Nach Corona und Tod der Eltern Christian Kahrmann erhält Hassnachrichten
15.11.2021, 15:27 Uhr
Würde gerne bald wieder arbeiten: Christian Kahrmann.
(Foto: picture alliance /)
Im Frühjahr infiziert sich Christian Kahrmann mit Corona und liegt lange im künstlichen Koma. Danach erfährt er vom Covid-Tod seines Vaters, wenig später stirbt seine Mutter an Krebs. Im Internet schlagen ihm anschließend Hass und Häme entgegen.
Im März 2021 infizierte sich Christian Kahrmann mit dem Coronavirus und erkrankte in der Folge schwer an Covid-19. Über zwei Wochen lag er im künstlichen Koma, kämpft bis heute mit den Folgen der Krankheit. Zu schaffen machen ihm aber vor allem auch zahlreiche Hassnachrichten, die ihn seit dieser Zeit erreichen.
"Schade, dass du nicht an Corona verreckt bist!" und ähnliche Beschimpfungen treffen immer wieder bei ihm ein. Grund dafür ist, dass man ihn in der Öffentlichkeit zu Unrecht für den Tod seiner Eltern verantwortlich machte. Über diese Erlebnisse spricht er derzeit nicht nur in der RTL-Show "Unbreakable", sondern auch in einem Interview mit dem Sender.
Wunsch nach Lebensfreude
Was er sich gerade zurückwünsche, sei Normalität und "Lebensfreude", so der ehemalige "Lindenstraße"-Star. Beides sei ihm in dieser Zeit abhanden gekommen. Auch arbeiten würde er gern wieder. Momentan sei er aber täglich beim Arzt, wie er weiter berichtet. "Im Moment kümmere ich mich eigentlich mehr um die psychischen Auswirkungen dieses Erlebten und dieses Traumas."
Der in Berlin lebende Schauspieler und Gastronom hatte sich seit Beginn des Jahres vermehrt um seine in Köln lebenden Eltern gekümmert. "Meine Mutter hatte Krebs und ist verlegt worden in ein Hospiz." Und so fuhr Kahrmann immer wieder ins Rheinland, um seinem Vater beizustehen. Anfang März zurück in Berlin erkrankte Kahrmann, am 7. März war sein Corona-Test positiv. Danach wurde sein Zustand immer schlimmer, fährt er fort. Bis am 18. März Handlungsbedarf bestand: "Ich habe keine Luft mehr bekommen, hatte 40 Fieber. Und dann kam der Krankenwagen. (...) Ich habe da vielleicht noch nicht so direkt ans Sterben gedacht, aber ich wusste, es ist ernst."
Am nächsten Morgen legten ihn die Ärzte ins künstliche Koma - für 17 Tage. In dieser Zeit baute Kahrmann körperlich stark ab, verlor 15 Kilogramm. Und es blieben auch äußerliche Narben - darunter die von einem Luftröhrenschnitt und zwei am Kinn vom Liegen auf dem Tubus. Eine weitere Narbe hat er an der Lippe, die Folge eines Schlauchs, der den Sauerstoff in den Tubus führt.
"Verarbeitet ist das noch nicht"
Als er ins Krankenhaus kam, wusste Christian Kahrmann noch nichts von der Infektion seines Vaters, der am selben Tag in eine Kölner Klinik eingeliefert wurde. Er verlor am 21. März den Kampf gegen Covid-19, was sein Sohn erst Ende April von seiner Schwester erfuhr. Die Ärzte hatten der Familie geraten, damit zu warten. "Ich hätte mich einfach nur gerne von ihm verabschiedet", sagt der Schauspieler und kämpft mit den Tränen.
Wenig später starb auch seine Mutter an den Folgen ihrer Krebserkrankung. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der zweifache Vater gerade in der Reha. "Das ist für mich noch immer nicht greifbar. Verarbeitet ist das noch nicht", sagt er heute. Im Anschluss häuften sich die Schlagzeilen, er habe seine Eltern auf dem Gewissen, habe die Familie infiziert, denn auch Schwester und Mutter hatten das Virus. Zahlreiche Hassmails sind die Folge. Die Leute wünschen Kahrmann den Tod und finden, "es geschehe ihm recht". So sehr er auch versuche, es nicht an sich heranzulassen, es mache etwas mit ihm, gibt er zu.
Die neuesten Bilder vom Karnevalbeginn in Köln am vergangenen Donnerstag machen den 49-Jährigen wütend und bestürzt. "Ich habe früher auch gerne Karneval gefeiert, aber das ist sowas von gefährlich, und wir werden dafür die Quittung kriegen", ist er sich sicher.
"Unbreakable - Wir machen dich stark!" ist auf RTL+ abrufbar.
Quelle: ntv.de, nan/RTL