Unterhaltung

Schaulaufen der Superstars "Amsterdam" klotzt und kleckert trotzdem

Werden zur Schicksalsgemeinschaft: Burt Berendsen (Christian Bale), Valerie Voze (Margot Robbie) und Harold Woodman (John David Washington, v.l.).

Werden zur Schicksalsgemeinschaft: Burt Berendsen (Christian Bale), Valerie Voze (Margot Robbie) und Harold Woodman (John David Washington, v.l.).

(Foto: Merie Weismiller Wallace / 20th Century Studios)

Christian Bale, Margot Robbie, Chris Rock, Rami Malek, Robert De Niro, Taylor Swift ... Das sind nur einige der Megastars, die sich im Streifen "Amsterdam" ein Stelldichein geben. Da kann doch nichts schiefgehen, sollte man meinen. Doch trotz der Promidichte kann der Film nicht überzeugen.

Erinnert sich noch jemand an den Song "Amsterdam" von Cora? "Traum von Amsterdam, der die Hoffnung nahm", heißt es darin im Refrain. Und in gewisser Weise passt die Zeile auch zu dem ebenfalls schlicht "Amsterdam" betitelten Streifen von David O. Russell, der rund einen Monat nach seinem US-Start nun auch in die deutschen Kinos kommt.

Aber der Reihe nach: Die Voraussetzungen für den Film, einer der Kino-Kracher des Jahres 2022 zu werden, waren an sich alles andere als schlecht. Was er drauf hat, hat Russell schließlich schon ein ums andere Mal bewiesen. Das brachte ihm unter anderem eine Reihe von Oscar-Nominierungen für drei verschiedene Regie- und Drehbucharbeiten ein: "The Fighter" (2011), "Silver Linings" (2013) und "American Hustle" (2014).

Zudem wartet "Amsterdam" mit einem Monster-Cast auf, der seinesgleichen sucht. Die Hauptrollen bekleiden Christian Bale, Margot Robbie und John David Washington. In Nebenrollen sind überdies unter anderem Chris Rock, Zoe Saldana, Mike Myers, Rami Malek und Robert De Niro zu sehen. Und auch Pop-Überfliegerin Taylor Swift, die soeben einen schier unglaublichen Charts-Rekord aufgestellt hat, darf nicht fehlen.

Inspiriert von wahren Begebenheiten

Die Handlung des Films spielt sich vor dem Hintergrund wahrer Begebenheiten ab, die als "Business Plot", "Wall Street Putsch" oder "White House Putsch" in die Geschichtsbücher eingingen. So kursierten 1933 in gehobenen Kreisen der USA Pläne zum Sturz der Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt und zur Errichtung einer faschistischen Diktatur. Eine zentrale Rolle sollte bei dem Putsch Veteranen des Ersten Weltkriegs zukommen, bei denen wegen ausbleibender Kompensationen für ihren Einsatz großer Unmut herrschte.

Kennengelernt hat sich das Trio zunächst aber ganz anders.

Kennengelernt hat sich das Trio zunächst aber ganz anders.

(Foto: 20th Century Studios)

So stehen auch in "Amsterdam" zwei alte Kriegsveteranen im Zentrum des Geschehens. Der Arzt Burt Berendsen (Bale) und der Anwalt Harold Woodman (Washington) hatten sich einst beim gemeinsamen Kampf an der Front kennen- und schätzen gelernt. Dabei sind sie nicht nur wegen ihrer unterschiedlichen Hautfarben ein denkbar ungleiches Paar. Als sie beide verletzt in einem französischen Armeehospital landen, flickt sie dort die exzentrische Krankenschwester Valerie Voze (Robbie) wieder zusammen.

Zwischen dem Trio entwickelt sich eine freundschaftliche Dreiecksbeziehung, in der sich Woodmann und Voze schließlich auch ineinander verlieben. Gemeinsam lassen sich die drei nach dem Krieg in Amsterdam nieder und genießen dort zunächst das Leben in vollen Zügen. Als es Berendsen und Woodman dann jedoch wieder zurück in ihre US-amerikanische Heimat zieht, trennen sich ihre Wege von Voze.

Ein weiteres Mal auf den Kopf gestellt wird das Leben des Arztes und des Anwalts, als plötzlich Liz Meekins (Swift) auf der Bildfläche in New York erscheint. Im Gepäck hat sie die Leiche ihres Vaters. Weil sie davon überzeugt ist, dass der hochdekorierte Armeegeneral nicht auf natürliche Weise ums Leben gekommen ist, bittet sie darum, ihr bei der Aufklärung des Verbrechens zu helfen. Doch nur wenig später ist auch Liz Meekins tot - und Berendsen und Woodman müssen erfahren, dass es hier um weit mehr geht als "nur" einen toten General in einer Kiste. Immer tiefer geraten sie in den Verschwörungssumpf, in dem sie auf wundersame Weise Valerie Voze wiedertreffen und mit Gil Dillenbeck (De Niro) ein anderer General zum letzten Rettungsanker zu werden scheint ...

Pompös, aber unentschlossen

Auch Robert De Niro ist als General Gil Dillenbeck mit von der Partie.

Auch Robert De Niro ist als General Gil Dillenbeck mit von der Partie.

(Foto: 20th Century Studios)

Die Kosten für "Amsterdam" sollen im Verlauf der von der Corona-Pandemie überschatteten Produktion auf rund 80 Millionen Dollar explodiert sein. Russell tut nicht nur mit seinem prominenten Cast einiges dafür, dem gerecht zu werden. Die Ausstattung des Streifens ist pompös, der Humor kommt nicht zu kurz und auch die Erzählweise, die mitunter an den Stil von Guy Ritchie mit Standbildern, Einblendungen und ungewöhnlichen Schnitten erinnert, ist modern.

Doch trotz alledem will der Funken in den 134 Minuten von "Amsterdam" nicht so recht überspringen. Vielleicht gerade wegen des Bemühens nach Perfektion auf allen Ebenen, die am Ende eher gewollt als gekonnt anmutet. Der Film pendelt unentschlossen zwischen einem Thriller, einem Geschichtsdrama, einer Kriminalkomödie oder einem Film Noir hin und her und verfällt dabei in manche Längen. Mehr als einmal holpert es auch bei den Übergängen - Corona scheint bei der Arbeit an dem Film wirklich so manches durcheinander gebracht zu haben.

Mehr zum Thema

In den USA floppte "Amsterdam" bereits an den Kinokassen. Es steht zu befürchten, dass sich das bei uns wiederholt. Das ist schade, denn zumindest die Botschaft des Streifens könnte ja brandaktueller kaum sein. Der Graben zwischen Wahrheit und Verschwörung, zwischen Rechtschaffenheit und Verbrechen, zwischen Demokratie und Diktatur, der sich beim "Business Plot" einst auftat, ist rund 90 Jahre später immer noch da - und das gefühlt tiefer denn je. Allein um sich die erschreckenden Parallelen zu vergegenwärtigen, lohnt sich der Kinobesuch dann vielleicht doch.

"Amsterdam" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen