Unterhaltung

"Skandal im Sperrbezirk"Als die Nutten sich die Füße platt standen

08.02.2022, 07:09 Uhr
52912864
Etwa so könnte das ausgesehen haben ... (Foto: picture alliance / dpa)

32 16 8 - diese Nummer haben tatsächlich so einige Männer gewählt. Schließlich erreicht man unter ihr angeblich eine gewisse Rosi, die die Spider Murphy Gang in ihrem Lied "Skandal im Sperrbezirk" besingt. 40 Jahre ist es nun her, dass dieser Song deutsche Charts-Geschichte schrieb.

Vor vier Jahrzehnten wüteten hierzulande keine Pandemiewellen, sondern es war die Neue Deutsche Welle (NDW), die übers Land schwappte. Lieder wie "Eisbär", "Der Kommissar", "Carbonara", "Sternenhimmel", "Da da da", "99 Luftballons", "Ich will Spaß" und "Hurra, hurra, die Schule brennt!" sind unvergessen. Zweifellos einer der größten NDW-Hits ist "Skandal im Sperrbezirk" der bayerischen Rock-'n'-Roll-Band Spider Murphy Gang. Vor exakt 40 Jahren, am 8. Februar 1982, erreichte der Partykracher Platz eins der Offiziellen Deutschen Charts.

Noch heute können sich viele im deutschsprachigen Raum kaum dem Sog des Songs entziehen, wenn der Text losgeht: "In München steht ein Hofbräuhaus, doch Freudenhäuser müssen raus, damit in dieser schönen Stadt, das Laster keine Chance hat." Und weiter: "Doch jeder ist gut informiert, weil Rosi täglich inseriert." Und später: "Ja, Rosi hat ein Telefon, auch ich hab ihre Nummer schon. (...) Und draußen im Hotel L'Amour, langweilen sich die Damen nur, weil jeder, den die Sehnsucht quält, ganz einfach Rosis Nummer wählt."

Kaum eine Telefonnummer ist bis heute in Deutschland, Österreich und der Schweiz so bekannt wie die angebliche von Rosi: "Unter zwounddreißig, sechzehn, acht - herrscht Konjunktur die ganze Nacht."

Erst englisch, dann bairisch

32 16 8: Die Telefonnummer der Sehnsucht oder Sexlust - mit der "Acht" als Reim auf "Nacht" - wählten manche Männer damals tatsächlich. Damals, als der "Skandal im Sperrbezirk" um die Prostituierte Rosi die Spider Murphy Gang aus München berühmt-berüchtigt machte.

6871266
Mit dem Song schuf die Spider Murphy Gang einen deutschen Evergreen. (Foto: picture-alliance / KPA Copyright)

Günther Sigl und Barny Murphy (bürgerlich: Gerhard Gmell) hatten die Spider Murphy Gang 1977 gegründet. Wie damals üblich, begann die Gruppe, die sich nach dem Saxofonisten Spider Murphy in Elvis Presleys Rock-Hit "Jailhouse Rock" von 1957 benannte, mit englischen Texten. Später stieg sie auf bairischen Dialekt um und startete damit in eine eigene Stilrichtung.

Vom Radio boykottiert

Auf ihrer Webseite erzählt die Band die Geschehnisse von damals wie folgt: Auch wenn Mundart-Rocker wie Wolfgang Niedeckens BAP ("Verdamp lang her", 1981) oder Zeltinger zwar bundesweit populär geworden seien, habe man lieber ein Lied aus der aktuellen LP auskoppeln wollen, bei dem "auch Nordlichter den Text verstehen", und deshalb den Skandal um Rosi genommen.

"Pech war nur, dass die Single nirgends lief", sagt Sigl. Beim Bayerischen Rundfunk war die heiße Nummer sogar total tabu. "Denn da geht's - unerhört - um 'Nutten', die sich vor den Toren der Weltstadt mit Herz frustriert die Füße platt treten, während ihre beliebte Kollegin Rosi ungeniert im von der 'Sitte' überwachten 'Sperrbezirk' Konjunktur hat."

In die deutschen Charts stieg der "Skandal im Sperrbezirk" dennoch am 7. Dezember 1981 ein, doch es dauerte neun Wochen, bis Platz eins erklommen war. Bis Anfang April stand der Song dann acht Wochen auf der Spitzenposition. Das zugehörige Album "Dolce Vita", auf dem sich auch der Hit "Schickeria" befindet, erreichte Mitte März Platz eins - und blieb dort fast ununterbrochen zwei Monate.

Quelle: ntv.de, Gregor Tholl, dpa

PopmusikMusik