Vip Vip Hurra! Ricarda Raatz hält Kamera auf sterbenden Großvater


Reality-TV-Teilnehmerin Ricarda Raatz filmt ihren Opa - während dieser im Sterben liegt
(Foto: picture alliance / CHROMORANGE)
Ricarda Raatz sorgt für Fassungslosigkeit. Der Reality-TV-Star filmt den eigenen Opa, während dieser offensichtlich im Sterben liegt! Als Kritik laut wird, löscht sie die makabren Videosequenzen - und schweigt. Wie sie aber zuvor über ihren Großvater spricht, ist vor allem eines: absolut erschreckend.
"Wenn ihr auf Social Media eine Person in eine Selfie-Kamera weinen seht, glaubt ihr nicht! Es ist unglaublich. Ich sehe das gerade überall", sagt der Berliner Schriftsteller Michael Nast. Und weiter: "Leute leiden mit tränennassem Gesicht in ihre Selfie-Kameras. Also ganz ehrlich: Wenn ich weine oder unglücklich bin, ist mein erster Impuls nicht unbedingt, davon ein Selfie-Video zu machen, um es auf Social Media zu posten. Ich glaube, bei solchen Leuten ist etwas gekippt. Das sind Gefühlsdarsteller. Die Leute leiden nicht, die freuen sich. Und zwar auf die Likes. Tränen sind gut für die Reichweite."
Liebe Leser, ich möchte Sie mit der heutigen Ausgabe der Promi-Kolumne wirklich nicht ärgern und hoffe, Sie sind beim Thema "Promis auf Social Media" mehr relaxed als ich. Denn ich muss dieser Tage wieder öfter an einen jener längst inflationären Sprüche denken, die man immer noch zuhauf in diversen Karten-Ständern in Souvenirläden vorfindet: Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen könnte.
Social Media, allen voran Instagram, ist inzwischen weitestgehend durchgespielt. Mami-Blogger, Sport und Fitness, Mode, Katzen- und Haustier-Content, Feminismus, Schminktutorials sowie alle Formen von gesunder Ernährung. Alles da, alles fein.
Mittlerweile fummelt jeder Zweite mit FaceApp herum und kann sich mit einem Klick in einen Hollywood-Star verwandeln. Huch! Irgendwie sehen die Damen allesamt gleich aus! Neuer Content muss her. Dem Algorithmus ist langweilig. Aber was könnte man den Followern präsentieren, was gleichzeitig die Reichweite wachsen lässt?
Authentizität: so wichtig! Frei nach dem Motto: Wir sind alle nur Menschen und "struggeln" auch schon mal. Immer schön Nahbarkeit vorheucheln und am allerbesten die Community überallhin mitnehmen. Seit Längerem im Trend: mutmaßliche psychische Erkrankungen besprechen, um "Awareness" zu schaffen. Das mag bei ehrlichen Personen, die Depressionen sichtbar machen, gut und richtig sein. Inzwischen aber werden psychische Erkrankungen vor allem benutzt, um dem eigenen Narzissmus zu frönen und Likes einzusammeln.
"Wir wissen nicht, wie lange er noch macht"
Den Vogel abgeschossen in Sachen Pietätlosigkeit hat in dieser Woche aber die Reality-TV-Teilnehmerin Ricarda Raatz. Viele "Sommerhaus"-Fans haben die 31-Jährige noch als die Ex-Freundin von "Löwe" Maurice auf dem Schirm. Erst kürzlich kassierte die Ex-Spielerfrau Cathy Hummels noch einen Shitstorm, weil sie ihre schlafende, zu diesem Zeitpunkt mutmaßlich im Sterben liegende, Großmutter im Krankenbett fotografierte. Hummels' Follower gingen - zurecht - auf die Barrikaden.
Derlei Verhalten ist nicht nur ethisch inakzeptabel und respektlos, sondern nach StGB Paragraf 201a auch strafbar. Denn es ist eine Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten: "Wer eine Bildaufnahme macht, die die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau stellt, (…) kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft werden." Och! Wenn es doch aber so schön Reichweite bringt!?
Wer jetzt aber denkt, mehr Pietätlosigkeit als die eigene Oma auf dem Sterbebett abzulichten, gibt es nicht, dem könnte Ricarda Raatz im coolen Social-Media-Meme-Sprech wohl antworten: Hold my beer!
Die 31-Jährige dreht gleich direkt aus dem Altenheim ihres Großvaters! Sie sieht in der Realität zwar ganz anders aus, als auf ihren offensichtlich gefilterten Posts, dafür aber hat sie wässrige Augen und gibt sich verzweifelt über den Gesundheitszustand des Großvaters. "Das Ding ist, er isst und trinkt seit ein paar Tagen nicht mehr. Wir wissen nicht, wie lange er noch macht". Ja, "wie lange macht er denn noch", der Opa?
Schließlich sei er ja auch schon 87. Doch nicht genug, wie sie sich über den eigenen Großvater äußert, liegt dieser auch direkt hinter ihr und wird von ihr in einer Phase seines Lebens filmisch festgehalten, die jeder Laie auf der Stelle als äußerst besorgniserregend einschätzen kann.
"Unterirdisch, empathielos, unmenschlich"
Offensichtlich ist der alte Mann kurz vor seinem Ableben. Wenn er nicht gerade von der Enkeltochter während seines Sterbeprozesses gefilmt wird, hört der Zuschauer sein schweres, lautes Atmen. Es ist ein Anblick, der viele Menschen fassungslos macht und verständlicherweise triggert. Denn nicht wenige haben Familienangehörige verloren und beim Sterben begleitet. Aber auf die Idee zu kommen, die im Bett liegende Mutter, den Vater oder den Opa dabei zu filmen und Hunderttausenden fremden Menschen im Internet zu präsentieren: Das ist ein ganz neues Level moralischer Desolation.
Etliche Medien haben über den erschreckenden Vorfall berichtet. RTL.de hat die Leser um ihre Meinung gebeten. Opa am Krankenbett zeigen? Fast alle stimmten für: makaber! Selten war ein Ergebnis eindeutiger. Eine von Tausenden empörten Stimmen lautet: "Ich weiß gar nicht, was schrecklicher ist. Dass du einen im Sterben Liegenden filmst oder, während er im Raum ist, darüber sprichst, wie lange er noch 'macht'. Unterirdisch, empathielos, unmenschlich."
Und wie es im Social-Media-Game eben so läuft, wenn sich Kritik häuft: alles schnell löschen. Lächeln, Essen und Restaurantbesuche filmen, Küsschen hier, Küsschen da und weiter im Programm. Like!
Quelle: ntv.de