Hamburg-Show jetzt preiswerter "Harry Potter"-Theater verzaubert mit Neuauflage
21.12.2022, 10:54 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Magie und Illusionen sorgen in "Harry Potter und das verwunschene Kind" für ein einmaliges Erlebnis.
(Foto: Manuel Harlan)
Bei Kritikern und Publikum kann "Harry Potter und das verwunschene Kind" den Erfolg der Bücher und Filme auf der Theaterbühne fortführen. Ab dem 19. Februar läuft das Stück in Hamburg in einer abgespeckten Version. Kann sie mit dem fünfeinhalbstündigen Vorgänger mithalten?
2011, vor fast zwölf Jahren, wurde die "Harry Potter"-Filmreihe mit "Die Heiligtümer des Todes - Teil 2" abgedreht. Doch wer glaubt, dass die Geschichte rund um den gleichnamigen Zauberer und seine Freunde im Kampf gegen die dunkle Magie damit zu Ende erzählt war, irrt. Denn statt ihre Romane mit dem Sieg gegen Lord Voldemort zu beenden, schrieb die Autorin JK Rowling noch einen kurzen Epilog. Dieser spielt 19 Jahre nach der großen Schlacht um die Zauberschule Hogwarts am bekannten Gleis 9 ¾ - und stellt die Hauptfigur Harry Potter als erwachsenen Familienvater und seinen elfjährigen Sohn, Albus Severus, vor.
Aus eben jenem Epilog entwickelten die beiden britischen Produzenten Colin Callender und Sonia Friedman die Idee für ein Theaterstück. "Wir fanden, dass JK Rowling die Tür nicht geschlossen, sondern auf eine bewusste oder unbewusste Weise offengelassen hat", erklärt Callender im Gespräch mit ntv.de in New York. "Und wir hatten Recht. Sie hatte noch viel mehr zu all dem zu sagen." Dabei sei allen Beteiligten wichtig gewesen, die Filme nicht noch einmal für die Bühne neu zu erzählen, sondern mit allseits bekannten und neuen Charakteren in eine ganz neue Geschichte einzutauchen.
"Eine der Herausforderungen war von Anfang an, ein Stück zu schreiben, das sowohl Harry-Potter-Fans anspricht, ohne auf sie herabzuschauen, und dennoch für den Nicht-Harry-Potter-Fan - also Leute, die weder die Bücher noch die Filme kennen - zugänglich zu sein", so Callender. "Das war ein ziemlicher Drahtseilakt, denn einerseits muss man erklären, wer die verschiedenen Leute sind und es braucht eine Hintergrundgeschichte, um zu verstehen, was auf der Bühne passiert. Aber wenn man zu viel erklärt, langweilt man diejenigen, die die Bücher und die Filme kennen."
Ein wahres Highlight

Albus Severus Potter (r.) entwickelt sich zu einem echten Problemkind.
(Foto: imago images/Eventpress)
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Im Mittelpunkt von "Harry Potter und das verwunschene Kind" von Rowling, Jack Thorne und John Tiffany steht Albus Severus - ein klassisches, problembehaftetes Mittelkind, schüchtern und voller Angst, in seinem ersten Schuljahr in Hogwarts in das als böse angesehene Slytherin-Haus zu kommen. Dass sein Vater der bekannteste Magier aller Zeiten ist, macht den Druck auf ihn nicht geringer. Im Hogwarts-Express freundet er sich mit Scorpius Malfoy, dem Sohn des früheren Erzfeindes seines Vaters, Draco Malfoy, an. Die beiden Jungen werden prompt zu den größten Außenseitern der Schule und stellen bei einem waghalsigen Versuch, die Vergangenheit zu verändern, die Welt der Magier gehörig auf den Kopf.
Neben der packenden Story sind es jedoch die vielen einzelnen Komponenten, die aus dem Stück ein einmaliges magisches Spektakel machen, bei dem man kaum zu blinzeln vermag. "Wir sind keine Hightech-Show, aber hinter den Kulissen wird hart gearbeitet, um es auf der Bühne einfach aussehen zu lassen", klärt Callender auf. Bei der Planung des Stücks wurden von Anfang an Sound- und Lichtdesigner, Kostümbildner, Make-up-Artists, Bühnenbildner und Bewegungsdirektoren beteiligt, die allesamt so harmonisch miteinander arbeiten, sodass die Illusionen - "so einfach sie auch sind" - aussehen wie von Zauberhand.
Sowohl beim Publikum als auch bei Kritikern konnte die achte Geschichte von Rowlings Saga den Erfolg der Bücher und Filme auf der Bühne fortführen. In Großbritannien räumte "Harry Potter und das verwunschene Kind" nach seiner Uraufführung im Juli 2016 neun Olivier Awards ab, darunter als bestes Theaterstück und für die beste Regie, und wurde so zur meist prämierten Produktion aller Zeiten. Am New Yorker Broadway avancierte es 2018 mit insgesamt 25 Tony Awards in sechs Kategorien zur meist ausgezeichneten Produktion der Saison. Und auch in Hamburg, wo die Erzählung seit Dezember 2021 in der deutschen Fassung erstmals als nicht-englischsprachige Produktion aufgeführt wird, erhielt sie kürzlich den renommierten deutschen Live-Entertainment-Award (LEA) als "Show des Jahres 2020/2021".
Ab sofort zugänglicher für Fans
Die atemberaubende Geschichte um Albus Severus Potter und Scorpius Malfoy, die sich in eine gefährliche Abwärtsspirale begeben, hatte jedoch auch ihre Nachteile. Denn mit einer Spielzeit von fünfeinhalb Stunden an zwei Spieltagen ist die Produktion nicht nur äußerst lang, sondern für viele Fans mit einem stolzen Ticketpreis von derzeit rund 200 Euro auch nicht zu bezahlen. Mal eben mit der Großfamilie von außerhalb anreisen? Schwierig. Den Corona-Lockdown nutzten Regisseur John Tiffany und Autor Jack Thorne deshalb, um "unser Stück nochmal mit neuen Augen zu betrachten und unter die Lupe zu nehmen". Das Ziel: Die Geschichte für das Publikum zugänglicher zu machen, es so gut es geht zu kürzen und "dabei ihr Herz, ihre Seele und ihre Magie zu bewahren."
"Bei der Entscheidung ging es nicht darum, aufgrund der Pandemie Kosten zu senken. Wir geben jetzt sogar viel mehr aus", betont Matthias Lienemann, Geschäftsführer des Mehr! Theaters in Hamburg bei ntv.de. Denn trotz der Kürzung bleiben die eigentliche Inszenierung der Show und ihre Komponenten gleich. Soll heißen: Es fallen zwar ein paar beliebte Charaktere weg. Da viele Darstellerinnen und Darsteller jedoch Doppelrollen spielten, benötigt der Einteiler aufgrund der Zeiteinsparung einen größeren Cast. Auch hinter den Kulissen werde die Crew erweitert, "weil Änderungen an Kostümen oder am Set schneller passieren müssen", erklärt Produzent Colin Callender.

Außenseiter, aber zumindest haben sie sich: Albus Severus und Scorpius.
(Foto: imago images/Andre Lenthe)
In den USA, Australien und Japan läuft die neue, dreieinhalbstündige Version bereits seit einigen Monaten - und das mit vollem Erfolg. Am Mehr! Theater feiert der Einteiler am 19. Februar 2023 seine Premiere. Harry-Potter-Fans, die nun befürchten, dass durch die Kürzungen Charakterentwicklungen untergraben werden könnten, kann Callender beruhigen. "Tatsächlich denke ich, dass das Gegenteil der Fall ist, weil einige Schlüsselszenen jetzt schärfer im Fokus sind als in der längeren Version." Einige Teile der Geschichte verliefen jetzt "stromlinienförmiger", so Callender. "Die schwierige Beziehung zwischen Vater und Sohn und die tiefe Freundschaft zwischen den beiden Jungen."
Die Vorteile, die das abgespeckte Theaterstück mit sich bringt, hätten sich sofort bemerkbar gemacht, berichtet Callender: "Es steht außer Frage, dass die beiden Teile in gewisser Weise eine Eintrittsbarriere für bestimmte Mitglieder des Publikums darstellten. Mittlerweile kommen viel mehr Familien zu uns, weil sie mit einer Show deutlich mehr Zeit und Geld sparen." Mit einem neuen Preis von 59,90 Euro pro Ticket kann "Harry Potter und das verwunschene Kind" so noch im kommenden Jahr ein Erlebnis für die ganze Familie werden.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 19. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de