Kino

"Die versunkene Stadt Z" im Kino Zugeschaut, aber nicht mitgefühlt

Charlie Hunnam spielt in "Die versunkene Stadt Z" den Abenteurer Percy Fawcett.

Charlie Hunnam spielt in "Die versunkene Stadt Z" den Abenteurer Percy Fawcett.

(Foto: Studiocanal)

Sein Beruf führt ihn nach Bolivien, doch im Dschungel entdeckt Percy Fawcett, wofür er wirklich brennt: die Suche nach einer lange vergessenen Stadt. Der Film "Die versunkene Stadt Z" entführt auf eine Abenteuerreise, die sich so tatsächlich zugetragen hat.

Beruht ein Film auf einer wahren Begebenheit, klingt er gleich besonders spannend. "Die versunkene Stadt Z" basiert auf dem gleichnamigen Roman von David Grann aus dem Jahre 2009, der wiederum die Geschichte des Forschers Percy Fawcett (Charlie Hunnam) erzählt. Als britischer Offizier erhält dieser die Aufgabe, Vermessungen in Boliviens Wäldern durchzuführen. Mit diesem Ziel, aber ohne jegliche Begeisterung, tritt der Familienvater die weite Reise an und findet sich mit seinem Assistenten Henry Costin (Robert Pattinson) im wilden und bislang unerforschten Amazonas wieder.

Schnell beginnt ein Überlebenskampf gegen Einheimische und die Tücken der Wildnis. Inmitten dieser Schwierigkeiten findet Fawcett im Regenwald Spuren einer uralten Zivilisation und vermutet eine bislang unbekannte Stadt, die er "Z" nennt. Ein paar Tonscherben und die vagen Erzählungen eines indigenen Stammführers reichen aus, um in ihm eine Besessenheit zu entfachen. Der Dschungel wird seine Leidenschaft, eine verschollene Stadt zu entdecken, sein Lebenstraum. 

Das Gefühl bleibt aus

Leider wird nicht aus jeder spannenden Geschichte auch ein spannender Film. In 140 Minuten Spielzeit muss man bei "Die versunkene Stadt Z" schon mal gähnen. Es fehlen nicht etwa interessante Bilder, denn die gibt es dank des Amazonas zuhauf. Der Film spielt um die Jahrhundertwende in England: Allein durch Kostüme, Autos und Architektur hat er also bereits einiges für die Augen zu bieten.

Es kommt eben auf das Gefühl an. Möchte man eine wahre Geschichte nacherzählen, ergibt es zwar Sinn, nah am Original zu bleiben. Oft passiert im echten Leben aber viel mehr, als man in einem Film überhaupt unterbekommt. Das eigentliche Bestreben Fawcetts, die versunkene Stadt "Z" zu finden, gerät so schon nach kürzester Zeit in den Hintergrund. Ereignis reiht sich an Ereignis - und am Ende hat man zugeschaut, aber nicht mitgefühlt.

Robert Pattinson kann in "Die versunkene Stadt Z" glänzen.

Robert Pattinson kann in "Die versunkene Stadt Z" glänzen.

(Foto: Studiocanal)

In Fawcetts jahrelangen Abwesenheit wachsen die Probleme mit seiner Frau Nina (Sienna Miller). Sie versucht sich den Plänen ihres Mannes entgegenzusetzen - erfolglos. Es soll das emanzipierte Bestreben einer unabhängigen Ehefrau nahelegen. Es bleibt jedoch beim Versuch, denn die Streits wirken gefühllos und gehen im Chaos seiner zahlreichen Expeditionen unter. Am Ende tritt er dann zusammen mit seinem Sohn zu seiner letzten großen Reise an: der Moment, in dem "Z" Wirklichkeit werden soll. Doch der dramaturgische Höhepunkt bleibt aus.

Ein neues Image

Nach so viel Nüchternheit gibt es aber auch Positives zu vermelden: Robert Pattinson, der als Nebendarsteller den ruhigen, unscheinbaren Begleiter von Fawcett mimt, spielt souveräner, als jeder seiner Blutsauger-Auftritte in den "Twilight"-Filmen hätte vermuten lassen. Damals halb nackt mit glitzernder Haut zu sehen, war er diesmal kaum wiederzuerkennen. Mit Vollbart, Brille und schmächtiger Statur überzeugte der Teenie-Schwarm aber um einiges mehr.

Ob das Gleiche für Hunnam gilt, der den meisten wohl noch - ebenfalls oben ohne - als Biker Jack Teller aus "Sons of Anarchy" bekannt sein dürfte, ist fraglich. Trotz einer soliden schauspielerischen Leistung kommen für den Hauptcharakter kaum Sympathien auf. Bis zum Ende des Films wird nie ganz klar, wie er sich jene Stadt vorstellt, die er zu finden hofft oder was er glaubt dort vorzufinden. So fällt es schwer, sich in Fawcett hineinzuversetzen und seine Begeisterung zu teilen.

Auf die Frage, ob er der wahren Geschichte gerecht geworden sei, antwortet Regisseur James Gray im Interview mit n-tv.de: "Wenn man sich, nachdem man einen Film gedreht hat, fragen muss, ob man zu viel von sich selbst in die Geschichte gesteckt hat, dann ist man im falschen Beruf." Ob etwas mehr oder etwas weniger Input vom Regisseur nötig gewesen wären, um dem Film mehr Vision zu verleihen, sei dahingestellt. Auf der Leinwand jedenfalls hätte ein größerer Spannungsbogen nicht geschadet. Für Dschungel- und Archäologie-Fans hat der Film durchaus was zu bieten. Ansonsten erinnert er doch eher an einen Dokumentar- als an einen Actionfilm.

"Die versunkene Stadt Z" startet am 30. März in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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