"Ich bin menschlich enttäuscht" Promis zeigen klare Kante gegenüber Gil Ofarim
29.11.2023, 18:43 Uhr Artikel anhören
Sein Geständnis wird auch in der Promiwelt diskutiert: Gil Ofarim.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach seinem Geständnis, den angeblichen Fall von Antisemitismus in einem Leipziger Hotel nur erfunden zu haben, wenden sich diverse Prominente von Gil Ofarim ab. Die einen erklären, sie seien traurig und enttäuscht, andere sind sauer und werfen dem Sänger Dreistigkeit vor.
Das Lügengeständnis von Gil Ofarim im Landgericht Leipzig sorgt für jede Menge Wirbel. Nach einem mehrwöchigen Prozess hat der Sänger zugegeben, sich die Antisemitismusvorwürfe gegen einen Hotelmitarbeiter in Leipzig nur ausgedacht zu haben. Die ersten Promi-Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.
So meldete sich etwa Comedian Oliver Pocher in einem Instagram-Video zu der überraschenden Wende im Fall Ofarim zu Wort. "Wie schade. Gerade heutzutage, wo Antisemitismus so ein Riesenproblem ist", sagt Pocher. Für ihn sei Ofarims Aktion "an Dreistigkeit nicht zu überbieten". Dass der Sänger nach der Veröffentlichung seines Instagram-Videos im Oktober 2021 einen TV-Auftritt nach dem anderen absolviert habe, sei "eine PR-Tour sondergleichen" gewesen, glaubt Pocher. Er habe dagegen von Anfang an Zweifel an der Darstellung des Musikers gehabt. Direkt an Ofarim gerichtet sagt er: "Ich kenne dich, du findest dich schon ein bisschen geiler als die meisten anderen."
Auch Julian F. M. Stoeckel, der Ofarim damals in Schutz genommen hatte, zeigt sich enttäuscht. "Es geht ja nicht nur darum, dass er gelogen hat, das hat ja ganz andere Kreise gezogen", sagt der Reality-TV-Darsteller im RTL-Interview. "Das verunglimpft ja alle Opfer, die unter Homophobie und Antisemitismus leiden." Ofarim habe damit "gesellschaftlichen Schaden" angerichtet. Er ist sich sicher, dass dem Sänger nun eine schwierige Zeit bevorstehe.
Mitgefühl für die Hotelangestellten
Schauspielerin und Autorin Susan Sideropoulos, die selbst Jüdin ist, äußerte sich gegenüber der "Bild"-Zeitung. Wie die meisten habe auch sie damals Ofarim geglaubt. "Es ist unglaublich traurig und beschämend, dass es Menschen gibt, die große Missstände und Leidthemen - wie Antisemitismus, Rassismus und Unterdrückung in jeglicher Form - ausnutzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen", zeigt sich die ehemalige "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Darstellerin enttäuscht.
Oliver Pochers Ex-Frau Alessandra Meyer-Wölden erklärt, sie habe Ofarims Vorwürfe ebenfalls für bare Münze genommen: "Wenn jemand sagt, er wurde antisemitisch beleidigt, muss ich das ernst nehmen und ihm beiseite stehen. Genau deswegen ist es ja so enttäuschend. Ich kenne Gil schon länger und bin menschlich enttäuscht von ihm", sagt sie im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung. Ihr tue es vor allem für die Hotelangestellten leid, "denen hier Böses angedichtet wurde".
Der wegen Verleumdung angeklagte Ofarim hatte am Dienstag ein Geständnis abgelegt: "Die Vorwürfe treffen zu." Er entschuldigte sich bei dem Hotelmitarbeiter, der die Entschuldigung vor Gericht annahm. Das Video, das er im Oktober 2021 veröffentlicht hatte, habe er gelöscht, sagte Ofarim. Gleichzeitig damit löschte er auch seinen gesamten Instagram-Account.
Nach dem Geständnis stellte das Landgericht Leipzig das Verfahren gegen Ofarim ein, gegen eine Geldbuße von 10.000 Euro. Der Sänger hat zugestimmt, dass er je 5.000 Euro an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und noch einen weiteren Verein zahlt.
Quelle: ntv.de, vpr/spot