"Dreck und Glitzer" Die unglaublich gute Geschichte von Tex Brasket


Tex Brasket erzählt seine Geschichte über den Dreck da draußen.
(Foto: Katharina Bökel)
Wer mal wieder etwas mit positiven Vibes lesen möchte, eine Story, die fast zu gut ist, um wahr zu sein, die wie ein Märchen klingt, aber ein echtes, der sollte die Geschichte von Tex Brasket lesen. Sie handelt davon, wie einer es aus der Obdachlosigkeit auf die große Bühne geschafft hat.
2016 kommt Tex Brasket nach Berlin. Es soll ein Neustart werden, es wäre nicht der Erste. Kurz gesagt: Das Unternehmen misslingt, Tex landet auf der Straße. Mit Rückschlägen kennt sich Tex zwar aus, aber obdachlos in Berlin, das ist nochmal was anderes. Tex aber schafft einen weiteren Neustart, dieses Mal springt er von der Straße auf die Bühne. Das klingt zu gut, um wahr zu sein - er erzählt es aber so, dass man ihm auf Schritt und Tritt folgen kann.
Nach seiner Geburt in einem schwierigen Elternhaus in Texas wird Tex positiv auf Drogen getestet. Weder durch eine Adoption noch durch einen Umzug nach Deutschland und eine Schulzeit in der bayrischen Provinz kann er den Themen Gewalt und Sucht entkommen. "Es war einfach nie mein Leben, ich hatte immer das Gefühl, dass ich irgendwie falsch bin", erzählt er ntv.de. "Meine Adoptiveltern haben sich echt Mühe gegeben, aber wir haben uns eine sehr lange Zeit nicht verstanden."
Inzwischen hat er sich mit ihnen ausgesöhnt, alle haben versucht, wieder und wieder das größtmögliche Verständnis füreinander aufzubringen. Vielleicht, weil Tex selbst Vater ist? "Vielleicht", sagt er, "da sieht man vieles nochmal neu. Ich erkenne mich wieder, habe ein paar Ratschläge im Ärmel, aber am Ende muss jeder, auch das eigene Kind, selbst seine Erfahrungen machen."
Tex' Erfahrungen sind hart: "Nachdem der Geldautomat irgendwann gar kein Geld mehr ausspuckte und ich merkte, dass da vom Amt auch nichts mehr kommt, war ich gebrochen und dachte nur noch: Ok, jetzt bleibt mir die Straße. Schlafsack, ein paar Kleidungsstücke, meine Gitarre. Es war so ein Gefühl, dass jetzt wirklich alles egal ist. Immerhin war noch Sommer in Neukölln." Wie ist das, wenn man dann zum ersten Mal wirklich auf der Straße schläft? Hat man nicht Angst? "Schon", sagt Tex, "man ist ja vollkommen ungeschützt. Neben dir liegt einer, der ist noch fertiger als du, und alle sind erstmal total misstrauisch, weil du dem ja das letzte Bisschen auch noch wegnehmen könntest."
Eine Sprache haben
Im Gespräch sieht es so aus, als würden Tex die Bilder von damals immer wieder durch den Kopf rauschen. Woran denkt er, wenn er sich erinnert? "An Härte und Verzweiflung. Aber auch an Solidarität und Hoffnung", sagt er und lächelt. "So eine Solidarität wie auf der Straße, die habe ich sonst nie erlebt. Wenn man wortwörtlich sein letztes Hab und Gut mit jemandem teilt, das ist schon außergewöhnlich." Sporadisch kehrt er zurück an diese Orte, besucht die Leute, manche wissen, dass er "es geschafft" hat.
Seine "beste Freundin" damals war seine Gitarre, denn er begann, über das Leben auf der Straße zu singen - über seine Erfahrungen, seine Hoffnungen. Er ist nicht mehr nur einer von vielen auf der Straße, er ist ein Straßenmusiker, und als solcher hat er den anderen etwas ganz Wichtiges und Großes voraus: Er hat eine Sprache. Über drei Jahre spielt er vor einem Publikum, das an ihm vorbeizieht, das ihm etwas Geld dalässt oder ein Bier, aber das ihm vor allem eines hinterlässt: Respekt und Anerkennung. Er erspielt sich einen Ruf.
Und jetzt wird es märchenhaft: 2021 wird Tex entdeckt. Die Punkband Slime sucht einen Sänger. Tex soll es sein. Ein paar Monate später steht er vor 40.000 Menschen auf einer Festivalbühne. "Ich war so aufgeregt wie noch nie in meinem Leben", erzählt Tex und lacht, "aber was soll ich sagen: Inzwischen bin ich süchtig danach."
Die Sache mit dem Buch kommt ihm dann aber endgültig "too much" vor: "Sollte ich mir tatsächlich einbilden, auch noch ein Buch schreiben zu können, das irgendjemanden interessiert?", fragt er sich nicht nur einmal. Aber ja, er kann. Als er 2017 Christian Schlodder kennenlernt, der bereits Texte in der Süddeutschen Zeitung, taz oder Zeit online veröffentlichte, begleitet dieser fortan Tex' Leben und Werdegang. Logisch also, dass er dabei ist, diese unglaublich gute Geschichte von Dreck und Dunkelheit, aber umso hellerem Glitzern, zusammen mit Tex, aufzuschreiben: "Dreck und Glitzer -Eine Geschichte von der Straße und vom Licht an dunklen Orten" heißt das Werk, und Tex kann es selbst kaum fassen, aber er wird hier und da daraus vorlesen, siehe unten.
Eine weitere, man kann es fast schicksalshafte Begegnung nennen, führte Tex und Lucas Uecker von Liedfett zusammen. Sofort war klar: Hier ist eine Band entstanden. Tex und Lucas sprechen die gleiche musikalische Sprache. Ihre Liebe zum Blues und Country wie zum HipHop und Pop vereint sich mühelos. Sie nennen ihr Projekt Teluxe und bringen, nach der ersten Single "Hart", ihr Debütalbum am 7. März 2025 raus.
"Dreck und Glitzer -Eine Geschichte von der Straße und vom Licht an dunklen Orten" erscheint am 10. Oktober. Tex Brasket liest am 26.9. im "Theater des Westens" im Rahme des "Writers' Thursday" in Berlin daraus.
Teluxe sind hier live zu erleben :
26.09.2024 Berlin, Theater des Westens "Writers' Thursday"
11.10.2024 Berlin, Festsaal Kreuzberg
12.10.2024 Osnabrück, Rosenhof
19.10.2024 Hamburg, Docks
22.10.2024 Erlangen, E-Werk
23.10.2024 Nürnberg, Löwensaal
24.10.2024 AT-Wien, Arena Open Air
26.10.2024 CH-Aarau - Kiff
31.10.2024 Münster, Skaters Palace
25.02.2025 Osnabrück, Buchhandlung zur Heide
09.05.2025 Nürnberg, Hirsch
Quelle: ntv.de