Kino

"Deine Eltern kiffen?" In "Lommbock" geht der Cannabis-Kult weiter

In "Lommbock" rauchen nicht nur die Köpfe.

In "Lommbock" rauchen nicht nur die Köpfe.

(Foto: dpa)

Ein Interview mit zwei Männern, die sich blind verstehen: Lucas Gregorowicz und Moritz Bleibtreu. Die beiden Stars aus "Lommbock", der Fortsetzung von "Lammbock", zusammen zu interviewen, ist ein Selbstläufer. Denn es geht genauso weiter, wie der Film aufgehört hat: mit viel Gelächter. Dass diese Dreharbeiten Spaß gemacht haben und dass man dringend einen Teil drei braucht wird spätestens nach dem Interview mit n-tv.de klar.

Dass der erste Teil bereits 15 Jahre alt ist, ist kaum zu glauben - aber wahr. So lange ist es auch her, seitdem Stefan (Lucas Gregorowicz) seiner Heimatstadt Würzburg den Rücken gekehrt hat. Eigentlich wollte er sich den Wunschtraum erfüllen, in der Karibik eine Strandbar zu eröffnen. Stattdessen ist er als Anwalt in Dubai gelandet und steht kurz davor, die toughe Yasemin zu heiraten, deren Vater einer der einflussreichsten Männer der Emirate ist.

Allerdings braucht er schnell noch seine Geburtsurkunde, die er sich in Deutschland abholen muss. Kein Ding. Kurz einfliegen und gleich wieder raus. Denkt sich Stefan. Doch dann trifft er seinen alten Kumpel Kai (Moritz Bleibtreu) wieder, mit dem er damals den Pizzalieferservice "Lammbock" betrieben hat. Spezialität des Hauses: "Pizza Gourmet" - da war nicht nur extra viel Käse drauf, sondern ein feines Tütchen mit Cannabis unter der dicken Salami.

"Antwortest du?"

"Antwortest du?"

Kai lebt jetzt in einer Kleinfamilie und schlägt sich mit einem neuen Asia-Lieferservice durch, den er kurzerhand in "Lommbock" umbenannt hat. Es kommt, wie es kommen muss: Ein letzter gemeinsamer Joint der alten Kumpel bringt ungeahnte Probleme und wird für die Freundschaft der beiden zur echten Herausforderung. Obendrein taucht auch noch Jenny, Stefans Ex, auf und sorgt für viel Verwirrung. Großartig, wie die beiden sich im Film immer wieder zu "Höchstleistungen" anspornen - genauso, wie im Interview. Mit n-tv.de sprachen "Kai" und Stefan" über Kiffen, Kinder, Kochsendungen und die Karriere.

n-tv.de: Ist Cannabis in oder out? Ist Rauchen in oder out?

Lucas Gregorowicz: Moritz, kannst du das bitte beantworten?

Moritz Bleibtreu: Warum denn ich jetzt?

LG: Das hätte jetzt auch wirklich jede andere Frage sein können, Moritz …

MB: Warum drückst du dich ausgerechnet davor, diese Frage zu beantworten, Gregor? (lacht)

LG: Na gut, na gut, ich versuch's (lacht). Also, Cannabis ist salonfähig geworden. Salonfähiger. Es hat nicht mehr die Aura des Verbotenen, wie es vielleicht noch beim ersten Teil, bei "Lammbock", war. Gefühlt kifft doch fast jeder, oder? Oder hat's schonmal versucht. Also aber spätestens wenn meine Eltern kiffen, dann …

MB: Deine Eltern kiffen?

LG: (lacht) Na klar, die hatten so ne Phase …

MB: Is' ja sweet …

"Nee, du!"

"Nee, du!"

Man könnte sich rausreden mit medizinischen Gründen ….  

LG: Auch das. Aber reicht es nicht schon, dass es nicht nur schlecht ist, sondern dass es auch gute Seiten hat? Dass es die Leute entspannt?

Und was machen wir mit der guten alten Vorbildfunktion? Moritz, du spielst im Film ja den Stiefvater Kai dieses schwer pubertierenden Jungen …

MB: Dann ist man wohl das Vorbild , …

LG: … das man als Kai so sein kann. Mit seinen vielen anderen, sehr guten Charakterzügen. Unter anderem (lächelt).

MB: Genau.

Ist es vielleicht schwerer geworden, Vater zu sein? Vorbild zu sein?

MB: Ich denke nicht. Ich wüsste nicht, sag' mal, in welcher Hinsicht.

"Früher" war das doch klarer getrennt: Hier die Eltern, da die Kinder. Heute sind die Übergänge viel fließender. Früher mussten die Kinder gegen die Eltern rebellieren, heute …

LG: … heute sprechen Eltern und Kinder mehr auf Augenhöhe. Damit hätte man allerdings schon ein paar Generationen früher anfangen können, finde ich (lacht). Das ist doch eine ganz gute Entwicklung. Auf der anderen Seite brauchen Kinder natürlich Grenzen, stimmt schon. Die muss man erstmal selber für sich klären. Man kann aber gar nicht so viel machen: Kinder gucken sich doch so viel ab, wenn nicht bei dir, dann woanders. Und am liebsten gucken sie sich die Dinge ab, die du gar nicht bewusst machst.

MB: Und dann sind die ja viel schlauer, als man denkt.

LG: Viel schlauer!

MB: Das ist doch das Problem.

LG: Und schneller. Nehmen wir mal Leute, die zum Rauchen auf den Balkon gehen und denken, dass ihre Kinder das nicht merken. Aber das checken die und dann wird es doch gleich noch viel interessanter.

"Rauchst du etwa im Auto?" "Nie!"

"Rauchst du etwa im Auto?" "Nie!"

Im Auto rauchen ist doch aber mies, oder?

MB: Ja logisch, würde ich ja nie machen! Obwohl, in unserer Jugend haben alle im Auto geraucht. Niemand war angeschnallt. Ich finde es gut, dass man die Dinge nicht mehr in so krassen Schubladen hat. Man redet mehr mit den Kindern und erklärt ihnen, was gut an etwas ist und was nicht. Wir sind doch viel offener geworden den Kindern gegenüber. Aber das macht es nicht schwieriger, ein Vater zu sein. Finde ich! Die grundsätzlichen Dinge bleiben doch die gleichen.

LG: (nickt heftig)

MB: Und gekifft wurde immer. Leider hat sich das Drogenkonsumverhalten der jetzigen Generation vollkommen verändert.

Man kommt jedenfalls aus dem Film heraus und verspürt den dringenden Wunsch, mindestens zu rauchen.

MB: Echt? (lacht) So wie bei 'ner Kochsendung? Sofort ab an den Herd!

LG: (lacht) Vielleicht verteilen wir bei der Premiere dann Fake-Joints. Am Ausgang. Oder wenigstens Zigaretten.

Mit Alexandra Neldel wird's wild und sexy.

Mit Alexandra Neldel wird's wild und sexy.

(Foto: imago/Eibner)

Nach 15 Jahren Drehpause - wie habt ihr da wieder zueinandergefunden und an das Thema angeknüpft?

LG: Wir haben ja auch zwischendurch miteinander gedreht …

MB: Ich nenne das mal "15 Jahre Vorbereitung" (lacht) Alles, was wir davor gemacht haben, war eigentlich Vorbereitung … und es hat trotzdem nicht geklappt.

Was war denn das Schönste beim Dreh?

LG: Zuerst hatte ich Befürchtungen, dass mich das Drehbuch vielleicht nicht packen könnte und dass es dementsprechend dann auch das Publikum nicht packen wird, weil man so viele "Lammbock"-Erwartungen daran hat, aber das kam zum Glück vollkommen anders. Während des Drehs war klar, dieses Drehbuch ist ausgezeichnet und es funktioniert einfach. Das hat riesigen Spaß gemacht. Man musste sich an keiner Stelle bemühen …

MB: Ich sag' mal so: Wisst ihr, wie das ist, wenn man so richtig gerne Fußball gespielt hat, oder jeden anderen Sport, und auf einmal bist du auf 'nem richtig geilen Rasenplatz.

LG: Ja!

MB: Weißt du, sonst hast du auf Beton gespielt …

LG: … jetzt hast du einen guten Ball, …

MB: ... und knackweiß gezogene Linien. Ein Tor mit einem Netz drin …

LG: Schönes Bild, Moritz!

MB: Genauso war das, der Dreh, so richtig geil.

LG: Und: Das Stadion ist voll! Und dann schießt du auch noch ein Tor!

Wotan Wilke Möhring spielt auch mit, man versteht ihn nur nicht so gut.

Wotan Wilke Möhring spielt auch mit, man versteht ihn nur nicht so gut.

(Foto: imago/Eibner)

MB: Genau!

LG: (lacht) Ja. Ungefähr so hat sich das angefühlt …

MB: So eine Möglichkeit hat man echt selten. Die Dialoge sind toll, das Timing stimmte, die Chemie ist da, weil alle Bock drauf haben. Das ist ein großes Geschenk. Hört sich ein bisschen bescheuert an, aber so ist es. Das passiert echt selten.

Ihr habt über die Jahre zwei verschiedene Lebensstile entwickelt, auch einen anderen Frauengeschmack …

Beide: Nein, nein, wir haben die gleiche Frau, nicht immer alles glauben, was in der Zeitung steht! (lachen)

Im Film!!

Beide: Ach so, im Film. (lachen)

Die Frauen im Film sind sehr unterschiedlich, aber beide sind toll. Wann ist eine Frau cool?

MB: Ui …

LG: Tja … Jetzt müsstest du mal "cool" definieren" …

MB: Genau, was meinst du mit "Cool"?

Was macht eine Frau für euch anziehend? Wann ist eine Frau beziehungsfähig?

LG: Ach so, ja, aber meinst du jetzt Lukas und Moritz oder Kai und Stefan?

Jetzt mein' ich euch beide.

"Uns zu gefallen, das ist nicht schwer!"

"Uns zu gefallen, das ist nicht schwer!"

Beide: Na dann - immer (lachen).

MB: Ja, wenn so alles dran ist und so, ob blond ob braun, ist nicht so schwer. (spricht wie Abdul aus "Knockin' on Heavens' Door") Uns zu gefallen, das geht schnell. "Ja, dich mein' ich! Und du da, du bist auch ganz süß."

Wie lange hast du gebraucht, bist du die "Jugendsprache", mit der du dich ja bei deinem Stiefsohn anbiedern willst, beherrscht hast?

LG: Das kann der einfach (lacht).  

MB: Also tatsächlich ist das alles aus Christians (Anm.: Christian Zübert, Drehbuch und Regie) Feder. Aber ich interessier' mich ja nach wie vor dafür, wie Kids so ticken, was die hören, was für Klamotten die so tragen, das ist mir gar nicht mal so fremd. Ich musste jetzt nicht  im Jugendlexikon nachschlagen. Im Gegensatz zu Lucas, dem ich erstmal erklären musste, was "YOLO" so heißt.

LG: Im Gegenzug hab' ich ihm Polnisch beigebracht. (lacht)

MB: Kann isch jetzt. (lacht)

LG: Diesem Drehbuch konnte man kaum etwas hinzufügen.

Eine letzte Zigarette noch vor dem Flug ...

Eine letzte Zigarette noch vor dem Flug ...

(Foto: dpa)

MB: Wir könnten allerdings einen ganzen Film voller Out-Takes bringen. So "Dick & Doof"-mäßig. Wir haben versucht, zu improvisieren, ist aber alles rausgeflogen (lacht). Das Drehbuch war einfach besser.

Was ist denn so schön und besonders an einer Männerfreundschaft?

LG: Keine Ahnung, sag' du.

MB: Weiß nich'. (beide lachen)

LG: Nicht so viel reden vielleicht?

MB: Immer wenn's komplizierter wird, drückst du dich.

LG: Ich würde mal sagen, da gibt es ja auch Schattierungen. Es gibt diese gewisse Form von Loyalität, und egal, wie lange man sich nicht gesehen hat: Es wird einem nicht vorgeworfen, dass man sich drei Jahre nicht gemeldet hat (lacht).

MB: Männerfreundschaft ist zeitlos.

LG: Aber vielleicht ist das gar nicht nur männlich. Ich bin noch nie genug Frau gewesen, um das einschätzen zu können.

MB: (lacht) Nicht notwendigerweise. Das existiert in meinem Umfeld auch gar nicht so, diese Trennung, aber vielleicht kriegen Kerle das einfacher hin. Ach, ich weiß es doch auch nicht. Ich glaube, bei so einer gewachsenen Männerfreundschaft muss man keine Angst haben, dass die je aufhört. Das hat man bei anderen Beziehungen ja schon, diese Angst. Das bleibt so, bis die in der Kiste landen …

LG: Also, im Sarg, meint er …

Klar …

MG: Ja, auch das.

Mit Lukas Gregorowicz und Moritz Bleibtreu sprach Sabine Oelmann (beziehungsweise sie sprachen mit ihr)

"Lommbock" startet am 23. März in den deutschen Kinos

Quelle: ntv.de

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