Morde für die Unsterblichkeit Dahls letzter Fall für Berger und Blom
20.03.2022, 17:58 Uhr
Mit "Null gleich eins" beendet der schwedische Bestsellerautor seine "Berger & Blom"-Reihe.
(Foto: Piper)
Am 5. jeden Monats findet die Stockholmer Polizei eine Leiche. Abgelegt am Strand einer Schäreninsel. Eine Polizistin glaubt an einen rituell vorgehenden Serienkiller, darf aber nicht ermitteln. Nun sind Berger und Blom am Zug. Zum letzten Mal.
"The still point of the turning world": Für Sam Berger sind das seine Zwillinge. Jahrelang waren sie aus dem Leben des Ex-Bullen und jetzigen Privatermittlers verschwunden. Im Ausland. Doch vergessen hat Berger sie nicht: Immer, wenn er bei seinen Ermittlungen etwas Ruhe gebraucht hat, Zeit zum Nachdenken, schaute er sich ein Foto der beiden an. Sein "still point of the turning world".

Arne Dahl gehört seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und erfolgreichsten Thrillerautoren Schwedens.
(Foto: Piper)
Doch die spektakulären Fälle liegen nun hinter Berger. Geheimdienst-Verschwörungen, Waffenhandel, Menschenschmuggel, Russen-Mafia – all das soll nun der Vergangenheit angehören. So will es seine Ermittlerpartnerin Molly Bloom, mit der er mittlerweile eine kleine Tochter hat. Sie soll so behütet wie irgend möglich aufwachsen. Fern jedweder Gefahr. Bergers Leben heißt nun "Bootshaus Security" und statt Serienmörder zur Strecke zu bringen oder politische Verschwörungen aufzudecken, stellt er nun fremdgehenden Millionären nach. Drohnen statt Blut, Schweiß und Tränen. Mit Molly und für ihre Tochter.
Die Ruhe vor dem Sturm
Das Geschäft läuft gut. Überraschend gut. Aber ein bisschen mehr Nervenkitzel wäre schon ganz schön. Da taucht eines Tages Desiré Rosenkvist bei "Bootshaus Security" auf. Bergers beste Freundin, alte Weggefährtin aus Polizei-Zeiten und mittlerweile Teil der kleinen Berger-Blom-Familie, denn sie hat Bergers Tochter vor nicht allzu langer Zeit das Leben gerettet und dafür mit beiden Beinen bezahlt. Nun hat es Deer, so ihr Spitzname, schwer, mit Rollstuhl wieder in ihren Beruf als Polizistin zurückzufinden. Ihr Chef ist daran nicht ganz unschuldig.
Er legt Deer die Ermittlungsakte zu einem Mord auf den Tisch, der auf den ersten Blick langweilig erscheint: ein Toter mit einer Axt im Kopf. Junkie. Ein Mord im Drogenmilieu. Deer soll sich darum kümmern - und dafür die Finger von einer anderen Geschichte lassen: Am 5. März, am 5. April und am 5. Mai wurde jeweils ein Toter am Strand auf jeweils einer anderen Schäreninsel um Stockholm gefunden. Da die Todesursache sich bei allen Opfern unterschied, will Deers Chef von einem sein Unwesen treibenden Serienkiller nichts wissen. Deers Einwände bügelt er ab und verbietet ihr jedwede weiteren Ermittlungen.
Alles hängt zusammen
Deers Bauchgefühl sagt ihr, dass etwas mächtig faul ist, ja regelrecht zum Himmel stinkt. Sie bittet Berger und Blom, der Sache nachzugehen. Inoffiziell, also ohne direkten Auftrag der Polizei. Die beiden Privatermittler willigen ein, schließlich hat Deer noch eine Menge bei ihnen gut.
Berger und Blom rätseln, finden Spuren, kombinieren, fühlen sich wie auf einer Schnitzeljagd und finden Zusammenhänge. Die Morde stehen in Verbindung, die Toten haben eine Gemeinsamkeit. Aber welche? Den nächsten Mord am 5. Juni können sie nicht verhindern. Nun bleibt ihnen vermeintlich Zeit bis zum 5. Juli. Dann will der Mörder sein Motiv offenbaren und plant den Höhepunkt seiner mörderischen Serie, deren Wurzeln bis weit in die Vergangenheit reichen. Eine Vergangenheit, die sich auch in den Axt-Morden wiederzufinden scheint.
Dahl at it's best!
Mit "Null gleich eins" beendet der schwedische Bestsellerautor Arne Dahl mit dem fünften Buch seine "Berger & Blom"-Reihe. Die "natürliche Lebensdauer" sei erreicht, räumt Dahl im Interview mit ntv.de ein: "Das hat System." Als Leser kann man dazu nur sagen: Wenn es am schönsten ist, soll man gehen. Ein Ende im Zenit, auf dem Höhepunkt. Das gelingt nicht vielen, aber Dahl ist es bei "Berger & Blom" tatsächlich geglückt.
Berger und Blom, anfangs noch spinnefeind und scheinbar auf verschiedenen Seiten, entwickelten sich weiter. Die Charaktere gewannen an Tiefe, an Sympathie - und der Leser so immer mehr Lust an den komplexen Zusammenhängen der einzelnen Bücher und Fälle. Dahl verstand es dabei, den Hauptprotagonisten den Raum zuzugestehen, den sie brauchten - ohne allerdings auf einen Plot zu verzichten, der einerseits düster die Abgründe der menschlichen Seele offenbart. Andererseits aber so vielschichtig und facettenreich daherkommt, dass Langeweile keine Chance hat.
In "Null gleich eins" steht das Streben der Menschen nach ewigem Leben oder zumindest lebensverlängernden Maßnahmen und die damit verbundene Frage "Wie weit würdest Du dafür gehen?" im Mittelpunkt. Ein moralischer Ritt auf der Rasierklinge. Topaktuell, oder vielleicht sogar noch seiner Zeit voraus. Dahl beweist damit sein Händchen für spannende Plots mit Thrill. Der Leser darf daher gespannt sein, was nach "Berger & Blom" kommt. Dass etwas kommt, hat Dahl ntv.de bereits verraten - und auch seinen "still point of the turning world".
Quelle: ntv.de