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Der 67. Deutsche Filmpreis Lolas im Zeichen der Frauen

Die Präsidentin der Filmakademie, Iris Berben, bei der Verleihung 2016.

Die Präsidentin der Filmakademie, Iris Berben, bei der Verleihung 2016.

(Foto: dpa)

In Berlin werden die Besten der Filmbranche geehrt. Es könnte glatt passieren, dass eine Menge Frauen unter den Ausgezeichneten sind. Als i-Tüpfelchen kommt noch jemand, der gerne über den Präsidenten der USA wettert. Und das kurz nach Ivankas Besuch.

Großer Auftritt für die Stars der Filmbranche. Mehr als 2000 prominente Gäste werden am 28. April zur Lola-Verleihung in Berlin erwartet. Kinofilme, die teils auch im Ausland Furore machten, gehören zu den Favoriten für den 67. Deutschen Filmpreis. Schauspielerin und Musikerin Jasmin Tabatabai moderiert die Gala im Palais am Funkturm. Und mit Oscar-Preisträger und Trump-Kritiker Michael Moore ("Bowling for Columbine", "Michael Moore in TrumpLand") als Laudator wird es garantiert auch wieder politisch auf der Bühne.

Die Lola 2017 stehe ganz im Zeichen der starken Frauen, so die Filmakademie. Von den sechs nominierten Filmen in der Königskategorie Bester Spielfilm stammen drei von Regisseurinnen. Es konkurrieren Maren Ade, Anne Zohra Berrached und Nicolette Krebitz miteinander.

Mit Maren Ades Tragikomödie "Toni Erdmann" geht ein absoluter, bereits vielfach prämierter Kritikerliebling ins Lola-Rennen - der allerdings die Goldene Palme in Cannes und den Oscar trotz Favoritenrolle verpasste. Überholt, was die meisten Nominierungen beim Deutschen Filmpreis angeht, wurde das Vater-Tochter-Drama mit Sandra Hüller und Peter Simonischek von einem anderen Film: Das ironische Drama "Die Blumen von gestern" von Chris Kraus geht mit gleich acht Nominierungen an den Start.

Der Film mit Lars Eidinger als krisengeschütteltem Holocaust-Forscher hängte damit Nicolette Krebitz' beim amerikanischen Sundance-Festival gelaufenes Drama "Wild" (sieben Nominierungen) und überraschend auch Ades "Toni Erdmann" (sechs Nominierungen) ab. Alle drei Filme sind für den besten Spielfilm nominiert. In dieser Kategorie haben auch das Abtreibungsdrama "24 Wochen" von Anne Zohra Berrached, das Roadmovie "Tschick" von Fatih Akin und die Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" von Simon Verhoeven Chancen auf die Lola.

Verhoeven ist ein Preis schon sicher: Er erhält die Lola für den besucherstärksten deutschen Film. "Willkommen bei den Hartmanns" lockte nach Angaben der Deutschen Filmakademie mehr als 3,5 Millionen Zuschauer in die Kinos. Die Schnittmeisterin Monika Schindler ("Nachtgestalten", "Freier Fall") wird mit der Ehren-Lola geehrt. Über die weiteren Lola-Gewinner entscheiden die 1850 Akademie-Mitglieder. Die Lola ist mit insgesamt knapp drei Millionen Euro Preisgeldern der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. 

Und hier die Nominierten

Als beste Schauspielerinnen sind Sandra Hüller ("Toni Erdmann"), Julia Jentsch ("24 Wochen") und Lilith Stangenberg ("Wild") nominiert. Hoffnung auf eine Lola als bester Schauspieler können sich Lars Eidinger ("Die Blumen von gestern"), Peter Simonischek ("Toni Erdmann") und Bruno Ganz ("In Zeiten des abnehmenden Lichts") machen. Als bester Kinderfilm sind "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" von Andreas Dresen und "Auf Augenhöhe" von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf nominiert. Um die Lola für den besten Dokumentarfilm bewerben sich "Berlin Rebel High School" von Alexander Kleider, "Cahier Africain" von Heidi Specogna und "No Land's Song" von Ayat Najafi.

Nach der Preis-Gala wird traditionell ausgiebig gefeiert. Bei der Lola-Party darf dieses Mal an Spieltischen der Spielbank Berlin auch das Glück herausgefordert werden - der Erlös gehe an "Jugend rettet", eine Studenten-Organisation, die Geld zur Seenotrettung auf dem Mittelmeer sammelt, kündigte die Filmakademie an.

"Bin ich hier weil ich Brüste habe?"
Maren Ade, ausgezeichnet.

Maren Ade, ausgezeichnet.

(Foto: imago/Future Image)

Zum Thema Frauen und Film gibt es unter den nominierten Frauen übrigens große Meinungsverschiedenheiten: Maren Ade macht sich für eine Frauenquote in der Filmbranche stark. "Es werden einfach viel zu wenig Filme von Frauen gemacht", sagte Ade in einem Interview mit dem "Tagesspiegel". "Frauen müssen einfach mehr drehen können, allen Familiengründungen zum Trotz."

Anne Zohra Berrached hat keine Lust auf Opferrolle.

Anne Zohra Berrached hat keine Lust auf Opferrolle.

(Foto: dpa)

Regisseurin Anne Zohra Berrached sieht geballte Frauenförderung wie beim Bayerischen Filmpreis skeptisch. "Es ist süß gemeint, reduziert uns aber auf unser Geschlecht", sagte Berrached in demselben Interview.

"Fernsehredakteure betonten manchmal: 'Ich arbeite sehr gerne mit Frauen'. Ich frage mich dann: Bin ich jetzt hier, weil ich Brüste habe oder ein gutes Projekt?".

Nicolette Krebitz bewältigt Alltags-Aufgaben gerne alleine.

Nicolette Krebitz bewältigt Alltags-Aufgaben gerne alleine.

(Foto: dpa)

Die ebenfalls nominierte Nicolette Krebitz sagt mit Blick auf die Debatte zur Stärkung von Kinofrauen: "Ich habe mich irgendwann entschieden, diese Opferrolle nicht anzunehmen. Ich möchte nicht ständig in der Öffentlichkeit darüber zetern, dass Frauen bei der Vergabe von Geldern und Positionen benachteiligt sind. Damit manifestiere ich nur dieses Bild."

Maren Ade fasst zusammen: "50 Prozent muss das Ziel sein, auch wenn es nicht sofort umsetzbar ist. Einfach auch um herauszufinden, woran es liegt. Wenn am Ende herauskommt, dass wir selber schuld sind, bitte, dann haben wir es schwarz auf weiß. Außerdem wäre endlich Schluss mit Frauenpreisen und all den Panels und Interviews zur Frauenfrage."

Quelle: ntv.de, soe/dpa

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