangenen Jahr konnte der Solarmodul-Hersteller seinen Umsatz auf 1,9 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppeln.

Dieses Dokument dient ausschließlich zu Ihrer Information und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung für den Kauf oder Verkauf von bestimmten Produkten dar. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen. Allen Angaben liegen Quellen zugrunde, welche wir als vertrauenswürdig erachten, trotzdem müssen wir eine Garantie für deren Richtigkeit ablehnen. Die in diesem Bericht zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Prognosen können sich jederzeit ohne Vorankündigung ändern.

Rémy Schraner ist Head Investment Advisory bei der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG, einer 100%igen Tochter der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers. Das Unternehmen legte 1995 den ersten Ethikfonds Kontinentaleuropas auf und gilt als Pionier bei nachhaltigen Investments. Bis vor Kurzem firmierte die Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG unter dem Namen Dr. Höller Vermögensverwaltung und Anlageberatung AG.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen