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"Tatort" mit Thiel und Boerne Als Genschman nach Münster kam

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Diesmal auch auf historischen Spuren in Münster unterwegs: Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, l.), Silke Haller (ChrisTine Urspruch) und Frank Thiel (Axel Prahl).

Diesmal auch auf historischen Spuren in Münster unterwegs: Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, l.), Silke Haller (ChrisTine Urspruch) und Frank Thiel (Axel Prahl).

(Foto: WDR / Bavaria Fiction GmbH / Thomas Kost)

Es begann zwischen Scheveningen und Schreberscholle und endete auf der Bühne der Weltpolitik: "Unter Gärtnern" entwickelte sich zum traditionell breitangelegten Plot. Auf der Suche nach dem Mörder landeten Boerne und Thiel diesmal im Jahr 1990.

Lange Zeit sah es beim Münsteraner "Tatort" so aus, als sei der Mörder, die Mörderin im Kreise der Schrebergemeinschaft zu finden. Sabine Schmidt (Sybille Canonica) hatte es in der eigenen Parzelle zwischen Ginster und Gänseblümchen dahingerafft, mit ihr auch gleich noch zwei Eichhörnchen. Hobby-Gärtner Ulrich Winer (Hans-Uwe Bauer) kam jedoch vielleicht etwas zu vordergründig als Täter in Frage, da musste noch irgendetwas passieren. Nicht nur dieser ausgesprochen stimmungsvolle Ausflug ins Seebad Scheveningen legte eine Spur aus, es gab da ja auch noch den Eiswagen, der auffällig oft genau dort stand, wo sich für den Fall Entscheidendes tat.

Am Ende lösten die Münsteraner nicht nur mal eben 20 bis dahin ungeklärte Fälle aus den vergangenen Dekaden, Autorin Regine Bielefeldt und Regisseurin Brigitte Maria Bertele erinnerten zudem an ein weltpolitisch entscheidendes Treffen, das am 18. Juni 1990 in der "Tatort"-Stadt Münster abgehalten wurde. Im Mittelpunkt: der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher und sein sowjetischer Amtskollege Eduard Schewardnadse. Auf der Tagesordnung: die Wiedervereinigung Deutschlands.

Im 17. Jahrhundert war Münster bereits Schauplatz von historisch weitreichenden Verhandlungen. Über fünf Jahre streckten sich die Gespräche der politischen Führer des Dreißigjährigen Krieges, bis dieser am 24. Oktober 1648 mit dem Westfälischen Frieden sein Ende fand. Ort des Geschehens: der Friedenssaal im Historischen Rathaus. Genau hier trafen im Sommer 1990 nun Genscher und Schewardnadse zusammen, um über die Bedingungen der Deutschen Einheit und die anschließenden Kräfteverhältnisse zu beraten.

It's Münster, Baby!

In der DDR hatte eine friedliche Revolution stattgefunden, im Rahmen der sogenannten "2+4"-Gespräche - gemeint waren die beiden deutschen Staaten und die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs - ging es um die Zukunft eines wiedervereinigten Deutschlands. Die Stimmung in Münster war ausgesprochen positiv, die Verhandlungen brachten entscheidende Ergebnisse. Schewardnadse war Teil der von Michail Gorbatschow vorangetriebenen Glasnost-Politik, größere Transparenz und eine den Menschen stärker zugewandte Haltung der Staatsorgane prägten diesen Stil. Dennoch hatte er sich bis dato gegen eine NATO-Mitgliedschaft des neugeordneten Deutschlands ausgesprochen, eine Haltung, die er hier in Münster aufgab.

Hans-Dietrich Genscher (l.) und Eduard Schewardnadse trafen sich 1990 in Münster.

Hans-Dietrich Genscher (l.) und Eduard Schewardnadse trafen sich 1990 in Münster.

(Foto: imago stock&people)

Die Geschichte, also die des "Tatort" in diesem Fall, nahm so ab der 70. Minute nicht nur ordentlich Fahrt auf, Autorin Bielefeldt verwob das Geschehen mit eben jenem Treffen von Schewardnadse und Genschman, wie die "Titanic" den Außenminister damals zum Superhelden taufte. Eines der Opfer der Undercover-Killerin Sabine Schmidt wollte als Personenschützer in vorderster Front die anstehende Wiedervereinigung wenn schon nicht verhindern, dann doch zumindest nachhaltig sabotieren. Dass da alles etwas drunter und drüber ging, die Münsteraner zwischen zwei Gags etliche ungelöste Fälle aufklärten, Boerne und Haller Eier in Reihe platzen ließen, während man sich von der Eiswagen-Spionin fast noch überrumpeln ließ - sei es drum. Oder besser gesagt: It's Münster, Baby!

Hans-Dietrich Genscher jedenfalls nahm anno 1990 den Münsteraner Schwung mit, drei Monate später ward die Wiedervereinigung vollzogen. Das Treffen im Rathaus am 18. Juni 1990 gilt heute als entscheidender Schritt auf dem Weg zur Deutschen Einheit.

Quelle: ntv.de

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