"Es war sehr, sehr toxisch" Heard bleibt "bis zum Tod" bei ihrer Version
14.06.2022, 19:07 Uhr
Amber Heard (l.) beharrt in einem NBC-Interview auf ihren Aussagen.
(Foto: picture alliance/dpa/NBC News/AP)
Erstmals nach dem Urteil im Verleumdungsprozess zwischen ihr und Johnny Depp nimmt Amber Heard ausführlich Stellung. Dabei räumt sie ein, viele Fehler gemacht zu haben. Sie habe aber stets die Wahrheit gesagt. Dass ihr Ex sie nicht geschlagen habe, sei eine Lüge, beteuert sie.
Der Sender NBC hat den kompletten ersten Teil eines Interviews mit Amber Heard veröffentlicht, in dem sich die Schauspielerin erstmals nach dem Urteil im Verleumdungsprozess zwischen ihr und Johnny Depp ausführlich im Fernsehen äußert. "Bis zum Tag meines Todes werde ich zu jedem Wort meiner Aussage stehen", erklärt die 36-Jährige darin.
Viele "wirklich wichtige Beweise" ihrer Seite seien in dem Prozess nicht zur Sprache gekommen, sagt Heard. Depps Anwälte hätten "gewiss einen besseren Job gemacht, die Jury von den wirklichen Problemen abzulenken", als ihre Verteidigung. Sie habe "den Preis dafür gezahlt", die Wahrheit über eine mächtigere Person gesagt zu haben.
Heard hatte bereits unmittelbar nach dem Urteil auf ihrer Instagram-Seite erklärt, Depps Anwälte hätten die Jury dazu gebracht, die "Schlüsselfrage der Redefreiheit" zu übersehen und Beweise zu ignorieren. "Ich bin untröstlich, dass der Berg an Beweisen immer noch nicht ausreichend war, um sich der unverhältnismäßigen Macht und dem Einfluss (...) meines Ex-Mannes entgegenzustellen", schrieb Heard unter anderem.
"Ich habe reagiert"
Im Prozess hatten sich die beiden Ex-Eheleute gegenseitig häusliche Gewalt vorgeworfen. Heard beteuert nun, sie habe nie physische Auseinandersetzungen zwischen den beiden angezettelt, "ich habe darauf reagiert". Depp hatte vor Gericht beteuert, seine frühere Lebensgefährtin nie geschlagen zu haben. Im NBC-Interview wird Heard nun direkt gefragt: "Ist das eine Lüge?" Die Schauspielerin antwortet: "Ja, das ist es."
Sie habe während der Beziehung mit Depp "scheußliche, bedauerliche Dinge" getan und gesagt, räumt Heard ein. Sie habe sich teils "schrecklich" verhalten und sich fast selbst nicht wiedererkannt. Vieles bedauere sie, sagt Heard und gesteht, zu der toxischen Beziehung der beiden zur Hälfte beigetragen zu haben.
"Es war hässlich, konnte aber auch wunderschön sein", führt Heard über die gemeinsame Zeit mit Depp aus. "Es war sehr, sehr toxisch. Wir waren schrecklich zueinander", fügt sie hinzu. Und: "Ich habe viele, viele Fehler gemacht. (...) Aber ich habe immer die Wahrheit erzählt."
Zweiter Teil am Mittwoch
Das Interview mit Heard wird in zwei Teilen gezeigt. Nach der ersten Hälfte vom heutigen Dienstag wird die zweite Hälfte am Mittwoch zu sehen sein. Bereits am Montag waren erste Ausschnitte aus dem Gespräch veröffentlicht worden. In ihnen hatte sich Heard unter anderem über den gegen sie gerichteten Hass in Online-Netzwerken beklagt.
Johnny Depp und Amber Heard hatten 2015 geheiratet. 2016 folgte die Trennung, 2017 die Scheidung. Eine Jury gab dem 59-Jährigen am 1. Juni in einem Verleumdungsprozess gegen Heard in den USA zu einem großen Teil recht. Depp hatte Heard wegen eines Beitrags in der "Washington Post" verklagt, in dem sie behauptet hatte, Opfer häuslicher Gewalt zu sein. Sie hatte ihn nicht namentlich erwähnt, die Geschworenen urteilten jedoch, dass sie sich der Verleumdung schuldig gemacht hat.
Heard sollte als Strafe 15 Millionen US-Dollar an Depp überweisen. Wegen geltender Gesetze in Virginia, wo der Prozess stattfand, muss sie aber nur 10,35 Millionen aufbringen. Auch Depp wurde eine Strafe auferlegt - in Höhe von zwei Millionen US-Dollar. Heards Anwältin erklärte, ihre Mandantin wolle gegen das Urteil in Berufung gehen. Die Schauspielerin könne den Betrag "definitiv nicht" zahlen.
Quelle: ntv.de, vpr/spot