Der "Tatort" im Schnellcheck 16 Uhr 50 ab Dannerberg
18.12.2021, 14:46 Uhr
Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec, l.) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) ermitteln im Kloster.
(Foto: BR / Roxy Film GmbH / Hendrik Heiden)
Batic und Leitmayr gehen ins Kloster. Umgeben von rätselhaften Nonnen, rolligen Katzen und undurchsichtigen Gesandten des Vatikans gilt es, einen Mord aufzuklären. "Wunder gibt es immer wieder" wandelt auf den Spuren von Agatha Christie, altmodisch und unterhaltsam.
Was passiert?
Der Mann schläft nicht, der ist tot. Im Zug nach München lässt ein Fahrgast unter geheimnisvollen Umständen sein Leben. Der Ermordete hat einiges an blauen Flecken, eine gebrochene Rippe - und das tödliche Gift der Schierlingspflanze im Blut. Die Recherchen von Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) ergeben, dass der Mann von Beruf Wirtschaftsprüfer war und kurz bevor sein letztes Stündchen schlug, einen Termin in einem Kloster wahrgenommen hatte.
So machen sich die beiden Kommissare also auf nach Dannerberg, einem fiktiven Örtchen bei Oberaudorf, und versuchen herauszufinden, was in jenem Kloster passiert sein könnte, das zum Tod des Mannes aus dem Zug geführt hat. Dort treffen Batic und Leitmayr auf eine Mauer des Glaubens und des Schweigens, nicht zuletzt ein Grund, warum die beiden sich eine Auszeit vom städtischen Trubel gönnen, zwei karge Zimmer beziehen, um aus nächster Nähe zu entschlüsseln, wer hier wohl ein Interesse am Ableben des Amtsmannes gehabt haben könnte: Schwester Angela (Ulrike Willenbacher), die den Online-Shop des Klosters betreibt und an der Börse spekuliert? Die Oberin (Corinna Harfouch) oder Schwester Jacoba (Petra Hartung)? Die verhuschte Schwester Klara (Constanze Becker) oder Antonia (Maresi Riegner), die, so wird sich später herausstellen, ganz andere Sorgen hat? Dann ist da noch der junge Sandro (Samuel Benito), ein zum Aufbrausen neigender Hausmeister (Aurel Manthei) und zwei Gesandte des Vatikans, die ihr eigenes Süppchen kochen.
Worum geht es wirklich?
"Das Schweigen der Hirten" titelte gerade "Der Spiegel", die Hauptgeschichte ein ausführlicher Report über das Thema Missbrauch im kirchlichen Umfeld - es gäbe also einiges an aktueller Themengrundlage für einen Kriminalfilm. Grimme-Preisträger Alex Buresch und Matthias Pacht versuchen in ihrer Geschichte jedoch gar nicht erst, allzu viel Realismus einzuweben, vielmehr ging es den beiden um einen "leichten Sommerfilm". So wird das Kloster zum Schauplatz, an dem sich traditionelles Personal einfindet: Notorische Nonnen, harsche Hausmeister, kapriziöse Kätzchen.
Wegzapp-Moment?
Fehlanzeige. Wer sich nicht gerade aus persönlicher Glaubenshaltung heraus vom spielerischen Umgang mit Kloster-Klischees und religiösen Gepflogenheiten korrumpiert fühlt, verbringt einen vergnüglichen Krimi-Abend.
Wow-Faktor?
Ohne zu viel zu verraten: Die Poirot'sche Knotenlösung dieses Falles ist schon außerordentlich schmuck geraten. Glauben Sie dran!
Wie war's?
8 von 10 Punkten - klösterliches Krimi-Entertainment, kurzweilig und stimmungsvoll inszeniert.
Quelle: ntv.de