Der "Tatort" im Schnellcheck Broken Hearts im Blumenbeet
07.01.2023, 15:15 Uhr
Eine Leiche im Blumenbeet hat man auch nicht alle Tage.
(Foto: MDR/MadeFor/Hardy Spitz)
Wem allein beim Wort "Erklärdialoge" schon dezent der Hals schwillt, der sollte sich das Einschalten am Sonntagabend vielleicht schenken. Alle anderen erwartet mit "Totes Herz" ein Dresdner "Tatort", dem man einiges nachsehen muss, bevor er am Ende jedoch zumindest ein bisschen zurückzahlt.
Was passiert?
Die Pflanzen im großen Gewächshaus ihrer Gärtnerei mögen gut gedeihen, aber die Liebe von Patrick (Nico Rogner) und Nadine Teichmann (Kristin Suckow) ist schwer am Welken. Das Paar steht kurz vor der Trennung, nur die gemeinsame Tochter Nadine (Kristin Suckow) scheint den Beziehungsladen noch irgendwie zusammenzuhalten. Da zerreißt eine Tragödie ihren trüben Alltag zwischen Gartenschlauch und Heckenschere: Nadines Mutter Heike (Tanja de Wendt) liegt plötzlich tot zwischen den Blumenbeeten, brutal erschlagen mit einem Hammer.
Als Gärtnereihelfer Juri (Alexander Schuster) kurz darauf untertaucht und Zuflucht bei seiner Schwester Swetlana (Lara Feith) findet, die mit Patrick wiederum ein Verhältnis hat, steht es für die Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) sowie ihren Abteilungsleiter Schnabel (Martin Brambach) fast schon fest: Der autistisch veranlagte junge Mann muss der Mörder sein. Doch dann kommt es ganz anders, denn Heike Teichmann bleibt nicht die einzige Tote - und irgendwo in den Tiefen ihres Lebenslaufes befindet sich das rätselhafte Tatmotiv.
Worum geht es wirklich?

Leonie Winkler (Cornelia Gröschel, l.) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) ermitteln.
(Foto: MDR/MadeFor/Hardy Spitz)
Große Teile dieser Antwort würden das Publikum verstören, nur so viel sei verraten: "Totes Herz" macht so einiges an Fässern auf, unter anderem auch ein besonders großes aus der DDR-Historie. Lediglich das mit dem Deckel-drauf-Machen will schlussendlich nicht so ganz gelingen. Irgendwo in diesem Plotpourri schlummert ein exquisiter Psychothriller mit schöner Volte, leider bekommt ihn dieser "Tatort" nicht wirklich zu fassen.
Wegzapp-Moment?
Jetzt mal im Ernst: Hat der wunderlich angelegte "Zurückgebliebene", mit Teddy und selbstgebastelten Konserven-Figuren, stierem Blick und komischer Gangart, dieser Film-Archetypus zwischen Kaspar Hauser und Arnie Grape, der dann auch noch als Verdächtiger herhalten muss, nicht langsam mal ausgedient? Wie wäre es erst einmal damit, in TV-Familien, Ensemble-Settings, Haupt- und Nebenrollen vermehrt und selbstverständlich Menschen mit Behinderung auftauchen zu lassen? Dann dürfte sich irgendwann auch mal wieder ein Autist auf dem Bildschirm mit einem blutigen Hammer erwischen lassen.
Wow-Faktor?
Kommt nur langsam von ganz hinten und wirft sich am Ende dann doch noch ins Zeug. Anders gesagt: Erst wird geredet, geredet, geredet, werden Erklärdialoge für drei Fälle abgespult, dann biegt das Ganze doch noch auf die Schnellstraße ab, womöglich etwas zu spät.
Wie war's?
2 von 10 Punkten für die ersten 75 Minuten, 7 von 10 für die Schlussviertelstunde.
Quelle: ntv.de