Hollywoods Autoren streiken Was passiert mit meiner Lieblingsserie?
02.05.2023, 06:55 Uhr Artikel anhören
In vielen Hollywood Studios dürfte es in den kommenden Monaten etwas stiller werden.
(Foto: AP)
Hinter Filmen, Serien und Late-Night-Shows in den USA stecken Tausende Drehbuchautoren. Angesichts des großen Wachstums der Streaming-Angebote fordern die Skriptschreiber mehr Gehalt und eine größere Gewinnbeteiligung. Es kommt zum Streik - mit Folgen für Fans von US-Fernsehen.
Hollywoods Drehbuchautoren für Serien und Filme treten in den Streik. Das teilte die mächtige US-Autorengewerkschaft (WGA) in Los Angeles mit, nachdem Gespräche mit den Filmstudios und Streaming-Plattformen ohne Einigung geendet waren. Der Streik Tausender Autoren hat unmittelbare und langfristige Folgen für Fans von US-Unterhaltung.
Late-Night-Shows in den USA werden wohl sofort pausieren. Hier werden die Drehbücher meist erst kurz vor dem Dreh fertiggestellt, denn in vielen Sendungen gibt es einen Bezug auf das tagesaktuelle Nachrichtengeschehen. Shows wie "The Tonight Show" mit Jimmy Fallon, "Jimmy Kimmel Live!" oder "The Late Show" mit Steven Colbert fallen aus oder es werden Wiederholungen ausgestrahlt. Ohne Skript, keine Sendung.
Als Nächstes sind Streaming und TV-Serien betroffen, bei denen die Autoren bereits während der Dreharbeiten an künftigen Folgen arbeiten. Bei besonders langen Staffeln ist das oft der Fall. Als es das letzte Mal einen Autorenstreik gab, mussten zum Beispiel Serien wie "The Office" und "Scrubs" ihre Staffeln abkürzen. Der aktuelle Streik beginnt allerdings in einer Phase, in der sich viele Serien auf das Staffelfinale zubewegen. Drehbücher für Sendungen, die kurz vor dem Ende ihrer Spielzeit stehen, werden wahrscheinlich in aller Eile fertiggestellt, ebenso wie Drehbücher für eine mögliche Premiere im Herbst, um die Unterbrechungen so gering wie möglich zu halten.
Die wirklichen Auswirkungen wären zu spüren, wenn der Streik bis in die Herbstsaison hinein andauert. Bei für in diesem Jahr geplanten Fernsehserien und Filmen würde es zu Verspätungen kommen. Durch den Medienwandel hin zum Streaming und dessen Produktionsansätzen. Viele Anbieter, wie beispielsweise Netflix, haben auch Erfolg mit internationalen Produkten und könnten einfach mehr importieren - und zwar von Autoren, die keine WGA-Mitglieder sind. Wer also nicht gerade ein begeisterter Late-Night-Zuschauer ist oder in der Branche arbeitet, wird vielleicht gar nicht bemerken, dass gestreikt wird - es sei denn, der Streik dauert sehr, sehr lange an.
Autoren fordern Überarbeitung der Regeln
Das große Wachstum der Streaming-Angebote ist allerdings auch Anlass für den Streik. Die Drehbuchautoren fordern mehr Gehalt und eine größere Gewinnbeteiligung. Bislang erhalten die Drehbuchautoren von den Plattformen ein fixes jährliches Gehalt - auch wenn sich Serien wie "Bridgerton" oder "Stranger Things" zu weltweiten Erfolgen entwickeln und von Hunderten Millionen Zuschauern gesehen werden. Zudem bleiben die Serien oft jahrelang auf den Plattformen. Die Autoren fordern daher eine Überarbeitung der geltenden Regeln für ihre Entschädigung.
Der Gewerkschaft zufolge sind trotz Inflation die Gehälter gleich geblieben oder sogar gesunken, weswegen es für die Autoren immer schwieriger werde, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Derzeit arbeiteten so viele von ihnen wie nie an der Gehaltsuntergrenze, während Produktionen immer weniger Menschen für kürzere Serien einstellten. Studios argumentieren dagegen, dass aufgrund des wirtschaftlichen Drucks Kosten gesenkt werden müssten.
Zuletzt hatten die Drehbuchautoren 2017 nach gescheiterten Gesprächen mit den Studios gestreikt. 100 Tage legten sie ihre Stifte nieder, was die Unterhaltungsindustrie in Los Angeles etwa zwei Milliarden Dollar (1,82 Milliarden Euro) kostete.
Quelle: ntv.de, mba/AFP