Es gibt nur einen wahren BerndDie "Stromberg"-Files, Chefsache

"Büro ist Krieg", sagt Bernd Stromberg vor etwas mehr als 20 Jahren. Seitdem hat sich das Büro als solches verändert. Bernd Stromberg? Der nicht - und das ist gut so. Wie steht der Chef aller Chefs zu Homeoffice, Diversity, Compliance? Immerhin: "Büro ist besser als richtig arbeiten."
Als Kind will man Lokführer werden. Oder Astronaut. Oder Feuerwehrmann. Bernd Stromberg hatte keinen dieser Traumberufe im kindlichen Sinn, für ihn war schon damals klar: "Chef" ist das Einzige, das zählt: "Mein Weg war von Anfang an vorgezeichnet." Und wie heißt es dann immer so schön: Der Rest ist Geschichte. Im wahrsten Sinn des Wortes. Büro-Geschichte. 20 Jahre - und kein Ende in Sicht.
Wie alles begann …
2004. Das berühmte Sommermärchen gab es noch nicht, stattdessen Rumpelfußball und ein frühes Aus bei der EM in Portugal. Facebook wird gegründet. Ach ja, und die erste "Stromberg"-Staffel läuft im deutschen TV mit Christoph Maria Herbst als Bernd Stromberg. Wegbingen ist noch nicht, stattdessen heißt es wie bei den Klassikern "Dallas" oder "Die Schwarzwaldklinik" warten, Woche für Woche. Und wie bei den Serienklassikern aus den 1980ern kommt "Stromberg" an, wird ein Erfolg. Büroalltag mit Herrenwitz als Erfolgsgeheimnis.
2005: Die zweite Staffel "Stromberg" ist deshalb nur konsequent. Dass im selben Jahr Google Maps an den Start geht? Egal. 2007 kommt dann das erste iPhone auf den Markt, aber die dritte Staffel "Stromberg" kann man getrost als wichtiger für die gesamte Menschheit ansehen. Unter uns: Dieses Handy ohne Tasten wird sich nicht durchsetzen. Mark my words! Bernd Stromberg: "Ich fand das super, dass ich Kunden jetzt auch vom Scheißhaus aus anrufen kann."
2009: Bitcoin. Obama. Die vierte Staffel von "Stromberg" startet. 2010 kommt dann das erste iPad auf den Markt, Office 2010 auch, dazu Instagram - aber von Bernd Stromberg hört man nichts. Das gleiche ein Jahr darauf. Erst 2012 meldet sich der einzig wahre Chef aller Deutschen wieder zu Wort, beziehungsweise drängt sich mit Staffel fünf ins TV-Bild und verdrängt 3D-Drucker sowie die ersten selbstfahrenden Autos aus dem kollektiven Bewusstsein der Deutschen.
Die ganz große Bühne
2014 ist es endlich so weit: Der Stromberg-Hype findet den Weg auf die große Kino-Leinwand. Selbstredend, dass der Film ein absoluter Kassenschlager wird, ein Straßenfeger wie die Fußball-WM in Brasilien. Bernd Stromberg: "Beides hat das Land gleichermaßen euphorisiert, würde ich mal sagen."
Danach wird es ruhiger um Deutschlands berühmtesten Bernd, bekannter als das gleichnamige Brot und schlagzeilenträchtiger als Bernd Höcke. "Ich sag ja nicht, dass früher alles besser war. Aber so war's." Wer hat's gesagt? Richtig: Bernd Stromberg. Der geht nach seiner Karriere als Abteilungsleiter Schadensregulierung M+Z bei der Capitol Deutschland AG in die Politik. Zur SPD, "denn das S in SPD steht für Stromberg." Und weil er denkt, dass ihm nach der Politik "alle Türen und Fenster offenstehen: Kompletter Durchzug."
Aber nicht nur Bernd Stromberg weiß: "Büro ist besser als richtig arbeiten" und so meldet sich der drahtige Mann mit markantem Bart und kaum Haupthaar zurück: "Zehn Jahre nach dem ersten Film fragen mich immer noch so viele Leute nach dem Bernd, dass ich irgendwann auch wissen wollte, was aus ihm geworden ist, in der neuen Arbeitswelt. Und aus den ganzen anderen Graupen."
Rückkehr ist Chefsache
2025: Der zweite "Stromberg"-Film kommt in die deutschen Kinos, bei S. Fischer und Argon erscheinen passend dazu das Buch und ein Hörspiel. Letzteres trägt den Titel "Büro ist besser als richtig arbeiten. Tipps von A wie Homeoffice bis Z wie Soft Skills", ist knapp vier Stunden lang und wird von den Original-Charakteren gesprochen: Bernd Stromberg, Jennifer, Ulf, Tanja und Ernie, allen verdammten "Graupen" also. Was haben sie die vergangenen zehn Jahre gemacht? Hat Ernie vielleicht einen Anti-Mobbing-Ratgeber geschrieben? Hat Tanja Karriere bei der Capitol gemacht? Sind Bernd und Jennifer verheiratet? Hat Ulf Ehrgeiz entwickelt? Fragen über Fragen.
Die Antworten liefern Buch und Hörspiel des Autors Ralf Husmann. Zum Teil chronologisch, zum Teil nach Gefühl und aus dem Bauch heraus. Weisheiten direkt vom Chef aller Chefs. Weisheiten zu Homeoffice, Covid, Tiktok, Wirecard, Cloud Computing, Feedback, Mental Health - oder Trump. Bernd Stromberg: "Wenn du den Eindruck vermittelst, dass dir wirklich alles zuzutrauen ist, ein Friedensabkommen genauso wie ein Atomkrieg; wenn du also völlig unberechenbar bist, weiß keiner mehr, wie er mit dir umgehen soll - und stimmt dir sicherheitshalber erst einmal zu. Das ist schon eine wirklich gute Cheftaktik, muss ich schon sagen."
Es gibt einen geleakten Chat (der zum Schießen ist), es gibt ein Interview Husmanns mit Bernd Stromberg und auch Leserfragen, direkt vom Chef himself beantwortet. Als Hörer (oder Leser) ist man nach dem "Konsum" dieses Kompendiums über den Büroalltag, über die Weltgeschichte der letzten 20 Jahre wunschlos glücklich. Bleibt nur zu hoffen, dass Bernd Stromberg (es geht das Gerücht um, dass er bereits als Chef zur Welt gekommen ist) sich nicht wieder eine so lange Auszeit nimmt und sich aus der Öffentlichkeit in sein Chefbüro zurückzieht. Der Grund ist so einfach wie einleuchtend: "Gute Chefs waren schon immer Mangelware. Ja, Strombergs gibt's halt nicht an jeder Ecke!"
