Lena Hoschek im Gewächshaus Models zwischen Liane und Kaktus
19.01.2018, 15:15 Uhr
Im Gewächshaus: Lena Hoschek erfüllt sich ihre Träume, einen nach dem anderen.
(Foto: dpa)
Wir sitzen zwischen Aristolochia tricaudata (Dreischwänzige Pfefferblume) und Costus cuspidatus (Feuerroter Costwurz). Wir reden über Blumen, Babys und Biobaumwolle. Eine schönere Atmosphäre als den Botanischen Garten in Berlin kann man sich kaum vorstellen für eine Modenschau. Und eine entspanntere Designerin auch nicht. Im letzten Sommer bekam Lena Hoschek ihr Baby und deswegen war sie auch nicht in Berlin, als ihre wunderbare, hippiehafte und ungarisch inspirierte Sommerkollektion gezeigt wurde. n-tv.de war dort - und deswegen sind die Erwartungen an die diesjährige Kollektion auch hoch. Diesen Einwand lacht die 36-jährige Österreicherin, deren Hauptaugenmerk auf luxuriösen Materialien und der Liebe zum Detail liegt, herzlich weg - und schwärmt lieber von Baby Johann, das sie mit ihrem Mann in die Off-Location der sonst so geschäftigen Fashion Week nach Berlin begleitet hat. Hoschek zeigt Couture, wagt sich weiter und bleibt sich dennoch treu: "Schuster, bleib' bei deinen Leisten", sagt sie sich. Doch zuerst mal die Frage nach dem ungewöhnlichen Ort - einem Gewächshaus mit tropischen Temperaturen, das sicher noch nie so viele gut angezogene Menschen auf einmal in seinem Grün beherbergt hat wie an diesem Tag.
n-tv.de: Ich hab' schon ganz nasse Haare ...
Lena Hoschek: Die Luft ist aber gut für den Teint (lacht).
Wie sind Sie denn nur auf diesen außergewöhnlichen Ort gekommen?
Ach, ich arbeite ja mindestens ein halbes Jahr an einer Kollektion und da habe ich dann so verschiedene "Mood Boards", auf denen ich meine Ideen sammle. Und der Arbeitstitel für meine jetzige Kollektion war "Botanicals". Daraus wurde "Wintergarden", aber es liegt dann schon nahe, an ein Gewächshaus zu denken, oder?Den Wunsch hatte ich übrigens schon lange, meine Mode in einem Wintergarten zu zeigen.
Letztes Jahr im Sommer waren Sie nicht in Berlin ...
... ja, das war kurz vor der Geburt von Johann und ich habe meine Show im Livestream gesehen. Da waren wir noch offizielles Mitglied der Berliner Fashion Week.
Was heißt das, jetzt nicht mehr?
Naja, es hat alles ein wenig nachgelassen, finde ich.
Inwiefern?
Das Zelt anfangs war großartig. Dann wurde das Zelt immer kleiner und wir mussten Jahr für Jahr immer mehr Gästen absagen. Der Veranstalter hat sehr viele Tickets für seine eigenen Gäste gebraucht und die Sponsoren, aber das war egal, es war immer großartig organisiert von IMG. Aber - ganz ehrlich - mich haben die Gäste gestört (lacht).
Oh ...
Ja, als ich das dann letztes Mal im Livestream gesehen habe, so aus der Ferne, da habe ich ganz oft gedacht: Wer sitzt denn da bitteschön (lacht)? Man hat das ja eh nicht komplett im Griff, aber dann habe ich beschlossen: Ich machs allein. Ich wollte es exklusiver, ich wollte einen Hintergrund, wo jedes Foto gut zur Geltung kommt. Ich wollte sozusagen einen würdigen Rahmen für meine Kollektion schaffen.
Trotzdem, der Botanische Garten kommt einem jetzt nicht sofort in den Sinn, wenn man an Mode denkt ...
Ich liebe Botanische Gärten, ich gehe in jeder Stadt in einen, wenn es einen gibt. Selbst in Palermo war ich in einem Botanischen Garten.
Und in Marrakesch bei Yves Saint Laurent im Jardin Majorelle?
Da muss ich noch hin!
Was war anders in der Vorbereitung?
Das ist schon etwas mehr Arbeit für mein Team, aber wir haben hier auch nur 150 Plätze. Und insofern brauchen wir keine weitere Unterstützung, das hat mein Team alles im Griff (lacht).
Und was ist jetzt anders gelaufen, wenn man sich so ein bisschen abkoppelt vom restlichen Betrieb der Fashion Week?
Ganz ehrlich? Ich hätte mir ein bisschen mehr Unterstützung von der Stadt Berlin erhofft. Es war auch alles so lange unklar, wie und wann überhaupt alles stattfindet. Für die Terminbuchung war das unglaublich schwer. Und für den Ablauf ist das kompliziert, denn viele Gäste und auch Journalisten wollen schließlich zu mehreren Shows an einem Tag ...
... stimmt ...
.. das ist logistisch eine große Herausforderung, freundlich ausgedrückt. Aber für mich ist das hier das Paradies, alles ist wie einem Winterschlaf, sogar ein bisschen Schnee ist gefallen, das Licht ist fantastisch.
Designt es sich denn eigentlich anders mit einem Baby?
Ja, schon, man versucht, noch nachhaltiger zu sein, noch umweltbewusster. Und ein anderer großer Unterschied ist: Ich habe mich so schön gefühlt, als ich schwanger war (lacht). Das war eine tolle Zeit, ich habe es sehr genossen, schwanger zu sein. Auch wenn ich gegen Ende Schmerzen hatte, der Johann hat ganz schön kräftig getreten (lacht). Aber ich hatte eine unbändige Energie. Jetzt fehlt mir doch ein bisschen Schlaf.
Aber es sind noch mehr Kinder geplant ...
Ganz bestimmt. Der Johann ist auch so ein herziges Kind und so brav! Der macht mir das Leben leicht, der weint nie. Mein Mann unterstützt mich auch sehr, das ist eine große Hilfe und Erleichterung. Ich konnte mich voll auf das Finishing meiner Kollektion konzentrieren.
Hat man als Mutter andere Ideen?
Nein. Wenn ich arbeite, dann arbeite ich, auch wenn ich ihn zwischendurch vermisse. Aber wenn er im Atelier ist, dann ist das zu viel, auf das ich mich konzentrieren müsste.
Und wo ist der Kleine dann?
Bei meiner Mutter, meinem Mann, ich gebe ihn aber auch zu Freunden. Ich klammere nicht. Und von anderen lernt der auch so viel, das ist doch toll. Und was ist, wenn man selbst wirklich mal nicht kann? Dann muss das Kind woanders hin und dann ist es nur die Mama gewöhnt und es ist fixiert, das ist doch nicht gut.
Wie modisch ist so ein Baby, wenn es eine Modeschöpferin als Mutter hat?
Sehr! Ich mache sogar eine Babyladen auf. Ich stehe auf Organic Fashion, aber man muss nicht aussehen wie ein Öko (lacht). Auch als Baby nicht. Wenn man etwas Schönes aus Baumwolle und dann auch noch in Bio-Qualität für sein Baby finden will, dann muss man schon ganz schön suchen, wie ein Trüffelschwein. Deswegen gibt es bald "Lena Hoschek Baby".
Mit Lena Hoschek sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de