"Ich war so naiv" Weinsteins Noch-Ehefrau spricht in "Vogue"
11.05.2018, 04:50 Uhr
"Eine sehr glückliche Ehe": Harvey Weinstein und Georgina Chapman im Mai 2017.
(Foto: picture alliance / Ian Langsdon/)
Als der Skandal um ihren Mann Harvey Weinstein ausbricht, nimmt Georgina Chapman die zwei gemeinsamen Kinder und flüchtet aufs Land. Nun spricht sie erstmals öffentlich darüber und erzählt, warum Scarlett Johansson ihre loyalste Unterstützerin in Hollywood ist.
Sieben Monate nach Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Hollywood-Mogul Harvey Weinstein hat seine Noch-Ehefrau ihr Schweigen gebrochen: Sie habe Weinstein "niemals" verdächtigt, sagte Georgina Chapman dem Magazin "Vogue" in einem Interview. Sie sei "so naiv" gewesen.
"Da war ein Teil von mir, der schrecklich naiv war - ganz klar, so naiv", so die 42-Jährige. Sie habe geglaubt, eine "sehr glückliche Ehe" zu führen. "Ich liebte mein Leben", sagte sie. Auf die Frage, ob sie jemals Verdacht geschöpft habe, sagte Chapman: "Absolut nicht, niemals."
Chapman ist die Mitbegründerin des Modelabels Marchesa. Sie heiratete Weinstein 2007. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, die siebenjährige India Pearl und der vierjährige Dashiell. Chapman verließ ihren Mann kurz nach Bekanntwerden der schweren Vorwürfe gegen ihn und lässt sich derzeit scheiden. Laut Vereinbarung erhält sie das Hauptsorgerecht für die Kinder sowie zudem eine Summe zwischen zwölf und 20 Millionen US-Dollar.
Marchesa droht das Aus
"Ich habe fünf Kilo in fünf Tagen verloren", sagte Chapman über die Zeit nach Bekanntwerden des Skandals. Sie sei fünf Monate lang nicht mehr ausgegangen. Sie sei "beschämt und gebrochen" gewesen. Chapman sagte in dem Interview, sie sehe sich selbst nicht als Opfer, brach aber in Tränen aus, als sie über ihren Sohn und ihre Tochter sprach. "Wie wird ihr Leben aussehen?", fragte sie. Chapman will mit den Kindern nun auf einen Bauernhof im Bundesstaat New York ziehen.
Mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars, werfen Weinstein vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Weinsteins Karriere ist am Ende, seine bis dato sehr erfolgreiche Filmproduktionsfirma Weinstein Company musste Konkurs anmelden. Der Skandal löste die #MeToo-Debatte um sexuelle Übergriffe aus.
Auch Chapmans Modelabel Marchesa haben die Ereignisse um ihren Mann an den Abgrund getrieben. Nachdem bekannt wurde, dass Weinstein Schauspielerinnen unter anderem auch dahingehend bedrängte, die Designs seiner Frau auf dem roten Teppich zu tragen, ging die Nachfrage nach den aufwendigen Roben drastisch zurück. Marchesa galt vorher als bevorzugtes Label von Superstars wie Jennifer Lopez, Cate Blanchett und Anne Hathaway.
Allerdings, sagte Chapman der "Vogue", habe sie trotz Auftragseinbrüchen noch loyale Unterstützer. Bei der Met Gala in New York - dem gesellschaftlichen und modischen Höhepunkt des Jahres - trug Hollywoodstar Scarlett Johansson am Montag demonstrativ ein eigens für sie angefertigtes Marchesa-Kleid. "Ich trage Marchesa, weil Frauen sich in den Kleidern selbstbewusst und schön fühlen können und ich eine Marke unterstützen möchte, die von zwei unglaublich talentierten und relevanten weiblichen Designerinnen kreiert wurde", rechtfertigte Johansson ihre Wahl. Es ist das erste Mal seit Ausbruch des Skandals, dass eines von Chapmans Entwürfen auf einem roten Teppich getragen wurde.
Quelle: ntv.de, lou/AFP