Musik

Y'akoto stellt sich neu vor "Meine Karriere beruht auf Dreistigkeit"

Brach ihr Studium für ihre Leidenschaft ab: Y'akoto.

Brach ihr Studium für ihre Leidenschaft ab: Y'akoto.

(Foto: Jhey too cool)

Y'akotos Werdegang ist beachtlich - doch nichts im Vergleich zur ihrer wahnsinnigen Stimme. Diese stellt die 32-jährige Soulsängerin nun auf ihrer neuen EP "Obaa Yaa" unter Beweis. Mit ntv.de redet die Deutsch-Ghanesin über ihre Kindheit, das Rockstarsein und darüber, wenn Frauen anderen Frauen helfen.

ntv.de: Als ich zum ersten Mal ein Lied von dir gehört habe, bin ich fast vom Stuhl gefallen: Deine Stimme ist ja unglaublich! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die Einzige bin, die so reagiert hat. Wie war das für deine Eltern?

Y'akoto: (lacht) Danke! Mein Umfeld hat immer sehr positiv reagiert. Mit so fünf, sechs Jahren habe ich angefangen zu singen, um meine eigene Geschichte zu erzählen. Für mich ist das Singen eine sehr direkte Art, um mit Menschen zu kommunizieren. Ich kann meine Gefühle in einem Songtext sehr akkurat und sehr genau zusammenfassen. Ich glaube, bei Kindern findet man dann alles toll. Aber dann später, als ich in Rock- oder Reggaebands gesungen habe, habe ich immer sehr positives Feedback bekommen.

Haben deine Eltern dein Talent auch gleich gefördert?

Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, meine Mutter war die erste in ihrer Familie, die einen Uniabschluss hatte. Mein Vater kam auch aus sehr demütigen Verhältnissen, wo es natürlich ein großes Risiko dargestellt hat, in ein künstlerisches Feld zu gehen. Es ist also nicht sofort gefördert worden. Meine Karriere basiert auf meiner Dreistigkeit, es einfach zu machen. Meine Mutter meinte: "Ja, ja, ja, mach aber erstmal deinen Uniabschluss." Und ich meinte: "Ja, ja, ja" - und habe mich heimlich exmatrikuliert.

Du hast einen sehr interessanten Werdegang, kannst du ihn kurz beschreiben?

Ich gebe dir mal eine Zusammenfassung: Also, ich bin in Hamburg-Eppendorf geboren. Um 16 Uhr an einem Donnerstag. Aber dann haben mich meine Eltern, die sehr verliebt waren, gleich nach Ghana gebracht. Ich sage immer: Alles, was ich für meinen Beruf brauche - das Laufen, Tanzen, Singen, Schreiben, Lesen, Beobachten -, das habe ich in Ghana gelernt. Durch den Beruf meiner Mutter sind wir dann kurz nach Kamerun gegangen. Dort habe ich eine amerikanische Highschool besucht. Das hat mich musikalisch auch sehr geprägt, da habe ich mich sehr mit Hip-Hop befasst. Dann bin ich zurück nach Hamburg, habe mit Ach und Krach mein Abitur gemacht mein Studium angefangen. Aber da war diese Idee, meine eigene Platte zu machen, schon sehr gefestigt.

Dann bist du auch schnell an die richtigen Leute geraten, die deine Musik veröffentlicht haben?

Das war schon ein schon längerer Weg, aber ich hatte mir schon ein Netzwerk von Musikern und Leuten, die mich einfach interessant fanden, aufgebaut. Und ich hatte vier Songs, die alle auf meinem ersten Album sind. Aber ich wollte halt auch in Ruhe gelassen werden. Ich habe ziemlich früh gemerkt, dass Rockstar zu sein gut fürs Wohlbefinden ist.

Ist das so?

Ja, weil ich eine ziemliche Einzelgängerin war. Auch als Kind oder als Teenager, ich habe Rock gehört, Soul, war in jeder Clique gern gesehen, habe mich mit allen Kids verstanden, aber es hat mich nie interessiert, irgendwo dazuzugehören. Und dann war es eigentlich eine logische Konsequenz, mein eigenes Ding zu machen.

Deine Musik hört sich sehr lebensbejahend, sehr aufgeweckt an. Würdest du sagen, das spiegelt auch so ein bisschen dein Gemüt wider?

Mein Wunsch ist es, mich mit meinen Hörern zu verbinden. Ich habe Lust, eine Art Tunnel zu bauen, von meiner Persönlichkeit zu den Menschen, die mir zuhören. Und da ist es meine Verantwortung, mich besonders facettenreich vorzustellen. Ich würde mir wünschen, dass Leute, die mich mögen, sagen: "Ich bin mit ihr auf eine Reise gegangen." Das ist mir wichtig. Ich mache Musik nicht als Therapie für mich selbst, so wie viele Künstler es sagen. Da bin ich eher sehr basic.

Wie würdest du deine neue EP, "Obaa Yaa", thematisch beschreiben?

Ich habe diese vier Songs im Februar geschrieben. Seit 2017 lebe ich mehr oder weniger in Accra, dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin und wo ich alles gelernt und viel erlebt habe. Ich wollte in vier Tracks erzählen, was in den letzten drei Jahren passiert ist und mich neu vorstellen. "Obaa Yaa" hat mich mein Vater früher genannt, "Obaa" heißt Mädchen/Frau, und "Yaa" ist mein Tagesname, weil ich an einem Donnerstag geboren bin.

War es eine große Umstellung für dich, wieder zurück nach Ghana zu gehen?

Ich habe das Gefühl, mein ganzes Leben ist darauf hinausgelaufen.

Hier in Deutschland hast du dich nicht weiter gesehen?

Ich habe sehr lange in Deutschland gearbeitet und viel gesehen - ich bin ja auch deutsch, das geht ja nie weg. Ich hatte einfach ein starkes Bedürfnis, mal wieder mein Umfeld zu ändern und dahin zurückzugehen, wo man mich kennt. Und nicht als Y'akoto oder als jemanden, der anders ist, sondern als Mensch.

Du bist auch sehr stilsicher und modebewusst - ein bisschen Vintage, ein bisschen bunt. Kommt das von dir oder hast du Leute, die dir sagen, was du anziehen sollst?

Zu Stilsicherheit gehört Selbstsicherheit, die ich sehr wichtig finde in unserem Beruf, weil die Leute immer mitreden wollen. Jeder hat seine eigenen Geschmäcker und jeder hat auch eine Lieblingsversion von Y'akoto. Da ist es eine große Herausforderung, beispielsweise mit Neonfarben zu arbeiten, wenn sonst niemand welche trägt. Und die Art von Selbstsicherheit und kreativer Intuition zu entwickeln, ist manchmal nicht so einfach, deswegen ist das ein großes Kompliment von dir und dafür bedanke ich mich. Und ja, das kommt meistens von mir.

Du hast auch schon mit Joy Denalane zusammengearbeitet. Ist es nützlich, Deutschlands Queen of Soul als Freundin zu haben, oder eher einschüchternd?

Mit Joy bin ich 2012 auf Tour gegangen. Ich durfte ihre Show eröffnen, was damals sehr wichtig für mich war, um auch mein Publikum aufzubauen. Das war sehr schön und eine sehr coole Geste von ihr, mich mitzunehmen. Wir sind keine besten Freundinnen, aber ich kenne sie und ich respektiere ihre Arbeit. Joy ist jemand, der die Kultur verändert hat, sie hat als Erste Soul auf Deutsch gesungen. Es ist eine große Sache für mich, dass sie mich unterstützt, das ist nicht selbstverständlich.

Ist es dir generell wichtig, dass Frauen andere Frauen unterstützen?

Ich glaube, nur so können wir die Gerechtigkeit haben, die wir verlangen. Ich habe immer mit tollen, kreativen Frauen Kontakt. Und wenn nicht, dann schreibe ich dem Verlag eine E-Mail und bitte darum, beim nächsten Mal bitte eine andere Frau, eine andere schwarze Frau dabeizuhaben. Für "Undercover Lover" habe ich zum Beispiel mit Nora, einer ganz tollen Songwriterin, gearbeitet, die jetzt auch einen Song für Sting geschrieben hat. Es ändert sich nur was, wenn man es lebt. Ich lebe die Realität, ich rede nicht nur davon.

Mit Y'akoto sprach Linn Rietze

"Obaa Yaa" ist ab sofort überall erhältlich

Quelle: ntv.de

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