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Der "Tatort" im Schnellcheck Eine einzige Fickfackerei*

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Ermitteln zwischen Distanz und Ironie: Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik).

Ermitteln zwischen Distanz und Ironie: Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik).

(Foto: NDR / Thorsten Jander)

In Kiel verschwindet der Mann einer erfolgreichen Unternehmerin und Fotografin. "Borowski und der Wiedergänger" taumelt zwischen überdrehter Theater-Groteske und klassischem Whodunit, frei nach dem Motto: Erwarte das Unerwartbare.

Was passiert?

Am Anfang ist ein Fest, die Stimmung scheint ausgelassen, aber irgendetwas stimmt hier nicht. Greta Exner (Cordelia Wege) ist als Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet worden, mit ihrem Mann Toby (Pétur Óskar) feiert sie ihren sechsten Hochzeitstag. Die Eltern sind gekommen, die besten Freunde, der Champagner fließt, es wird ausgelassen getanzt. Doch als die Gäste fort sind, bröckelt der Putz der schönen Fassade. Toby hatte den Hochzeitstag wie immer vergessen, Greta ist frustriert und sie hat allen Grund dazu. Ihr Ehemann, der Nichtsnutz, treibt sich auf Dating-Portalen herum und ist im Anbandeln begriffen, zudem scheint er einen Plan auszutüfteln, um die lästige Gattin endlich loszuwerden.

Doch dann kommt alles ganz anders, denn plötzlich ist er selbst verschwunden. Klaus Borowski (Axel Milberg) und seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) nehmen die Ermittlungen in diesem Vermisstenfall auf und gehen es mit einer Mischung aus Distanz und Ironie an.

Worum geht es wirklich?

Toby Exner (Pétur Óskar) ist plötzlich verschwunden.

Toby Exner (Pétur Óskar) ist plötzlich verschwunden.

(Foto: NDR / Thorsten Jander)

Ziemlich genau um das, was in obigen Zeilen beschrieben wird. Das Publikum tappt zunächst im Dunkeln, ahnt jedoch bald, wer da wohl Dreck am Stecken haben könnte. Den Fortlauf des Falles hat das erfahrenen Borowski-Tandem Andreas Kleinert (Regie) und Sascha Arango (Buch) jedoch so eigenwillig konstruiert, dass das Geschehen mal theatralische Züge annimmt, inklusive Einreißen der vierten Wand, und mal wieder aufs Gaspedal tritt und klassische Krimikost bietet.

Wegzapp-Moment?

Mit Einsetzen der Tanzszene im Kontext der ersten Viertelstunde könnte es den einen oder anderen Zuschauer womöglich forttreiben. Schnell wird klar, dass dies kein normalgebräuchlicher "Tatort" ist, sondern einer, der sich metaphysisch einiges herausnimmt, die Zeitebenen wechselt wie die Schampus-Flaschen und sich nach einer Stunde sogar die Freiheit gönnt … aber das sollte man sich lieber selbst anschauen. Wir wollen an dieser Stelle nicht den Spaß verderben.

Wow-Faktor?

Ziemlich hoch. Alle laufen so ein wenig neben der Spur, aber gerade das macht den Reiz aus, insbesondere weil der inszenatorische Groove konsequent durchgezogen wird. Zudem diente diesmal auch ein besonders schmucker Drehort als Kulisse - der maritime Vibe des historischen Seefischmarkts in Wellingdorf, der pittoresken Perle auf dem Kieler Ostufer.

Wie war's?

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8,5 von 10 Punkten - stilistisch überdreht, eigenwillig, subtil spannend, ein Borowski-Fall, der es in sich hat.

*Fickfackerei, die (Substantiv): Betrug, Gaunerei

Quelle: ntv.de

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