Honig im Kopf? Til Schweiger bagatellisiert Morddrohungen
27.05.2020, 19:05 Uhr
Hat sich in der Corona-Krise um 180 Grad gedreht: Til Schweiger.
(Foto: imago images/Reiner Zensen)
Til Schweiger hat wieder einen rausgehauen. Diesmal hat er aber wohl rasch bemerkt, dass er über die Stränge geschlagen hat. Er löscht den Post. Doch das Netz vergisst nicht. Und so ist sein Appell an den Virologen Christian Drosten und den SPD-Mann Karl Lauterbach weiter nachzulesen: "Heult jetzt nicht rum."
Was genau ist eigentlich in den vergangenen Wochen mit Til Schweiger passiert? Erst appelliert er lautstark: "Stay Home!" Doch dann mausert er sich auf einmal mehr und mehr zu einem der bekanntesten Kritiker der Anti-Corona-Maßnahmen. Dabei wagt er sich inzwischen sogar gefährlich weit in den Verschwörungssumpf vor.
Noch am 25. März veröffentlichte Schweiger auf seiner Instagram-Seite ein Video, das ihn bei einem Ausflug in den Park zeigte. Darin echauffierte er sich über andere Spaziergänger, die die Abstandsregeln nicht einhielten. Keine zwei Wochen später hatte sich seine Meinung jedoch offenbar bereits komplett gedreht. Jetzt signalisierte er in einem Post seine Zustimmung zu einer Klage der Anwältin Beate Bahner gegen die Anti-Corona-Maßnahmen in Baden-Württemberg. Was aus Bahner danach wurde, ist bekannt: Sie landete wegen immer wirrerer Theorien in der Psychiatrie.
Hohn und Spott
Schweiger jedoch hält seither weiter seinen nun eingeschlagenen Kurs in der Pandemie. Am 22. April lobte er die Thesen des Arztes Bodo Schiffmann, der inzwischen Mitgründer von "Widerstand 2020" ist. Für das Robert-Koch-Institut (RKI), die Virologen und die Wissenschaft hat er dagegen nur noch Hohn und Spott übrig, etwa in Form einer Karikatur, die RKI-Chef Lothar Wieler als Lottofee bei der "Ziehung der Infektionszahlen" zeigt.
Jetzt hat Schweiger abermals Öl ins Feuer gegossen. Der Anlass: Die Morddrohungen, die der Virologe Christian Drosten und der SPD-Politiker Karl Lauterbach, der in der Corona-Krise für eine behutsame Rückkehr zur Normalität eintritt, erhalten haben.
Schweiger scheint inzwischen aufgefallen zu sein, dass er mit seinem direkt an Drosten und Lauterbach gerichteten Post über die Stränge geschlagen hat. Jedenfalls hat er ihn wieder gelöscht. Doch einige Nutzer der sozialen Netzwerke waren schneller und haben die Äußerungen des Regisseurs und Schauspielers festgehalten.
Schweiger knallhart
"Take a Chill-Pill!", ruft Schweiger dem Virologen und dem Politiker in seiner Nachricht zu. "Ich habe Morddrohungen bekommen, als ich den deutschen Soldaten in Afghanistan meinen Respekt erwiesen und sie besucht habe! Des Weiteren habe ich Morddrohungen erhalten, als ich mich für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen eingesetzt habe - also von 'links' und von 'rechts' bin ich bedroht worden ... Also heult jetzt nicht rum - hab ich auch nicht getan!", fügt er hinzu. Und er endet: "Steht zu eurer Meinung - das ist euer Recht - aber weint nicht. Ob ihr recht habt, wird die Zukunft zeigen!"
Der allen Morddrohungen so knallhart strotzende Schweiger, an dem sich alle anderen offenbar mal so richtig ein Beispiel nehmen sollten, übersieht dabei jedoch einige Dinge. Anders als er haben sich zumindest die Wissenschaftler ihre nun öffentliche Rolle in der Pandemie nur bedingt selbst ausgesucht. Und anders als er in seinem Post - analog zu zahlreichen Verschwörungstheoretikern - nahelegt, ist bei der Bekämpfung der Pandemie nicht alles eine Frage der "Meinung". Doch auch das scheint Xavier-Naidoo-Kumpel Schweiger zusehends egal zu sein.
Quelle: ntv.de, vpr