Mein Body und ich sind Buddies Schwestern, umarmt euch! Selbst!
11.05.2017, 14:03 Uhr
Vor, nachher, eines Tages - who cares? Es ist immer Taryn Brumfitt, eine wunderbare Frau.
(Foto: Embrace/ Taryn Brumfitt)
"Embrace" sollte jeden Tag im Kino laufen - so lange, bis sich keine Frau mehr fragt: "Bin ich zu dick? Zu dünn? Bin ich gut?" Nora Tschirner und die australische Fotografin Taryn Brumfitt reisen durch die Welt und sagen, auch zu n-tv.de: "Umarmt euch!" Nur heute im Kino!
Muttertag am 14. Mai ist ja schön und gut, aber viel wichtiger noch ist der 11. Mai. Da dürfen Frauen sich mal so richtig ungehemmt in den Armen liegen und für ihresgleichen einstehen, sich solidarisieren, sich einsetzen - oder einfach nur einen Film genießen, der ihnen unter die Haut gehen wird.

Bilderbuchfamilie: Die Brumfitts gehen wortwörtlich durch dick und dünn miteinander.
(Foto: Embrace/ Taryn Brumfitt)
"Embrace" heißt der, wurde mitproduziert von Nora Tschirner und handelt von der australischen Fotografin und dreifachen Mutter Taryn Brumfitt, die die Nase gestrichen voll hatte von verkehrten Schönheitsidealen, unrealistischen Zeitungscovern, Diät-Aposteln, Besserwissern und Besseressern, und die sich nur eines am dringendsten wünschte: Dass ihre kleine Tochter eines Tages mal nicht ständig vor dem Spiegel stehen würde, um zu fragen: "Mami, bin ich zu dick? Zu groß? Zu klein? Zu dünn? Zu blass? Zu braun? Zu blond? Zu rothaarig? Zu was auch immer?" Taryn Brumfitt wünschte sich einfach nur, dass ihre Tochter entweder gar nicht so viel Zeit vor dem Spiegel verbringen würde oder wenn schon, dann sagen würde: "Wow, ich bin ja genau richtig, so wie ich bin!"
Und das würde sie dann ihrer Mami verdanken, die sich gemeinsam mit Schauspielerin und Executive Producer Nora Tschirner gegen falsche Schönheitsideale und für mehr Vielfalt, Akzeptanz und Selbstliebe eingesetzt hat. Dass die Regisseurin und Mit-Produzentin mit ihrem Gemeinschaftsprojekt eine derartige Lawine lostreten würden, war nicht abzusehen. Oder doch? Ist es nicht wirklich an der Zeit, dass Frauen aufhören mit ihrer ständigen Krittelei an sich selbst und einfach mal sagen: "Gut so." Wie wichtig das Thema ist, beweist ein Facebook-Posting von Nora Tschirner auf ihrer Fanpage: Innerhalb von 48 Stunden erreichte der Trailer über zwei Millionen Views, er wurde fast 19.000 Mal geteilt und von mehr als 2.000 Followern kommentiert.
Die Irre aus Germany
Und das war nur der Anfang. Inzwischen wissen sowohl Nora als auch Taryn kaum mehr, wie sie all die Postings und Anfragen bewältigen sollen. Sie sind überrannt worden von einer Welle der Sympathie, aber vor allem von einer Welle, die besagt, dass es Millionen Frauen auf der ganzen Welt satthaben, sich falschen Schönheitsidealen zu beugen. Dafür ist die Zeit, die wir auf dieser Erde verbringen, echt zu kurz.
91 Prozent aller Frauen finden ihren Körper nämlich schrecklich. Haben etwas daran auszusetzen, die einen mehr, die anderen weniger. Aber kaum eine Frau sagt: "Mein Körper? Wunderbar, wir sind echte Freundinnen!" Nora Tschirner versucht das, zumindest manchmal, denn sie hat sich schon viele Gedanken über den Schönheitswahn der Frauen gemacht. "Ich habe mein kleines Sparschwein genommen und Taryn bedrängt, den Film mitproduzieren zu dürfen."
Beide Frauen lachen. Sie lachen viel, sie lachen laut, sie fühlen sich rundum wohl. Taryn, weil sie mit dem Film so viele Frauen erreichen kann, Nora, weil sie jetzt nicht mehr alleine die Welt retten muss. "Ich habe sie gegoogelt", erzählt Taryn, und Nora fällt ihr ins Wort: "Und hast dich gefragt, was diese Irre aus Germany von dir will?!" "Nein", sagt die Australierin, "ich habe mich gefreut, so eine tolle, engagierte deutsche Schauspielerin an meiner Seite zu haben."
Die perfekte Frau? Ist keine. Oder alle!
Da kann John Mayer solange, wie er will, "Your Body Is A Wonderland" trällern, und da können Ehemänner und Freunde sagen so oft sie wollen, dass sie jeden Zentimeter, jede Kurve, jede Falte und jedes graue Haar an ihrer Frau lieben - die Frau wird es nicht glauben. Sie wird sich denken, was für ein Arschloch, der Typ lügt, ohne rot zu werden, denn eben sind wir an einem Zeitungskiosk vorbeigegangen und da hat er einen begehrlichen Blick auf das Cover-Girl mit den perfekten Brüsten, dem knackigen Hintern, den vollen Lippen und den sonnenblonden langen Haaren geworfen. Diesem - gern von Fotoshop unterstützen - Image kann kaum eine Frau standhalten. Nicht einmal das Covergirl selbst. Und schon gar nicht eine Frau, die nicht gelernt hat, sich zu lieben. Sich zu umarmen.
Medien, Werbung und Gesellschaft geben ein Körperbild vor, nach dem wir uns selbst und andere immer wieder bewerten und verurteilen. Taryn Brumfitt wollte das nicht mehr hinnehmen. Sie postete ein ungewöhnliches Vorher/Nachher-Foto ihres fast nackten Körpers auf Facebook und löste damit einen Begeisterungssturm aus, mit dem niemand gerechnet hat. Sie nicht, und ihr Mann schon gar nicht, erzählt sie n-tv.de lachend. "Aber er macht das alles mit mir mit. Und meine Kinder auch." Durch ihren Post, der über 100 Millionen Mal in den sozialen Netzwerken angesehen wurde, rückte sie das Thema Body Image in den Fokus der Weltöffentlichkeit und befreite sich selbst von dem destruktiven Streben nach dem "perfekten" Körper.
Mit ihrem Dokumentarfilm möchte Brumfitt allen, die unter den vermeintlichen Schönheitsidealen leiden, einen Gegenentwurf vorstellen. In ihrem Film begibt sich Taryn Brumfitt auf eine Reise um den Globus, um herauszufinden, warum so viele Frauen ihren Körper nicht so mögen, wie er ist. Sie trifft auf Frauen, die ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Bodyshaming und Körperwahrnehmung haben. Frauen, die zu dünn sind, zu dick. Deren Haut verbrannt wurde. Die einen übernatürlichen Haarwuchs haben. Die immer dachten, wenn sie noch ein bisschen mehr dies oder das sind, dann würden sie mehr geliebt, überhaupt geliebt, oder erfolgreicher werden. Viele wurden einfach nur unglücklich.
Zu sehen, wie diese Frauen reagieren, wenn sie auf die mutige Taryn treffen, ist überaus berührend. Denn Taryns Botschaft lautet: Liebe deinen Körper, wie er ist, er ist der einzige, den Du hast! Die Begegnungen zwischen den Frauen sind inspirierend und zum Teil auch erschütternd - jede Frau wird sich in einer der Protagonistinnen ein Stück weit erkennen können. Aber fast nebenbei verändert der Film die Denkweise über uns und unsere Körper.
"Embrace" gibt es am 11. Mai einmalig in einem Kino in Ihrer Nähe zu sehen. Nora Tschirner lädt am Tag nach der Vorführung, am 12. Mai 2017, um 19 Uhr, zusammen mit der Regisseurin Taryn Brumfitt zu einer Facebook-Live-Diskussion über das Thema ein.
Quelle: ntv.de