"Kein freundliches Land"Armin Mueller-Stahl denkt ans Auswandern

Als Schauspieler feiert Armin Mueller-Stahl in seiner langen Karriere große Erfolge sowohl in Deutschland als auch in Hollywood. Eigentlich will der 94-Jährige seinen Lebensabend hierzulande verbringen. Doch nun erzeugen bestimmte Entwicklungen nach eigener Aussage Unruhe in ihm.
Er ist einer der wenigen deutschen Schauspieler, die in Hollywood nicht nur Fuß gefasst, sondern auch triumphiert haben: Doch wenn Armin Mueller-Stahl in wenigen Tagen seinen 95. Geburtstag feiert, blickt er weniger auf den Glanz vergangener Oscar-Nächte zurück, sondern vielmehr mit Sorge auf die Gegenwart.
Aktuell empfinde er Deutschland als "kein freundliches Land", so Mueller-Stahl in einem Interview mit der Zeitschrift "Superillu". Es sind nicht nur persönliche Empfindungen, die den Schauspielstar umtreiben. "Die Entwicklungen, die hier stattfinden, sind nicht sehr erbaulich", erklärt er. Konkret benennt er den zunehmenden Antisemitismus und das Erstarken der AfD als Gründe für seine Unruhe.
Für Mueller-Stahl, der 1930 in Tilsit im damaligen Ostpreußen geboren wurde, ein bitteres Déjà-vu: "Ich habe das alles schon einmal erlebt. Die Nazizeit, den 2. Weltkrieg ... Ich möchte das nicht noch einmal durchmachen", mahnt er eindringlich.
Diese Sorge geht so weit, dass der 94-Jährige, der eigentlich in Deutschland seinen Lebensabend verbringen wollte, über einen radikalen Schritt nachdenkt: die Auswanderung. "Mit meinem Sohn spreche ich darüber. Und wir überlegen auch, wohin wir im Ernstfall gehen könnten", offenbart er im Interview.
Es gehe darum, einen Ort zu finden, an dem man als Familie "angenehm und friedvoll" leben könne. Mueller-Stahl betont, dass dies keine impulsiven Gedanken seien, sondern rationale Überlegungen für den Ernstfall: "Das sind keine schönen Gedanken, aber die muss man sehr rationell durchgehen und durchsprechen."
Zuhause in Kalifornien verloren
Die Suche nach einem sicheren Hafen wird dadurch erschwert, dass sein langjähriger Rückzugsort in den USA nicht mehr existiert. Mueller-Stahl berichtet von einem schweren Schicksalsschlag: Sein Haus in Kalifornien fiel den schweren Waldbränden im Januar 2025 zum Opfer. "Das hat meine Frau und mich sehr getroffen", sagt er.
Der materielle Verlust ist immens, doch der ideelle schmerzt tiefer. "Ich trauere vor allem um meine 'Guarneri', meine wunderbare Geige. Sie ist in den Flammen aufgegangen", erzählt der passionierte Musiker und Maler. Auch tausende Bilder, Filmkostüme und sein Doktorhut seien vernichtet worden. Ein letzter Besuch blieb ihm verwehrt, was er sehr bedauere. Zudem kämpfe das Paar bis heute mit der Versicherung.
Keine Angst vor dem Tod
Neben den weltpolitischen Sorgen spricht Mueller-Stahl auch offen über die persönliche Last des hohen Alters. "Altwerden ist keine besonders gute Erfindung vom lieben Gott", resümiert er. Es laufe einfach nicht mehr alles so rund wie früher. Vor dem Tod selbst habe er jedoch keine Angst. Er vergleicht das Ende des Lebens mit einem sportlichen Ende: "Wenn der Abpfiff kommt, dann kommt er. Und dann ist es so." Durch den Verlust vieler Weggefährten habe er Erfahrung mit diesem "Abpfiff".
Dennoch gebe es Momente der Melancholie: "Manchmal horche ich in mich rein und denke, bald ist es so weit. Da hängt dann so ein Schatten über meiner Seele." Doch er sagt auch, dass es Tage gebe, an denen diese Gedanken wieder weit weg seien.
Am 17. Dezember feiert Armin Mueller-Stahl seinen 95. Geburtstag und blickt dabei auf eine Karriere zurück, die ihresgleichen sucht. Nach Erfolgen in der DDR und der Bundesrepublik gelang ihm der Sprung nach Hollywood. Filme wie "The International", "Illuminati" und die Thomas-Mann-Verfilmung "Buddenbrooks" machten ihn weltweit bekannt. Für seine Rolle in "Shine - Der Weg ins Licht" wurde er 1997 für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert.