
Die neue Geste für den "doppelten Stinkefinker": Schöne Grüße von Stefan Raab (RTL)
Stefan Raab ist wieder da - und mit ihm sein spöttisch-frecher Humor. Während Kritiker ihn als "ewig gestrig" abtun, feiern ihn Fans als "Erlöser" aus einem Korsett, was Comedy heute (noch) darf. Die Promi-Kolumne dieses Mal über einen Mann, der in der "Passion" von unserem RTL der beste Quoten-Jesus aller Zeiten sein könnte!
Keiner kommt in diesen Tagen an ihm vorbei. Er ist wieder da - Stefan Raab, der gnadenlose Karrierist mit dem breiten, ansteckenden Grinsen. Der Mann, der gerade eben erst der ehemaligen Profi-Boxerin ein "pa aufs Maul" gehauen und mit den Lyrics gleich einen Erfolgssong hingebrettert hat. Der Mann, der jetzt ironisch-frech witzelt, "der neue Chef von RTL" zu sein.
Viel ist in den letzten Tagen über das TV-Mastermind geschrieben worden. Natürlich ging das große mediale Interesse anfangs vor allem einher mit der Neugier, wie der heute 57-Jährige nach seinem Abschied aus dem TV-Geschäft im Jahre 2015 überhaupt aussieht. Dann stieg er gottgleich von einer überdimensionalen Treppe in einen Boxring, ließ sich vermöbeln und feierte seinen dritten verlorenen Boxkampf wie einen Sieg. Und die Einschaltquoten gaben ihm recht.
Die neue Show "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab" gibt es exklusiv im Stream auf RTL+ zu sehen.
Nun ist Raab wieder auf der großen Bühne zurück, zwar nicht im linearen TV, sondern "nur" auf der Streaming-Plattform RTL+, aber es ist mit Sicherheit nur eine Frage der Zeit, bis der "neue Chef von RTL" auch wieder in der regulären Glotze zu sehen sein wird.
Raabs neue Show: provokant, musikalisch - vertraut!
An diesem Mittwoch nun lief nach dem großen TV-Comeback also seine neue, groß angekündigte Show "Du gewinnst hier nicht die Million" - eine Mischung aus "TV-Total" und "Schlag den Raab", kombiniert mit Einlagen, die wieder einmal sein musikalisches Ausnahmetalent zeigen. Ob das am Ende wirklich alles ausreicht, um die Leute dauerhaft zum Einschalten zu bewegen, wird die Zeit zeigen. Man muss den Metzgerssohn mit dem breiten Lächeln nicht mögen, aber seine Fähigkeit, noch immer so zu polarisieren, dass es die Leute umtreibt, ist vielleicht eine seiner größten Stärken.
Denn in einer Zeit, in der viele Künstler und Moderatoren sich der "Wokeness" unterordnen, wirkt Raab wie ein ungezügelter Anachronismus, einer, der sich nicht verbiegt und allem zum Trotze "raabt", wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Während ihn die einen als ewig gestrigen Provokateur sehen, der Frauen als "Tussis mit Haarspray" bezeichnet, feiern ihn die anderen für seine schonungslose Art und seinen ganz eigenen, "dreckigen Humor". Einer gewissen Schnappatmung in Medienhäusern mit politischer Korrektheit und der Bevormundung, was heutzutage Humor ist, kann sich das lustige Großmaul sicher sein. Mimimi, Stefan Raab hat einen bösen Witz gemacht. Ist der vielleicht misogyn gewesen?
Oder ist es vielleicht sogar Age-Shaming, wenn er sich über den Poptitan lustig macht? Man kann sich darüber gerne echauffieren und ellenlange Abhandlungen über Anstand und Moral schreiben oder einfach sagen: Gut, dass endlich einer ausspricht, was viele denken. Dieter Bohlens weichgezeichnetes TV-Konterfei wirkt für einen 70-Jährigen schon ein bisschen lächerlich. Aber auch hier: Der Komponist wird es gewiss mit Humor nehmen. Er hat Raab RTL schließlich wärmstens empfohlen.
Respektlos und erfolgreich: Raabs bewährte Formel
Moralkeule? Zieht bei einem wie Raab nicht. Sein Erfolg ist der beste Beweis dafür, dass die Leute es satthaben, sich belehren zu lassen, worüber sie zu lachen haben und worüber nicht. Raab macht sich über alles und jeden lustig. Niemand ist vor ihm sicher. Und wer jetzt meint, nur weil er nun "bei RTL zu Hause ist", würde er die neuen Familienmitglieder verschonen, irrt. Denn Raab ist sich treu geblieben. Und so steht es vor allem seinem neuen Sender gut zu Gesicht, ihn gewähren zu lassen, etwa, wenn er das hauseigene Reality-Personal ironisch auf die Schippe nimmt. Wer ist bitte Calvin Kleinen? Muss man den kennen? Ist der prominent?
Es ist nämlich nichts anderes als eine kluge, im Witz verpackte Medienkritik, wie Raab gegen das Reality-TV und seine Protagonisten stichelt. Der neue Bachelor? Warum nicht Stefan Raab? Er ist jetzt schließlich auch "Influencer"! Scherze über Natascha Ochsenknecht und ihre Söhne "Judas" und "Speedy Gonzales"? Selbstverständlich! Erst recht, wenn der Moderator selbst ironisch damit liebäugelt, demnächst in "Die Passion" Jesus spielen zu wollen. Ja, Sie lachen! Aber es würde auch niemanden wundern, wenn es tatsächlich genau so passieren und der Musiker Joey Kelly an des neuen Heilands Seite die Heilige Jungfrau Maria mimen würde.
Kritiker sagen, unser RTL sei verzweifelt, einen Provokateur von gestern die Zukunft im Sender mitgestalten zu lassen. Die Quoten aber sprechen eine ganz andere Sprache. Es hat ein bisschen was von: Der verlorene Sohn ist heimgekommen und zerlegt dafür angestaubtes Inventar. Aber wir leben auch in einer Welt, in der man nicht mehr gedankenverloren einfach alles wegschmeißt. Die Devise lautet: Upcycling. Dass Raab Altes und Neues gut zusammenklöppeln kann, hat er mit dem Auftakt seiner neuen Show bewiesen.
Dafür macht er selbst vor den Öffentlich-Rechtlichen nicht Halt und knöpft sich eines ihrer bekanntesten Gesichter vor. Der unangefochtene Schlagerbarde und Traumschiff-Kapitän Florian Silbereisen, einer der schlechtesten Schauspieler überhaupt, wird Dauer-Opfer von Raabs gnadenlosen Lachern.
Man mag gern mit seinem verbissenen Ehrgeiz hadern, mit seiner Respektlosigkeit gegenüber jedweden Autoritäten oder aber auch mit seiner Ignoranz gegenüber jenen, die vorgeben wollen, wie Humor heute auszusehen hat. Das alles ändert nichts an der Tatsache, dass wir jemanden wie ihn, der lustvoll in das Becken unserer erhitzten Debattenkultur pinkelt, dringend brauchen.
An alle, die sich an dem Wort "Tussis" stören: Vielleicht solltet ihr ab und an einfach mal ein paar "A***f***songs" hören! Raab polarisiert und provoziert wie eh und je. Seine Rückkehr zeigt, dass er es noch immer versteht, den Nerv der Zuschauer zu treffen.
Quelle: ntv.de