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Berlin-"Tatort" im Schnellcheck Ein Königreich für einen Pass

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Sicherheitsdienstmitarbeiterin Annika Haupt (Annett Sawallisch) hatte ein Verhältnis mit dem Toten.

Sicherheitsdienstmitarbeiterin Annika Haupt (Annett Sawallisch) hatte ein Verhältnis mit dem Toten.

(Foto: rbb/Schiwago/Hardy Spitz)

Je rauer die Stadt, desto freundlicher die Kommissare: Corinna Harfouch und Mark Waschke überraschen in ihrem neuesten Fall durch eine neue Wärme untereinander. Wer es Berlin-typisch düster und seriös mag, kommt in "Erika Mustermann" trotzdem auf seine Kosten.

Was passiert?

Eng getaktete Liefertermine, neue Bestellungen im Minutentakt, waghalsige Manöver im Berliner Verkehrschaos: Als ein Lieferdienst-Radkurier von einem Auto überfahren wird, wundert das zunächst niemanden. Dass mehr als "nur" ein Unfall mit Fahrerflucht hinter der Tat stecken könnte, vermuten die Kommissare Bonard (Corinna Harfouch) und Karow (Mark Waschke), als sie am Tatort feststellen, dass der Rucksack des Opfers fehlt. Ihr Riecher erweist sich als goldrichtig, denn der Tote ist nicht der, der er laut Personalausweis sein sollte.

Stattdessen stoßen die Berliner Ermittler auf zwei weitere Männer, die unter dem gleichen Namen für denselben Lieferdienst fahren und sich mit dem Toten eine Wohnung teilten. Alle drei stammen ursprünglich aus Venezuela, haben keine gültigen Aufenthaltspapiere, leben und arbeiten unter falschem Namen in Berlin. Und das Opfer selbst hatte ein Verhältnis mit einer älteren Frau: Annika Haupt (Annett Sawallisch) ist Sicherheitsmitarbeiterin der Bundesdruckerei. Bonard und Karow vermuten einen Zusammenhang, doch in der Bundesdruckerei fehlt nichts. Die Sicherheitsvorkehrungen machen jeglichen Diebstahl unmöglich. Nach und nach können die Kommissare einen größeren Plan aufdecken, der bis in die Slums von Caracas reicht.

Worum geht's wirklich?

Kommissarin Bonard (Corinna Harfouch) befragt einen Kollegen des ermordeten Lieferdienst-Fahrers.

Kommissarin Bonard (Corinna Harfouch) befragt einen Kollegen des ermordeten Lieferdienst-Fahrers.

(Foto: rbb/Schiwago/Hardy Spitz)

Der Berliner "Tatort" nutzt seinen Standortvorteil einmal mehr, um gleich auf mehrere aktuelle Themen ein Schlaglicht zu werfen: Zum einen die prekäre Situation der (schein)selbständigen und aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenkenden Lieferdienst-Radfahrer. Zum anderen die Unzulänglichkeiten der deutschen Flüchtlingspolitik, die Geflüchtete aus dem autokratisch regierten Venezuela - stellvertretend für viele andere Länder - pauschal als Wirtschaftsflüchtlinge abstempelt und sie so in die Illegalität zwingt.

Wegzapp-Moment?

Gibt es nicht wirklich. Am ehesten vielleicht noch der leicht cringe Moment, in dem Bonard an Karows Arm schnuppert und dem verdutzten Kommissar erklärt: "Alles gut, Sie riechen nur ein bisschen nach Baby."

Wow-Faktor?

Dass es im sonst seriös-düsteren Berliner "Tatort" unter den Kommissaren mittlerweile so herzig zugeht: Neben der Baby-Szene gibt es unter anderem auch eine, in der Bonard den schlafenden Karow zudeckt. Regisseur Torsten Fischer: "Belastet durch die politischen Entwicklungen unserer aktuellen Zeit haben Mark Waschke, Corinna Harfouch und ich uns diesmal vorgenommen, nicht Konflikte untereinander auszuspielen, sondern Respekt und sogar Freundlichkeit im Umgang miteinander zu setzen."

Wie war's?

8 von 10 Punkten. "Erika Mustermann" ist ein über weite Strecken gelungener Polit-Thriller, bei dem man gut über die zwischenzeitlichen Längen hinwegsehen kann.

Quelle: ntv.de

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