Details zur Krönung Charles strafft Prozedur und sorgt für mehr Bequemlichkeit
10.04.2023, 14:09 Uhr Artikel anhören
Charles hat die Krönungsprozession deutlich gekürzt - seine Mutter hatte die Fahrt in der Holzkutsche als fürchterlich bezeichnet.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
In gut vier Wochen werden Charles III. und seine Frau Camilla offiziell gekrönt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Und der Großteil der Zeremonie ist durchgeplant. Allerdings gibt es noch ein Detail, das den Organisatoren im Palast Kopfzerbrechen bereitet. Es geht um Harry und Meghan.
Das britische Königshaus hat gut einen Monat vor der Krönung von König Charles III. und seiner Frau Camilla neue Details zum Ablauf bekannt gegeben. Vieles davon folgt jahrhundertealten Traditionen - doch das Königshaus bemüht sich um auch um Akzente, die etwas näher am Alltag des 21. Jahrhundert sind.
So hat sich Charles III. für seine Krönungsprozession in der vergoldeten Staatskutsche für eine deutlich kürzere Route entschieden als seine Mutter Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren. Nach der Krönung in der Westminster Abbey am 6. Mai werden der Monarch und Camilla in der mehr als 260 Jahre alten und mehrere Tonnen wiegenden Holzkutsche zunächst am Parlament vorbeifahren, den Trafalgar Square streifen und über die Prachtallee The Mall zurück zum Buckingham-Palast fahren und dabei die Schaulustigen am Rande des Weges grüßen. Auch etliche Mitglieder verschiedener Regimente der Streitkräfte werden an der Prozession beteiligt sein.
"Quietscht wie eine alte Galeere"
Queen Elizabeth II. hatte in der Kutsche nach ihrer Krönung im Jahr 1953 eine rund vier Mal so lange Runde durch die Stadt gemacht, damit möglichst viele Bürgerinnen und Bürger teilhaben konnten. Sie beschrieb die Fahrt in der Staatskutsche im Nachhinein als "furchtbar". Das historische Holzgefährt wird von Lederriemen zusammengehalten und "quietscht wie eine alte Galeere", wie der zuständige Restaurator Martin Oates der britischen Nachrichtenagentur PA verriet.
Das aktuelle Königspaar hat sich - ebenfalls von der Tradition abweichend - dafür entschieden, nur die offizielle Krönungsprozession in der goldenen Kutsche zu absolvieren. Die Hinfahrt zur Westminster Abbey, wo um 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr MESZ) die Zeremonie beginnen soll, werden die beiden auf dem gleichen Wege in der deutlichen moderneren Diamond-Jubilee-Kutsche zurücklegen. Diese wurde zu Ehren des 60-jährigen Thronjubiläums von Queen Elizabeth II. im Jahr 2012 gebaut und hat PA zufolge eine Heizung, eine Klimaanlage und federt Erschütterungen besser ab. Sowohl der 74-jährige Charles als auch die 75-jährige Camilla hatten in der Vergangenheit bereits Rückenprobleme. "Die ausgewählten Kutschen spiegeln wider, dass die Prozession hin zur Abbey eher klein gehalten wird und die Prozession zurück zum Buckingham-Palast deutlich größer", sagte ein Palastsprecher.
Die große Prozession wird auch deutlich länger dauern, weil die goldene Kutsche nur in Schrittgeschwindigkeit fahren darf. Für die Windsor Greys, jene Pferde, die die Kutsche ziehen sollen, ist dies eine enorme Herausforderung. Matthew Power, der Chefkutscher des Königs, trainiert schon intensiv mit den Tieren. Dafür hängt er ihnen Gewichte um und lässt sie zu Pfiffen und Schreien laufen, um sie auf alle Umstände des großen Tages vorzubereiten, wie er PA erzählte. Es sind die gleichen Pferde, die die Kutsche auch zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen im vergangenen Jahr gezogen hatten, als die Kutsche mit einem Hologramm der Queen durch London fuhr. "Wenn etwas schiefgeht oder eines der Pferde ausbricht, dann merkt das der König natürlich", sagte Power.
Vor der abenteuerlichen Fahrt kommen bei der Krönung in der Westminster Abbey allerlei symbolträchtige royale Insignien zum Einsatz - darunter fünf Schwerter, die verschiedene Aufgaben des Monarchen symbolisieren, der Ring des Souveräns, spezielle Armbänder und natürlich die Kronen. Für Kritik könnte sorgen, dass Camilla ein Zepter halten wird, das teils aus Elfenbein besteht und damit im Widerspruch zu Prinz Williams Bemühungen gegen illegalen Handel mit Wildtieren steht. Aus dem Buckingham-Palast hieß es, dies sei der "Geschmack der Zeit" gewesen, als das Zepter mit der Taube im 17. Jahrhundert gefertigt worden sei.
Weniger geschichtsträchtig ist das Emoji, das der Palast für die Krönung vorstellte: Die bunte Animation der Edwardskrone, die Charles tragen wird, erscheint auf Twitter automatisch, wenn Nutzer #Coronation (#Krönung) und ähnliche Hashtags verwenden.
Auch die Gästeliste in der Westminster Abbey spiegelt wider, dass sich der Palast um einen modernen Anstrich bemüht: So steht darauf auch der 13-jährige Max Woosey, der seit drei Jahren im Garten seiner Eltern im Zelt schläft und damit Spenden für ein Hospiz sammelt. Er ist einer von etlichen eingeladenen Trägern der British-Empire-Medaille, die für besondere Leistungen für die Gemeinschaft verliehen wird.
"Es wird sich relativ modern anfühlen - für eine Krönung", sagte die Royal-Historikerin Tracy Borman der BBC. Bei zwei Plätzen im Sitzplan ist weiterhin offen, ob sie in Anspruch genommen werden oder nicht: Charles jüngerer Sohn Harry und seine Frau Meghan haben - soweit öffentlich bekannt ist - immer noch nicht zu- oder abgesagt, was die Organisatoren Insidern zufolge in zunehmende Nervosität versetzt.
"His Majesty" selbst zeigte sich am Wochenende dagegen ganz entspannt: "Frohe Ostern", rief er Schaulustigen nach dem Kirchgang in Windsor am Ostersonntag und winkte lächelnd. Die Royals verbrachten die Feiertage im großen Familienkreis - allerdings ohne die Abtrünnigen in Kalifornien.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa