"Eden" mit Jude Law Mysteriöser True-Crime-Starauflauf im Paradies


Jude Law als Zahnarzt Dr. Ritter, der sich vor seiner Auswanderung nach Floreana alle Zähne zog, um zahnmedizinische Probleme vor Ort zu vermeiden.
(Foto: IMAGO/Landmark Media)
Ron Howard hat mit Filmen wie "A Beautiful Mind" und "Apollo 13" Kassenschlager auf die Leinwand gebracht. Nun erzählt er in "Eden" die wahre Geschichte einer Gruppe von Aussteigern in den 1930ern. Trotz Staraufgebots will der Survival-Thriller aber nicht so richtig zünden.
Die ganz großen Kinoerfolge von Ron Howard liegen schon eine Weile zurück. Zu nennen wären da unter anderem "Apollo 13", "A Beautiful Mind" und "The Da Vinci Code - Sakrileg". Mit "Dreizehn Leben" kam 2022 dann bereits ein Drama des Regisseurs in die Kinos, dem eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, nämlich die einer in Thailand verschütteten Jugend-Fußballmannschaft. Sein Netflix-Streifen "Hillbilly-Elegie" von 2020 behandelt die Familiengeschichte von J.D. Vance, ehe der zu einem Trump-Unterstützer und seinem Vize wurde. Nun hat sich der inzwischen 71-jährige Howard für den Survival-Thriller "Eden" erneut an der Realität bedient und sie sich zu eigen gemacht.
Vor 100 Jahren ist die Weltlage ähnlich angespannt wie heute. Wirtschaftlich geht es vielerorts bergab, für die Nazis dagegen geht es in Deutschland immer weiter bergauf. Grund genug, sich zu vertschüssen und sein Glück fern der Heimat zu versuchen. Zum Beispiel auf den Galapágos-Inseln. Das dachten sich 1929 der Berliner Zahnarzt und Philosphie-Fan Dr. Friedrich Ritter (Jude Law) und seine an MS erkrankte Geliebte Dore Strauss (Vanessa Kirby). Und während sie schon eine Weile die Ruhe des kleinen Eilands Floreana genießen, reisen von Zeitungsartikeln über die zwei inspiriert 1932 die nächsten Aussteiger an: Weltkriegsveteran Heinz Wittmar aus Köln (Daniel Brühl) samt Gattin Margret (Sydney Sweeney) und dem gemeinsamen Sohn.
Kampf mit der Natur und gegen die Mit-Insulaner
Wie das bei Städtern gemeinhin so ist, haben diese zunächst vor allem mit der Natur zu kämpfen. Wind, Wetter, Tier, Feld und Höhle, nichts ist wie in Köln und alles muss erstmal erobert werden. Doch grooven sich auch die Wittmers nach und nach ein und übertrumpfen ihre Vorgänger in Sachen Versorgungsgeschick bisweilen sogar. Alles läuft einigermaßen entspannt, bis die nächsten Eindringlinge die Insel für sich beanspruchen.
Die selbsternannte Baroness Eloise Wehrborn de Wagner-Bosquet (Ana de Armas) und ihre beiden Liebhaber Rudolf (Felix Kammerer) und Robert (Toby Wallace) fallen mit viel Tamtam auf Floreana ein. Im Handgepäck den Plan, hier ein Luxushotel für Gutbetuchte zu errichten. Allerdings neigt die wenig adelige Hochstaplerin vor allem dazu, Intrigen zu spinnen und andere gegeneinander auszuspielen, statt sich ernsthaft ums geplante Business zu kümmern. Das geht selbstverständlich nicht lange gut, und am Ende sind einige der Anwesenden tot und andere spurlos verschwunden. Aus Eden wird also ganz schnell ein verlorenes Paradies, in dem es nur Verlierer gibt. Fast nur Verlierer, denn Margret wird als einzige bis ins hohe Alter ein zufriedenes Leben auf Floreana führen.
Bevor sich nun jemand über diesen Spoiler aufregt ... Es handelt sich bei "Eden" wie erwähnt um eine in weiten Teilen wahre, in einigen Aspekten von Drehbuchautor Noah Pink durch Fiktion aufgehübschte, Geschichte, die vielfach im Internet nachgelesen, in Dokus angeschaut oder in Podcasts gehört werden kann.
Howard finanzierte den Film selbst
Gut 25 Jahre ist es her, dass Ron Howard von all dem zum ersten Mal hörte. Seither ließ ihn die Idee, daraus einen Film zu machen, nicht mehr los. Dass es so lange gedauert hat und er am Ende für alle Kosten selbst aufkommen musste, lag vor allem daran, dass die großen Hollywood-Studios das Potenzial der Story nicht erkannten. Das allerdings vielleicht sogar zu Recht, wenn man sich nun diesen Film anschaut.
Zwar laufen hochdekorierte und beliebte Stars von Jude Law über Daniel Brühl bis Ana de Armas und Vanessa Kirby teils leicht bekleidet oder gar nackt durch wundervollen Landschaften, und trotzdem will der Funke nicht so recht überspringen. Ron Howard hat den Film nach Jahreszeiten in so etwas wie Kapitel unterteilt, um durch die sich veränderte Natur Zeit zu erzählen. Leider erfährt der Zuschauer so nur viel zu wenig über die Hintergründe der einzelnen Figuren. Ihre Motivationen, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, wirken behauptet und sind nur bedingt nachvollziehbar. Keiner und keine von ihnen wächst einem als Zuschauer so wirklich ans Herz.
US-Amerikaner mimen Deutsche
Es ist einem also ziemlich egal, wenn sie anfangen, sich durch die von der Baroness gesponnenen Intrigen zunächst verbal, aber bald auch physisch an die Gurgel gehen. Was der Absurdität mancher Situation zusätzlich in die schlechten Karten spielt sind die deutschen Akzente aller Beteiligten. Bei den Auswanderern handelte es sich um deutsche oder österreichische Staatsangehörige, der Cast selbst hat außer Brühl und Kammerer aber bloß US-Amerikaner zu bieten. Sehen wir mal von Hans Zimmer als Komponist des Soundtracks und Mathias Herndl als Kameramann an dieser Stelle ab. Und trotz ihrer Namenhaftigkeit und ihres Könnens gelingt es allen Stars nur bedingt, ihrer jeweiligen Figur über das Scherenschnittartige hinaus Profil zu verleihen.
Damit ist "Eden" zwar hübsch anzusehen und auch die Schauspielerinnen und Schauspieler liefern immer wieder ab, doch bleibt das Drama insgesamt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Wen die wahre Geschichte aber dennoch interessiert, dem liefert die 2013 erschienene Dokumentation "The Galapagos Affair: Satan came to Eden" tiefere Einblicke in die Geschehnisse - mit Originalbildern, denn es gibt überraschend viel Archivmaterial aus jener Zeit.
"Eden" läuft ab dem 4. April in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de