Wiener "Tatort" im Schnellcheck Eine V-Frau räumt auf
28.05.2023, 15:08 Uhr Artikel anhören
Großartige Neuentdeckung: Mariam Hage als "Azra".
(Foto: ARD Degeto / ORF / Felix Vratny)
Rechtsradikale Verstrickungen, kriminelle Machenschaften, Skandale ohne Ende: V-Männer haben nicht ganz zu Unrecht einen eher schwierigen Ruf. Da überlässt man das Feld wohl besser einer Frau, so wie im aktuellen "Tatort". Oder etwa doch nicht?
Was passiert?
Der erste Schuss trifft eine Autoscheibe, der zweite von hinten einen georgischen Mafiaboss, der gerade voll wie eine Granate aus einem seiner Nachtclubs wankt. Ihm bleibt noch die Zeit, sich herumzudrehen und "Ernsthaft, in den Rücken?" zu lallen, bevor Schuss Nummer drei den Tod bringt. So genau wissen das allerdings erstmal nur die Zuschauer, die Wiener Kommissare Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) müssen sich den Tathergang mühsam zusammenreimen. Und suchen sich dafür die Hilfe einer schon vor Jahren in die Mafia-Organisation eingeschleusten V-Frau.
Als Türsteherin ist die titelgebende "Azra" (Mariam Hage) dafür aber viel zu weit weg vom Bruder des Ermordeten (Lasha Bakradze), der gleichzeitig als Hauptverdächtiger für die Tat gilt. Um näher an das Oberhaupt des Datviani-Clans zu kommen, will Azra Teil der Leibgarde des Mafiabosses werden und überzeugt mit Eisners und Fellners Hilfe ihre direkte Vorgesetzte, die das eigentlich für viel zu riskant hält. Tatsächlich reißt kurz darauf bei einer Aktion während eines Fests im Schloss des Georgen der Kontakt zu Azra ab, für die Kommissare beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Worum geht es wirklich?

Ermitteln gegen die georgische Mafia: Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser).
(Foto: ARD Degeto / ORF / Felix Vratny)
Ein interner Machtkampf in der Mafia, eingeschleuste V-Leute und die lokale Wirtschaft und Politik, die sich vom großen Geld locken lässt: "Azra" erfindet das Krimirad nicht neu. Will der Film aber auch gar nicht, stattdessen liegt der Fokus auf Azras Weg in die Organisation und ihrem Zusammenspiel mit Ersatz-Papa Eisner, der sie gleichzeitig schützen und um jeden Preis den Fall aufklären will. Was natürlich nicht so recht funktioniert.
Wegzapp-Moment?
Bei diesem Krimi gibt es nun wirklich keinen guten Grund, abzuschalten.
Wow-Faktor?
Die Szene, in der Kommissar Eisner und der Mafia-Oberboss in einer Art verbalem Showdown aufeinandertreffen und mächtig aneinander vorbeireden: Dem Polizisten geht es um die verschollene Azra, dem Georgen um die verletzte Ehre seiner Tochter. Kolossal gespielt von den beiden.
Wie ist es?
9 von 10 Punkten. Der Fokus auf die vor Energie geradezu berstende Neuentdeckung Mariam Hage, das konstant hohe Tempo und die überraschenden Twists zum Ende hin machen aus "Azra" einen packenden Thriller.
Quelle: ntv.de