Kino

"Tomb Raider" reloaded Lara Croft, wo ist dein Atombusen?

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Sie hangelt sich so durch: Alicia Vikander in "Tomb Raider".

(Foto: Warner Bros. Pictures)

Es fühlt sich an, als hätte sich die (Männer-)Welt erst gestern in eine gewisse Lara Croft verliebt. Und in Angelina Jolie in der Rolle der vollbusigen Archäologin. Doch beides ist um die 20 Jahre her. Zeit für eine Neuauflage also - findet jedenfalls Hollywood.

Wir schreiben 1996. Die Programmierbude "Core Design" erfindet mit "Tomb Raider" (zu Deutsch: "Grabräuber") ein Computerspiel, das das Leben der Daddler für immer verändern soll. Nicht nur, aber auch und vor allem wegen seiner Hauptfigur: Lara Croft, Archäologin mit Atombusen, Pferdeschwanz, Wespentaille, Hotpants und der Kraft der zwei Wummen. Dass die Oberweite der Amazone derart überdimensional ausfiel, sei ein Versehen gewesen, heißt es übrigens später. Es habe - ups - bei der Entwicklung der Figur einen Rechenfehler gegeben. Und wer hätte den schon korrigieren wollen?

Der phänomenale Erfolg der "Tomb Raider"-Spiele ruft alsbald auch Hollywood auf den Plan. 2001 erscheint die erste Verfilmung, 2003 mit "Die Wiege des Lebens" eine Fortsetzung. Beide Male schlüpft Angelina Jolie, damals noch keine 30, in die Rolle der Kämpferin mit der wogenden Brust. Wer denn auch sonst? Keine andere ist zu jener Zeit so prädestiniert dafür wie die Schauspielerin, die 2004 vom "Esquire"-Magazin zur ersten "Sexiest Woman Alive" gekürt wird.

Was wohl Jolie darüber denkt, dass sie nur 15 Jahre nach ihrem letzten "Tomb Raider"-Einsatz nicht mehr für die Rolle infrage kommt und ersetzt wird? Sie mag sich damit trösten, dass auch Lara Croft selbst ihre besten "Jump and Run"-Zeiten eigentlich schon hinter sich hat. Der fiktiven Biografie zufolge, die einst für den Pixel-Vamp erdacht wurde, wurde Croft schließlich vor 50 Jahren - am 14. Februar 1968 - geboren.

Keine Verschnaufpause

Doch die Show muss weitergehen. Und so hüpft und rennt Croft bis heute wie ein junges Reh durch die verschiedensten Computerspielwelten. Bei diesem Dauerlauf will sich auch Hollywood keine Verschnaufpause gönnen. Allen Vorwürfen der Ideenlosigkeit zum Trotz setzt die Traumfabrik deshalb nun bereits zum Reboot der "Tomb Raider"-Reihe an. In der Rolle der Lara Croft: die schwedische Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander. Ihr erstes, schlicht "Tomb Raider" überschriebenes Abenteuer unter der Regie von Roar Uthaug basiert lose auf der Geschichte des auch nur selbstbetitelten Videospiels, das 2013 auf den Markt kam und ebenfalls einen Neubeginn der Saga auf PC und Konsole markierte.

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Die alte und die neue Lara Croft: Alicia Vikander (l.) und Angelina Jolie.

(Foto: Graham Bartholomew / Warner Bros. Pictures / Imago / Collage: n-tv.de)

Rein optisch hat Lara Croft dabei mit dem paranormalen Busenwunder, als das sie einst ihren Siegeszug antrat, nur noch wenig gemein. Das passt zur schleichenden Anpassung, die die Figur über die Jahre hinweg auch in den Computerspielen erfahren hat. Schon lange vor "MeToo" wollten die Entwickler den sekundären Geschlechtsmerkmalen ihrer Heldin einen eher natürlichen Anstrich verleihen. Nicht nur, um den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit abzumildern, sondern ebenso, um auch vermehrt weibliche Daddler für "Tomb Raider" zu begeistern. Und auch die Hotpants durfte Vikander im Schrank lassen. Ob Jolie sie um all das wohl beneidet?

Keinen allzu großen Grund für Neid hat Vikanders Vorgängerin indes mit Blick auf den Plot von "Tomb Raider" im Jahr 2018. Schon Jolies Lara-Croft-Inkarnation musste viel Kritiker-Häme einstecken - die Kinokassen klingelten trotzdem. Doch auch die jetzige Neuauflage dürfte ihr Fett weg kriegen, so simpel ist die Story gestrickt.

Auf der Suche nach Himiko

Sieben Jahre sind vergangen, seit Lara Crofts Vater (Dominic West) von einer Reise nicht zurückgekehrt und verschwunden ist. Sieben Jahre, in denen sich Croft weigert, den Tod des Vaters anzuerkennen und dessen gigantisches Firmenimperium zu übernehmen. Stattdessen schlägt sie sich lieber als Freigeist mit wenig Geld und Gelegenheitsjobs wie dem als Fahrradkurierin in London durchs Leben. Als sie sich schließlich doch bereiterklärt, ihr Erbe anzutreten, stößt sie auf einige mysteriöse Dokumente ihres Vaters.

In den Schriften ist die Rede von der sagenumwobenen Herrscherin Himiko im Reich Yamatei. Die hat es rund zwei Jahrhunderte nach Christi Geburt tatsächlich gegeben, im Film wird aus ihr jedoch eine angeblich grausame Gebieterin mit der Macht über Leben und Tod. In einer Videoaufzeichnung bittet Crofts Vater die Tochter, sämtliche Aufzeichnungen über Himiko zu vernichten. Die denkt jedoch gar nicht daran. Stattdessen begibt sie sich auf die Suche nach dem Ort, der einst Yamatei gewesen sein soll …

Turnen, stemmen, hangeln

Einerseits ist der Film geradezu liebenswert altbacken. Es dauert nicht lange, da fühlt man sich, als wäre man mit Lara Croft zu Indiana Jones oder in einen alten Karl-May-Schinken zurückgebeamt. Der Schurke, die Pistoleros, die Rätsel und die Suche nach dem Heiligen Gral (in diesem Fall Himiko) - alles da. Vikander turnt, stemmt und hangelt sich zugleich durch sämtliche Hindernisse, dass den Fans der Computerspiele das Herz aufgehen dürfte.

Andererseits ist genau dies, woran "Tomb Raider" als Film auch diesmal scheitert. Um Lara Croft ein zeitgemäßes Kinogewand überzustülpen, reicht es eben nicht, ihr eine Brustverkleinerung zu verpassen und die Hotpants auszuziehen. Alles wäre halb so wild, wenn der Streifen über seine biedere Anmutung wenigstens selbst lachen könnte. Doch mit wirklich beabsichtigtem Humor wird kräftig gespart. Stattdessen sorgt manche naive Überzeichnung, wenn sich etwa ein Bösewicht mal wieder so richtig böse ärgert oder Sätze wie "Millionen Menschenleben sind mehr wert als eines" fallen, für unfreiwilliges Schmunzeln.

Liebe Lara Croft, nachträglich noch alles Gute zu deinem 50. Geburtstag! Doch im Kino dürftest du ruhig ein wenig frischer daherkommen.

"Tomb Raider" startet am 15. März in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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