TV

"Der Mörder in mir" Ein Kurzschluss und die Folgen

Bootz und Lannert bekommen es mit einem Fall von tödlicher Fahrerflucht zu tun.

Bootz und Lannert bekommen es mit einem Fall von tödlicher Fahrerflucht zu tun.

(Foto: SWR/Benoit Linder)

Ob es nun tatsächlich Mord war, wie es der Titel vorgab, doch eher Totschlag oder fahrlässige Tötung, wurde in den 90 Minuten "Tatort" am Vorabend nicht geklärt. Fest steht, dass es sich um Fahrer- beziehungsweise Unfallflucht handelte. In Deutschland kein ungewöhnliches Delikt, doch die Tage dieser Straftat könnten gezählt sein.

Was wohl Billy Corgan dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass man seine Songs mittlerweile zu "Tatort"-Titeln verbiegt? "Der Mörder in mir", so hieß die Episode aus Stuttgart, in der es Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) mit einem Fall von tödlicher Fahrerflucht zu tun bekamen. Übersetzt man den Titel, landet man schnell bei Corgans Band, den Smashing Pumpkins. "The killer in me is the killer in you" heißt es in deren Song "Disarm", einem Track vom Erfolgsalbum "Siamese Dream" aus dem Jahre 1993. Die BBC setzte das Stück einst wegen der Zeile "cut that little child" auf den Index. Es gab Diskussionen um vermeintliche Bezüge zum Thema Abtreibung. Corgan klärte später auf, es handele sich bei dem Text um die Aufarbeitung seines problematischen Verhältnisses zu den Eltern.

Drehbuchautor und Regisseur Niki Stein zielt hier auf den Zuschauer. Der Mörder in mir ... ist der Mörder in DIR. Anders gesagt: Was dem tragischen Helden, Rechtsanwalt Ben Dellien (Nicholas Reinke), da passiert, könnte so oder so ähnlich jedem von uns passieren, mir, dir und, ganz genau, auch dir da hinten. Eine Unachtsamkeit, eine hektische Bewegung, die falsche Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde und schon ist ein Unfall passiert. Wer dann die Nerven verliert und sich ein weiteres Mal falsch entscheidet, ist wie Dellien im Film: fahrerflüchtig, unfallflüchtig, in diesem Fall mit besonders schweren Folgen. Dellien lässt den von ihm über den Haufen gefahrenen Obdachlosen am Straßenrand liegen, wo dieser schließlich einen qualvollen Tod stirbt.

Bei seinem Wagen, Straßenverkehrsprofis werden das gleich bemerkt haben, dürfte es sich kaum um einen Neuwagen gehandelt haben, zumindest keinen, der nach dem 31. März 2018 zugelassen wurde. Seitdem nämlich müssen PKW und leichte Nutzfahrzeuge mit einem automatisierten Notrufsystem ausgestattet sein. Aus den USA machte diesbezüglich bereits 2015 eine Nachricht die Runde, deren Headline sich lustiger las, als es der Fall selbst war. "Auto verpfeift seine Fahrerin", so hieß es.

Wenn man vom eigenen Auto verraten wird

In Port St. Lucie, Florida, hatte eine 57-Jährige einen Auffahrunfall verursacht, dabei zwei Fahrzeuge beschädigt und eine Insassin verletzt. Die Frau flüchtete anschließend. Ihr Wagen, ein Ford Focus, rief jedoch eigenständig die Polizei. Sync, so nennt sich das Ford-eigene System, bei dem nach dem Auslösen des Airbags, was in diesem Fall passiert war, automatisch ein Notruf abgesetzt wird.

Das von der EU vorgeschriebene System nennt sich eCall, ein im Fahrzeug montiertes Gerät, das bei einem Unfall automatisch die einheitliche europäische Notrufnummer 112 informiert. Im Mai erst hatte eine 18-Jährige in Rheinland-Pfalz die Erfahrung machen müssen, vom eigenen Auto verraten zu werden. Die junge Frau war von der Fahrbahn abgekommen, hatte einen Leitpfosten gerammt und sich anschließend unerlaubt vom Unfallort entfernt. Ein vergleichsweise glimpflicher Fall im Gegensatz zum Unglücksfahrer in "Der Mörder in mir".

Äußerst skurril war es noch einige Jahre früher bei einem Crashtest in Köln zugegangen. Dort hatten es die TÜV-Prüfingenieure versäumt, das eingebaute Alarmsystem einer einer Oberklassen-Limousine abzuschalten. Beim herbeigeführten Aufprall der Luxuskarosse meldeten Gurtstraffer und Airbags das Ganze an die Leitstelle. Die angerückte Feuerwehr sah sich lediglich einigen Pappkameraden gegenüber - und zog unverrichteter Dinge wieder ab. Der Crashtest-Dummy in mir ...

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen