Kalter Wind am Arbeitsmarkt Wall Street im Minus erwartet
01.06.2011, 14:30 UhrAn den US-Börsen rechnen die Beobachter am Mittwoch mit einem unterkühlten Handelsauftakt. Die jüngsten Daten vom Arbeitsmarkt machen wenig Hoffnung. Der Blick der Investoren richtet sich nun auf die Entwicklung des ISM-Index zur Stimmung in der Industrie.
Die Futures auf die großen US-Indizes haben am Mittwoch mit Abschlägen auf die schwachen Daten vom Arbeitsmarkt reagiert: Die US-Privatwirtschaft hat im Mai deutlich weniger neue Stellen geschaffen als erwartet. Einer Erhebung der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge stieg die Zahl der Jobs in der Privatwirtschaft um 38.000. Das ist der geringste Stellenaufbau seit September 2010. Im Vorfeld befragte Analysten hatten mit einem Plus von 190.000 gerechnet. Die ADP-Daten erreichten die Wall Street kurz vor Handelsauftakt.
Auf Unternehmensseite dürfte der geplante Zusammenschluss zweier Handelsplatzbetreiber Aufmerksamkeit unter Anlegern wecken: Die Deutsche Börse rührte nochmals die Werbetrommel für die angestrebte Fusion mit Wettbewerber Nyse Euronext und bestätigte die Prognosen für die erwarteten Synergien. Demnach rechnet der Frankfurter Börsenbetreiber weiterhin mit Kosteneinsparungen von 400 Mio. Euro sowie Umsatzsynergien von 150 Mio. Euro, wie Börsenchef Reto Francioni im Rahmen einer Investoren-Präsentation sagte.
Die Synergien sollen ab dem dritten Jahr nach Zusammenschluss voll umfänglich realisiert werden. Wachstumspotenzial gebe es insbesondere in Südamerika, Osteuropa und Asien. In Festlandchina etwa ergäben sich aufgrund der Marktöffnung gute Chancen, wie Vize-Chef Andreas Preuss ergänzte. Die "Hochzeitsvorbereitungen" für beide Börsenbetreiber gehen in die heiße Phase: Bei der Nyse müssen auf einer für den 7. Juli einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung 50 Prozent der Aktionäre zustimmen. Zudem müssen 75 Prozent der Aktionäre der Deutschen Börse ihre Aktien bis zum 13. Juli für das Fusionsvorhaben andienen.
Immerhin müssen die beiden Börsenbetreiber seit rund zwei Wochen keinen Nebenbuhler mehr fürchten. Das Konsortium aus Nasdaq OMX und ICE hatte seine konkurrierende Übernahmeofferte für Nyse Euronext zurückgezogen. Als Grund hatte Nasdaq OMX den erwarteten Widerstand der Wettbewerbshüter genannt.
Am Rentenmarkt gingen die Notierungen der US-Staatsanleihen am Mittwoch mit deutlichem Rückenwind vom US-Arbeitsmarkt in den New Yorker Handel. Ein Analyst bezeichnete die aktuellen ADP-Daten als geradezu "schockierend schwach". Vor diesem Hintergrund zogen zehnjährige Staatsanleihen mit einem Kupon von 3,125 Prozent um 12/32 auf 100-30/32 an und rentierten mit 3,02 Prozent. Für den mit 4,375 Prozent verzinsten Longbond ging es um 20/32 aufwärts auf 103-6/32, seine Rendite fiel damit auf 4,19 Prozent.
Der ADP-Bericht lehnt sich an die Methodik des Bureau of Labor Statistics (BLS) an, das den offiziellen Arbeitsmarktbericht - unter Einschluss der öffentlichen Beschäftigung - für die USA herausgibt. Der Arbeitsmarktbericht des BLS wird am Freitag veröffentlicht. Im weiteren Verlauf der Sitzung stehen noch Daten vom Immobilienmarkt und der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe für Mai auf der Agenda. Die Prognose lautet auf einen Rückgang auf 57,0 Punkte.
Zusätzlich stützen dürfte eine Maßnahme der US-Notenbank Federal Reserve: Die Fed kauft im Rahmen ihrer quantitativen Lockerungspolitik Treasurys, deren Laufzeit zwischen Dezember 2016 und Mai 2018 endet, im geschätzten Volumen von 6,9 Mrd. Dollar.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte war am Dienstag rund 1 Prozent fester auf 12.569 Punkten aus dem Handel gegangen. Im Handelsverlauf bewegte sich das Marktbarometer zwischen 12.443 und 12.574 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 hatte ebenfalls 1 Prozent auf 1345 Zähler zugelegt. Der Index der Technologiebörse Nasdaq war um 1,4 Prozent auf 2835 Punkte gestiegen. Im Monatsvergleich gab der Dow 1,9 Prozent, der S&P 1,4 Prozent und der Nasdaq-Index 1,3 Prozent nach.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ