David Bowies Blick zurück Auf "Toy:Box" ist lange Verschollenes zu hören
07.01.2022, 12:10 Uhr
Cover des Albums "Toy" von David Bowie. 75 wäre er am 8. Januar 2022 geworden. Zum Gedenken kommt einen Tag zuvor "Toy" heraus: eine Mischung aus 2001 eingespielten, nicht offiziell veröffentlichten Songs - überwiegend Neuaufnahmen weniger bekannter Stücke der Jahre 1964 bis 1971.
(Foto: picture alliance/dpa/Parlophone Label Group/Warner)
Am 8. Januar wäre David Bowie 75 Jahre alt geworden - aus diesem Anlass erscheint das lange im Tresor verschlossene Album "Toy" in einer Luxusausgabe, mit einem etwas gruseligen Cover. Wie klingen die vor gut 20 Jahren eingespielten Songs der 2016 gestorbenen Musik-Ikone?
Das gealterte Gesicht des Musikers, auf einen Kleinkind-Körper montiert: Für sein Cover-Motiv wird das mit Spannung erwartete verschollene Album "Toy" von David Bowie keinen Schönheitspreis gewinnen. Wenn man sich aber davon nicht abschrecken lässt, hat die Songsammlung durchaus ihre Reize.
Die Veröffentlichung kommt pünktlich zum 75. Geburtstag der Anfang 2016 gestorbenen Pop-Legende am 8. Januar in einem üppigen Boxset daher. "Toy:Box", das am 7. Januar 2022 veröffentlicht wird, enthält Lieder, die Bowie eigentlich 2001 - nach einer Phase des gelegentlich ziellosen Experimentierens und kommerzieller Erfolglosigkeit - herausbringen wollte. Nach dem Triumph beim Glastonbury-Festival 2000 spielte der über 50 Jahre alte Superstar mit einer fantastischen Rockband neue Interpretationen von Songs ein, die er ursprünglich zwischen 1964 und 1971 geschrieben hatte. Nach einem Streit mit seiner Plattenfirma legte er das "Toy"-Projekt in den Tresor, es schien verloren.
Ungewohnter Blick in den Rückspiegel
Nun also kommt offiziell ein Werk auf den Markt, das Bowie abermals als grandiosen Sänger präsentiert ("Silly Boy Blue" oder "Karma Man" sind pure Offenbarungen), aber eben auch beim ungewohnten Blick in den Rückspiegel. Für den Bowie-Experten André Boße, Musikkritiker beim Vinyl-Fachmagazin "Mint", markiert "Toy" sogar "den Moment, in dem Bowie sich entscheidet, seine Identitätssuche nicht länger auf die Zukunft auszurichten, sondern auf das, was gewesen ist".
Der Retro-Touch von 60er-Jahre-Liedern wie "I Dig Everything", "The London Boys" oder "Baby Loves That Way" kommt der Zugänglichkeit des Materials freilich zugute - erst recht im Vergleich mit schwierigen Vorgängeralben wie "Black Tie White Noise" oder "Earthling". Weitere Erkenntnisse über eine bislang unterschätzte Bowie-Phase liefert das "Toy"-Boxset mit alternativen Mixes und B-Seiten sowie den "Unplugged & Somewhat Slightly Electric"-Versionen auf zusätzlichen Tonträgern. Für den Musikbuch-Autor Tobias Rüther ("Helden. David Bowie und Berlin") ist das Ergebnis zwiespältig. Er kann zwar nachvollziehen, "dass Bowie diese Songs am Herzen gelegen haben. Sie erzählen die Geschichte des ganz jungen David mit all seinen Wünschen und Sehnsüchten."
"Manchen Songs hat es den Charme genommen"
Jedoch habe es den Liedern nicht unbedingt gut getan, "sie noch einmal so überproduziert einzuspielen. Manchen hat es den Charme genommen", sagt Rüther. "Ich zögere, dieses Projekt 'Nostalgie' zu nennen, vielleicht ist da eher Trotz im Spiel gewesen? Oder, freundlicher: Der Wunsch, diesen Songs endlich eine Chance zu geben." Das Titelstück sei aber "ein sehr guter Song - das minimalistische Klavier, die offene Struktur". So dürfte "Toy" einer sagenhaften Künstlerbiografie nichts wirklich Sensationelles oder ganz Neues hinzufügen. Ein angemessener Trost für Fans am Bowie-Geburtstag 8. Januar und am Todestag 10. Januar sind diese gut 20 Jahre alten Stücke aber allemal.
Das Album-Boxset "Toy:Box" von David Bowie erscheint am 7. Januar über Warner auf drei CDs oder sechs Vinylplatten. Das im Jahr 2001 entstandene, aber nie offiziell veröffentlichte Album "Toy" feierte als einzelnes Album Premiere im Rahmen der Box "Brilliant Adventure (1992-2001)", veröffentlicht am 26. November 2021.
Quelle: ntv.de