"Vorwürfe haben uns schockiert" Plattenfirma setzt Deal mit Rammstein aus
15.06.2023, 17:32 Uhr Artikel anhören
Gegen ihn ermittelt aktuell die Berliner Staatsanwaltschaft: Till Lindemann, Frontmann der Band Rammstein.
(Foto: IMAGO/Gonzales Photo)
Seit drei Wochen melden sich immer mehr Frauen, die von ihren negativen Erfahrungen im Backstage von Rammstein berichten und Till Lindemann teils der sexuellen Nötigung bezichtigen. Jetzt zieht Universal Music vorerst die Notbremse und legt die Zusammenarbeit mit der Band auf Eis.
Seit die Nordirin Shelby Lynn am 25. Mai über die sozialen Medien erstmals davon berichtete, im Backstage von Rammstein beim Tourauftakt im litauischen Vilnius womöglich mit K.-o.-Tropfen betäubt worden zu sein, reißen die Meldungen um die Berliner Band nicht ab. Immer mehr Frauen, darunter die deutsche Influencerin Kayla Shyx, berichteten seither über die fragwürdige Art und Weise, wie im Umfeld von Frontmann Till Lindemann weibliche Fans für Sex mit dem Musiker regelrecht rekrutiert worden sein sollen.
Nachdem zunächst Lindemanns Verlag Kiepenheuer & Witsch die Zusammenarbeit mit ihm beendete und Rossmann die Produkte der Band aus dem Sortiment warf, distanzierte sich zuletzt ein Veranstaltungsunternehmen. Im Zuge dessen wurde bekannt, dass es unterhalb der Rammstein-Bühne eine schwarz verkleidete Kabine geben soll, in der wechselnde Fans aus der sogenannten "Row Zero" den Sänger während einer Pause bei jeder Show oral befriedigt haben sollen. Inzwischen ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft.
"Im Interesse der gesamten Band"
Jetzt, drei Wochen nach den ersten Vorwürfen, bezieht erstmals auch das Label Universal Music Stellung und setzt die Zusammenarbeit mit der Band vorerst aus. "Die Vorwürfe gegen Till Lindemann haben uns schockiert und wir haben den größten Respekt vor den Frauen, die sich in diesem Fall so mutig öffentlich geäußert haben", heißt es in einem Statement des Unternehmens. "Wir sind davon überzeugt, dass eine vollumfängliche Aufklärung der Anschuldigungen, auch durch die Behörden, unbedingt erforderlich ist und ebenfalls im Interesse der gesamten Band liegen muss", schreibt das Label. "Nach Bekanntwerden der Vorwürfe haben wir die Marketing- und Promotion-Aktivitäten für die Recordings der Band bis auf Weiteres ausgesetzt." Damit werden die bei Universal erschienenen Alben vorerst nicht mehr beworben. Die Geschäftsbeziehungen mit der Band umfassen laut Universal das sogenannte Recorded-Music- und Publishing-Business, nicht aber das Live- oder Merchandising-Geschäft.
Till Lindemann selbst ließ den Vorwurf, Frauen für Sex mit Drogen und Alkohol betäubt zu haben, kürzlich von einem bekannten Berliner Medienanwalt dementieren und drohte rechtliche Schritte gegen jeden an, der diese Behauptung verbreitet. Nicht bestritten wurde in dem Schreiben allerdings, dass das Anwerben der Frauen durch eine selbsternannte "Casting-Direktorin" namens Alena Makeeva und womöglich weitere Helfer stattfand. Stattdessen wurde Makeeva von zukünftigen Rammstein-Konzerten angeblich ausgeschlossen. Persönlich zu den Anschuldigungen geäußert hat sich bislang niemand von der Band. Die tourt derzeit weiter durch Europa und wird Mitte Juli für drei ausverkaufte Konzerte in Berlin erwartet.
Quelle: ntv.de, nan