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Echt Musical(,) Pur! Das Abenteuerland liegt jetzt in Düsseldorf

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In "Abenteuerland - Das Musical" geht es um drei Generationen, auch die Generation von Tochter Anna.

In "Abenteuerland - Das Musical" geht es um drei Generationen, auch die Generation von Tochter Anna.

(Foto: picture alliance/dpa)

Keine Sorge: Der Eintritt kostet nicht den Verstand, sondern nur die Lust, Pur auf eine ganz eigene musikalische Reise zu begleiten. Schließlich wagt die Band mit "Abenteuerland - Das Musical" nun den Sprung auf die Theaterbühne. Am Sonntag feierte das Stück in Düsseldorf Premiere.

Am Ende erhoben sich sogar Santa Maria, der Gladiator und die politische Allzweckwaffe zu Standing Ovations von ihren Sitzen. Klingt ein bisschen nach einem Abenteuerland, dreht sich dann aber doch "nur" um Schauspieler Sky du Mont, Bodybuilder Ralf Moeller und CDU-Mann Wolfgang Bosbach. Sie zählten schließlich zu den rund 1000 Prominenten, Pressevertretern und sonstigen geladenen Gästen, die am Sonntagabend bei der Premiere von "Abenteuerland - Das Musical" mit der Musik von Pur im Düsseldorfer Capitol-Theater live dabei sein durften.

Tickets für das Pur-Musical
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(Foto: BB Promotion)

"Abenteuerland - Das Musical" gastiert ab Dienstag bis zum 10. März 2024 im Düsseldorfer Capitol Theater. Tickets für die Show mit der Musik von Pur gibt es auf der Webseite der Veranstaltung zu erwerben.

Frontmann Hartmut Engler stellt das Licht seiner Band gern als "schwäbische Provinzcombo" selbst unter den Scheffel. Dabei spielen Pur natürlich keineswegs in der Kreisklasse, sondern sind längst in der deutschen Rock- und Pop-Oberliga zu Hause - mit ausverkauften Arenen, Nummer-1-Alben, Gold- und Platin-Auszeichnungen noch und nöcher. Und nun eben sogar auch mit einem eigenen Musical.

Ein Musical, wie es das in dieser Form als deutsche Produktion tatsächlich noch nicht gegeben hat. So sind Pur nicht nur die erste deutschsprachige Band, der auf diese Weise gehuldigt wird. Anders als etwa beim Udo-Lindenberg- oder Falco-Musical stehen in "Abenteuerland" auch nicht die Interpreten selbst im Mittelpunkt des Geschehens. Stattdessen dienen mehr als zwei Dutzend Song-Highlights aus dem bisherigen Œuvre von Pur als Folie für eine eigenständige Familiengeschichte, die drei Generationen umfasst.

"Geweint vor Glück"

Ein bisschen mutet es an, als würde man "Golden Girls", "Desperate Housewives" und "Hannah Montana" parallel gucken. Da ist zum einen die verwitwete, aber inzwischen wieder liebestolle Oma, die nicht ganz zufällig auf den Namen Lena hört. Zum anderen ist da ihr Sohn Robert, in dessen Ehe mit Frau Petra (auch diese beiden Namen sind nicht ohne Hintergedanken gewählt) es nach 20 Jahren ordentlich kriselt. Und dann sind da auch noch die beiden Teenager-Kinder Alex und Anna, von denen er gern Rockstar und sie von seinem Kumpel Tom geliebt werden möchte.

Wer zur Premiere eingeladen war, bekam als Goodie gleich mal eine Packung Taschentücher mit der Aufschrift "Geweint vor Glück" in die Hand gedrückt. Siebzehn Feuerdrachen, Donnervögel oder Urgeschrei, wie sie im Song-Text von "Abenteuerland" ihr Unwesen treiben, kommen im Musical nämlich nicht vor. Und auch nicht der Fesselballon, der als Wahrzeichen für das Stück fungiert. Stattdessen hat Produzent Martin Flohr eine Wohlfühl-Geschichte nicht nur über, sondern auch für die ganze Familie erdacht, in der es an Klischees nicht gerade mangelt.

Dass man der Story trotzdem gerne zusieht, liegt an den vielen kleinen Brechungen und humorigen Überspitzungen, die liebevoll mit eingeflochten wurden - von der parshippenden Oma über den in seiner Midlifecrisis kampfradelnden Robert bis hin zum sich letztendlich als schwul outenden Tom. Auch bei den durchdigitalisierten Kulissen, die dank eines Drehtellers auf der Bühne in Windeseile rotieren, lohnt es sich, immer mal wieder genauer hinzusehen.

So laden viele mal mehr, mal weniger offenkundige Details nicht nur zum Schmunzeln ein, sondern dürften mit ihren Anspielungen auf die Song-Paten des Stücks auch die Herzen der Pur-Fans höherschlagen lassen. Die sollten schließlich wissen, weshalb zum Beispiel die Band von Alex Crusade heißt oder ein Zug in der Aufführung nicht etwa nach Nirgendwo, sondern ausgerechnet nach Bietigheim fährt.

Hartmut Engler bleibt bescheiden

Pur auf RTL+ Musik
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(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

Auf der Suche nach Musik von Pur? Songs, Alben und Infos der Band gibt es auf RTL+ Musik.

Keine Frage: In diesem "Abenteuerland" wird nichts dem Zufall überlassen. Der Cast ist ebenso durchgängig professionell wie divers besetzt. Die Musik erklingt so reibungslos, als käme sie von Band, wird tatsächlich aber von einer siebenköpfigen Band live eingespielt. Bei der Song-Auswahl durften Hits und Fan-Lieblinge wie "Ein Graues Haar", "Hör gut zu", "Ich lieb dich", "Drachen sollen fliegen" oder "Funkelperlenaugen" natürlich nicht fehlen. Aber auch sonst wurden die mitunter textlich leicht angepassten Lieder mit Bedacht ausgesucht, um mit ihnen den Inhalt des Stücks zu tragen und voranzutreiben.

Am Ende kommt dabei ein derart rundes und im wahrsten Sinne des Wortes pures Musical heraus, als wäre das seit jeher die Bestimmung der Songs gewesen. Kritiker, die schon immer die Nase darüber rümpfen, dass Pur stets irgendwie zwischen Rock und Pop, aber auch Schlager changieren, werden sich dadurch womöglich in ihren Ressentiments bestätigt fühlen. Die immense Fanschar der Gruppe dürfte sich dagegen Sänger Hartmut Engler anschließen, der es im ntv.de-Interview als "kleinen Ritterschlag" bezeichnet hat, Teil einer derart perfektionistischen Produktion zu sein.

Die Kameras schwenkten natürlich auf ihn, auch wenn sich Hartmut Engler während der Premiere eher im Hintergrund hielt.

Die Kameras schwenkten natürlich auf ihn, auch wenn sich Hartmut Engler während der Premiere eher im Hintergrund hielt.

(Foto: Patric Fouad / BB Promotion)

Dabei kommt das im Capitol-Theater errichtete "Abenteuerland" - wenn man es zum Beispiel mal mit dem seit inzwischen einem Jahr im Kölner Musical Dome residierenden "Moulin Rouge" vergleicht - geradezu bescheiden daher. Abgesehen von der Fesselballon-Attrappe im Foyer weisen noch ein paar ausgestellte Pur-Devotionalien vom Bühnenmantel über verschiedene Instrumente bis hin zur Goldenen Schallplatte darauf hin, was hier eigentlich gespielt wird. Ansonsten aber dominiert der nüchterne Industrie-Charme der Düsseldorfer Veranstaltungshalle. Letztlich unterstreicht dies allerdings nur die Konzentration auf das Wesentliche: Was hier gespielt wird, ist ein Musical - nicht mehr und nicht weniger.

Nicht minder bescheiden gibt sich auch Hartmut Engler mal wieder während der Premiere "seines" Musicals. Er hat im Publikum Platz genommen, nicht ganz vorn, sondern ungefähr in der zehnten Reihe. Auf die Bühne kommt er nicht, auch dann nicht, als der letzte Ton der Zugabe verklungen ist und Darstellerinnen und Darsteller, Macherinnen und Macher sich feiern lassen. Und gefeiert werden sie ordentlich, nicht nur von du Mont, Moeller und Bosbach, sondern von gefühlt ausnahmslos allen Zuschauerinnen und Zuschauern im Saal, die frenetisch applaudieren. Auf diese Reise haben sie sich nur allzu gern mitnehmen lassen.

Quelle: ntv.de

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