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Verfluchtes Venedig! Auf den Spuren von Hercule Poirot

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Im Film "A Haunting in Venice" ist (auch) Venedig der Star.

Im Film "A Haunting in Venice" ist (auch) Venedig der Star.

(Foto: 20th Century Studios)

In "A Haunting in Venice" geht Agatha Christies Meisterdetektiv Hercule Poirot auf schaurig-schöne Spurensuche. Doch der eigentliche Star des Films unter der Ägide von Kenneth Branagh ist die Stadt, in der die Geschichte handelt. Und das, obwohl die Romanvorlage mit ihr eigentlich so gar nichts zu tun hat.

In jedem Haus hier spukt es. Oder es ist verflucht. Das ist, was sie einem in Venedig immer und überall erzählen. Und man ist fast geneigt, es zu glauben. Kaum eine andere Stadt auf der Welt dürfte schließlich gleichzeitig ebenso bezaubernd wie morbide sein. 365 Tage im Jahr 24/7 im Wasser zu stehen, ist eben nicht bloß faszinierend, es birgt auch den stetigen Verfall. Wer sich mit Gondel oder Boot auf den Weg durch die verschlungenen Kanäle der Lagunenstadt macht, begegnet deshalb nicht nur Venedigs ganzer Pracht, sondern auch seinem düsteren Antlitz: versunken, verwittert, verlassen.

Kein Wunder, dass dieser Ort auch die Fantasien unzähliger kreativer Geister in Kunst und Kultur beflügelt hat. Auch den der britischen Kriminalautorin Agatha Christie? Eher nicht. Jedenfalls nicht, dass wir wüssten. Von der gut betuchten Erfinderin des genialen Meisterdetektivs Hercule Poirot und der scharfsinnigen Freizeitermittlerin Miss Marple sind viele Reisen bekannt, die sie nahezu um den gesamten Erdball führten. Ein für Christie einschneidender Ausflug nach Venedig aber ist nicht überliefert. Auch im Werk der 1976 verstorbenen Autorin spielt die italienische Weltkulturerbestätte keine Rolle.

Dinner auf dem Dach des Palazzo Pisani

Wenn im Streifen "A Haunting in Venice" nun Poirot auf schaurig-schöne Spurensuche in Venedig geht, entspringt das deshalb in erster Linie der Fantasie der Filmemacher um Regisseur und Hauptdarsteller Kenneth Branagh. Auch wenn sie sich in rudimentären Grundzügen von Christies Roman "The Hallowe'en Party" (im Deutschen: "Die Schneewittchen-Party") zu der Geschichte inspirieren ließen. Die handelt jedoch eigentlich in der englischen Provinz - fernab von Canal Grande, Rialto-Brücke und Dogenpalast.

Wer eine Pressereise in die Lagunenstadt antritt, begegnet dort schon auch mal unheimlichen Gestalten.

Wer eine Pressereise in die Lagunenstadt antritt, begegnet dort schon auch mal unheimlichen Gestalten.

(Foto: The Walt Disney Studios)

Vieles der kammerspielartigen Erzählung von "A Haunting in Venice" läuft im Inneren eines ehemaligen Kinderheims mit ebenso düsterer wie geschichtsträchtiger Vergangenheit ab. Gedreht wurde der Film - abermals fernab von Venedig - nicht zuletzt in den Londoner Pinewood Studios. Aber natürlich begaben sich Branagh und sein Stab auch an den Originalschauplatz des Drehbuchs aus der Feder von Michael Green, um hier das Flair der Lagunenstadt einzufangen, den zum Ex-Kinderheim erklärten Palazzo abzulichten oder Poirots Leben vor und nach seinem nächsten großen Fall in Szene zu setzen.

Wenn der Meisterdetektiv im Film etwa auf seiner Dachterrasse hoch über der Stadt diniert, befindet er sich in Wahrheit auf der Dachterrasse des Palazzo Pisani, in dem heute das Konservatorium Venedigs untergebracht ist. Rund 200 Stufen muss man nehmen, ehe man den fantastischen Ausblick bis hin zum Meer genießen kann. Branagh und seiner Filmcrew blieb es jedoch erspart, die volle Distanz zu gehen - wenigstens einen Teil der Strecke nahm ihnen ein Aufzug ab.

Pressereise statt Interview-Marathon

So kann man die Werbetrommel für einen Film auch rühren.

So kann man die Werbetrommel für einen Film auch rühren.

(Foto: The Walt Disney Studios)

Um diese und andere Anekdoten mit Journalisten und Journalistinnen, Influencern und Influencerinnen zu teilen, lud der für "A Haunting in Venice" zuständige Filmverleih Disney zu einer Pressereise nach Venedig ein. Argwöhnische Stimmen munkeln, es könnte auch damit zu tun haben, dass wegen des Hollywood-Streiks gerade andere bewährte Maßnahmen nicht greifen, um für den Streifen die Werbetrommel zu rühren. Schließlich fallen derzeit auch bei anderen Blockbustern die sonst üblichen Interview-Marathons durch viele Länder reihenweise ins Wasser, weil die Stars sich weigern, sie anzutreten.

So schmiss etwa auch Kenneth Branagh bereits demonstrativ eine viel beachtete Premiere, um die Proteste zu unterstützen - die von Christopher Nolans "Oppenheimer", in dem er ebenfalls als Darsteller mitwirkte.

In die Rolle des Hercule Poirot ist Branagh unterdessen nun schon zum dritten Mal geschlüpft - nach "Mord im Orient Express" (2017) und "Tod auf dem Nil" (2022). Sollte der erhoffte Segen an der Kinokasse ausbleiben, ist eines wenigstens sicher: An der traumhaften Kulisse liegt es nicht, möge sie auch noch so verflucht sein.

"A Haunting in Venice" läuft ab sofort in den deutschen Kinos

Quelle: ntv.de

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