Paintball statt Panzerfäuste Der Schweiger-"Tatort" im Schnellcheck
05.01.2020, 21:44 Uhr
Kronzeuge Tom (Ben Münchow) und Tschiller (Til Schweiger) müssen auf Neuwerk miteinander auskommen.
(Foto: NDR/Christine Schroeder)
Nick Tschiller kümmert sich auf einer winzigen Nordseeinsel um seine eigenen Traumata und eine Handvoll schwer erziehbarer Jugendlicher, statt sich mit dem russischen Geheimdienst anzulegen. Der Gewaltentzug funktioniert so halbgut, Schweigers Neuanfang dafür umso besser.
Das Szenario
Nick Tschiller (Til Schweiger) braucht dringend eine Auszeit: Das massenhafte Abschlachten kurdischer Gangster und russischer Geheimdienstler hat den raubeinigen Gesetzeshüter ausgelaugt - und auch der Tod seiner Frau (an dem Tschiller nicht ganz unschuldig ist) und die Rettung seiner Tochter aus einem Menschenhändlerring haben dem Polizisten gezeigt, dass er nicht weitermachen kann wie bisher. Und deshalb kümmert sich Tschiller jetzt auf der winzigen Nordseeinsel Neuwerk um seine eigenen Traumata und die einer Handvoll schwer erziehbarer Jugendlicher. Das klappt alles eher schlecht als recht, zum Glück gibt es da aber noch die Sozialarbeiterin Patty Schmidt (Laura Tonke), die Tschiller das an Reflektion bietet, was dem Superbullen selbst fehlt.

Kommissar Gümer (Fahri Yardim) und seine neue Kollegin Pien (Zoe Moore) haben Startschwierigkeiten.
(Foto: NDR/Christine Schroeder)
Die sichere Langeweile auf der windigen Insel hat ein jähes Ende, als Tschillers alter Kollege Gümer (Fahri Yardim) mit dem Darknet-Drogendealer Tom (Ben Münchow) auf Neuwerk ankommt. Tom sollte eigentlich zusammen mit seinem Bruder als Kronzeuge in einem wichtigen Prozess aussagen, blöderweise wurde der aber auf dem Weg in ein Safe House erschossen. Weil Gümer einen Maulwurf in den eigenen Reihen befürchtet und vor allem seiner neuen und ziemlich toughen Kollegin Pien (Zoe Moore) nicht über den Weg traut, bittet er Tschiller, auf Tom aufzupassen, bis die Gefahr vorbei ist. Eine einsame Insel, ein schießwütiger Ermittler auf Gewaltentzug und eine ominöse Bedrohung: Was soll da schon schiefgehen?
Die eigentliche Botschaft
Weniger ist mehr: Tschiller tauscht Panzerfaust gegen Paintball Gun - und trotzdem ist "Tschill Out" spannender als die Gewalt- und Explosionsorgien der vergangenen Jahre.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Die Szene, in der Tom seinen Bruder beim Gucken eines Kinderpornos erwischt: Die kurze Szene, in der nicht viel zu sehen ist, sorgt für furchtbare Nachbilder im Kopf.
Der Plausibilitätsfaktor
Für einen Schweiger-"Tatort" erstaunlich hoch: Sogar der ominöse Profikiller ist keine eiskalte Maschine, sondern bekommt irgendwann kalte Füße und geht stiften.
Die Bewertung
"Ey Tschiller, weißt du eigentlich, wie behämmert dein Nachname klingt?", fragt ein schwer erziehbares Mädchen den schwer erziehbaren Tschiller - und bringt endlich mal auf den Punkt, was eh schon immer alle gedacht haben. Weil Name und Titel von "Tschill Out" auch schon das Schlimmste an dem Film sind, gibt es für den mutigen Neuanfang 8 von 10 Punkten.
Quelle: ntv.de