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"Meine Haare waren ja echt"Nicole rechnet mit dem ESC ab

18.10.2024, 21:00 Uhr
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Ach ja, das waren noch Zeiten: Nicole im Jahr 1982. (Foto: picture alliance/United Archives)

Mit "Ein bisschen Frieden" gewinnt Nicole 1982 den Eurovision Song Contest, damals noch "Grand Prix Eurovision de la Chanson" genannt. Doch mit der seitherigen Entwicklung des Gesangswettbewerbs hat sie so gar nicht ihren Frieden gemacht. Sie finde ihn sogar "manchmal beängstigend", erklärt sie.

Ein Barhocker, eine weiße Gitarre und eine junge Frau namens Nicole in einem hochgeschlossenen schwarzen Kleid - das reichte 1982, um den "Grand Prix Eurovision de la Chanson" zu gewinnen. Und natürlich sanfte Balladentöne zu den Klängen von Harfe und Akustikgitarre aus der Feder von Ralph Siegel: "Ein bisschen Frieden".

Etwas mehr als 40 Jahre später könnte man damit bei der inzwischen in Eurovision Song Contest (ESC) umgetauften Veranstaltung womöglich niemand mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Und genau das beklagt nun Nicole Seibert, wie die gebürtige Nicole Hohloch heute vollständig mit bürgerlichem Namen heißt, die natürlich inzwischen auch nicht mehr wie damals erst 17 Jahre alt ist, sondern noch in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiern wird.

"Das, was ich da so in den letzten Jahren gesehen habe, das ruft schon einige Bedenken in mir auf. Ich bin da irgendwie raus aus der Nummer. Ich kann das nicht mehr. Mein Fachwissen ist da offenbar nicht mehr dasselbe", sagt die Sängerin in einem Interview mit dem Portal "schlager.de". Und weiter: "Es ist mittlerweile schrill, es ist laut, es ist für mich manchmal beängstigend. Es gewinnen Titel, wo ich weder ein Liedgut noch großartigen Gesang feststelle." Dabei sei der ESC ein Lieder-Wettbewerb. "Da geht es doch um das beste Lied, die beste Komposition, den besten Text und die beste Interpretation."

"Bis nachts um halb zwei, Entschuldigung"

Aber nicht nur an der Songauswahl und dem Gesang hat Nicole etwas auszusetzen. "Heute wäre so ein hochgeschlossenes Kleid ja schon out. Da muss es ja mindestens bauchfrei sein. Ein kurzer Rock und eine Perücke gingen auch noch. Meine Haare waren ja echt damals", lautet ihre Stilkritik. Zumindest räumt sie aber ein, dass auch bei ihrem Auftritt seinerzeit nicht alles dem Zufall überlassen war: "Meine weiße Gitarre war bewusst gewählt. Es war keine schwarze oder keine braune Gitarre, sondern eine weiße. Als Zeichen für den Frieden."

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Am 25. Oktober feiert Nicole ihren 60. Geburtstag. (Foto: picture alliance / johapress)

Schließlich vermisst die Saarbrückerin auch die Ernsthaftigkeit bei manchen ESC-Beiträgen heutzutage. "Ich habe manchmal das Gefühl, dass da Menschen auf der Bühne stehen, die das als Gag sehen. Für mich war das damals die größte Musik-Sendung, die es weltweit überhaupt gibt", trauert sie der guten alten Zeit hinterher, in der die Uhren auch in anderer Hinsicht noch anders gingen als heute: "Mir geht das auch alles zu lange. Bis nachts um halb zwei, Entschuldigung, aber das kann ich nicht mehr." Konzerte der Sängerin, die im November ihr neues Album "Carpe Diem" veröffentlichen und auf Tour gehen wird, dürften also deutlich früher zu Ende sein.

Als erste deutsche Gewinnerin überhaupt schrieb Nicole 1982 ESC-Geschichte. Bis dato gelang es nur einer Künstlerin, ihr dieses Kunststück nachzumachen: Lena 2010 mit "Satellite" - zwar nicht bauchfrei, aber dann doch mit einem deutlich schrilleren Auftritt als Nicoles "Ein bisschen Frieden"-Präsentation.

Quelle: ntv.de, vpr

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