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"Biohackers" auf Netflix Genforschung jenseits aller Ethik

Ehrgeizig und selbstgerecht: Professorin Tanja Lorenz, gespielt von Jessica Schwarz.

Ehrgeizig und selbstgerecht: Professorin Tanja Lorenz, gespielt von Jessica Schwarz.

(Foto: Netflix)

Was passiert, wenn Wissenschaftler Gott spielen? Dieser Frage geht die deutsche Netflix-Serie "Biohackers" nach. Sie erzählt von ehrgeizigen wie getriebenen Studenten und einer durchtriebenen Wissenschaftlerin. Und noch weitere Klischees werden bedient.

Zuletzt verwirrte die dritte Staffel "Dark" durch eine wenig stringente Abfolge von Ereignissen auf unterschiedlichen Zeitebenen. Das kann man von der neuesten deutschen Netflix-Produktion "Biohackers" nicht behaupten. Deren Erzählweise ist eher konventionell, ja sogar bieder. Stattdessen sind es wissenschaftliche Begriffe und Erklärungen, die den Zuschauer gelegentlich ratlos zurücklassen dürften. Das ist es allerdings nicht, was dem Spannungsbogen des Sechsteilers einen Dämpfer verpasst.

Mia Akerlund (Luna Wedler) ist jung, hübsch und offenbar auch noch ziemlich klug. Gott sei Dank, denn getrieben von einem privaten Schicksal schafft sie es an die Freiburger Universität ins Seminar von Tanja Lorenz (Jessica Schwarz). Die ist nicht nur die jüngste Medizin-Professorin aller deutschen Unis, sondern auch Boss eines Forschungsinstituts für synthetische Biologie. Gott ist für sie also niemand, dem man danken muss, er ist aufgrund ihrer Arbeit schlicht obsolet. Mit Vehemenz und Hybris pflanzt sie ihren Studenten ihre Weisheiten ein. Ihre Fachrichtung sei es, die "das Geschöpf zum Schöpfer" mache, verkündet Lorenz voller Selbstgerechtigkeit.

Mia, wohlgemerkt Studentin im ersten Semester, setzt alles daran, die Professorin auf sich aufmerksam zu machen und Teil ihres Teams zu werden. Ihr augenscheinlicher Forscherdrang begeistert auch Lorenz' studentischen Mitarbeiter Jasper (Adrian Julius Tillmann), der sich in die sexy Streberin verliebt, was ihr die gewünschten Türen öffnet. Mit fatalen Folgen für alle Beteiligten.

Krankhafter Ehrgeiz und grenzenlose Möglichkeiten

Kann das Liebe sein? Jasper und Mia.

Kann das Liebe sein? Jasper und Mia.

(Foto: Netflix)

Als Normalsterblicher möchte man gar nicht wissen, was in den Genlaboren dieser Welt für Schindluder getrieben wird. An welchen Stellen die natürliche Schöpfungskette bereits ausgehebelt wurde und was möglich ist, wäre es nur nicht per Gesetz verboten. Was für ein Schlag Mensch also beschäftigt sich überhaupt mit dieser Art der Wissenschaft? Alle in "Biohackers" erzählten Figuren sind jedenfalls krankhaft ehrgeizig, von ihrem Forschungsthema geradezu besessen und bereit, dafür auch moralische und ethische Bedenken in die Tonne zu treten. Und sie haben ihre ganz eigenen Motive für das, was sie da so treiben. Besonders gut kommen Genforscher hier also nicht weg.

Und das, obwohl die Macher der Serie - darunter "Türkisch für Anfänger"-Autor und "Vorstadtkrokodile"-Regisseur Christian Ditter - versucht haben, zumindest Mias WG sympathisch kauzig und irgendwie witzig zu zeichnen. Zu kauzig, zu wenig witzig, um wirklich sympathisch zu sein. Die eine redet viel zu schnell wirres Nerd-Zeug, das der Zuschauer in Slow Motion von ihren Lippen ablesen muss, um es zu verstehen. Wobei es am Ende eigentlich auch egal ist. Der andere schnippelt für seine persönliche Forschung ständig an sich herum. Und die dritte ist zwar auch superschlau, interessiert sich aber vor allem für Sex, Drogen und durchtanzte Nächte und hat ständig einen vermeintlich lockeren Spruch auf den Lippen.

Mangelnder Tiefgang

WG-Bewohner durften auch mal die Sau rauslassen.

WG-Bewohner durften auch mal die Sau rauslassen.

(Foto: Netflix)

Grundsätzlich ist der Ansatz von "Biohackers", die dunklen Seiten der Genforschung zu thematisieren, kein schlechter. Dass alle Ereignisse in einem Zeitraum von gerade einmal einer Woche stattfinden, macht das Ganze allerdings recht unglaubwürdig. Und es fällt schwer, einer Erstsemester-Studentin so viel Wissen abzukaufen, dass sie in kritischen Situationen ihr anvisiertes Fachgebiet derartig im Griff hat. Die Figuren - von Tanja Lorenz bis zu den Mitbewohnern - sind überzeichnet und facettenarm. Die Story selbst ist vorhersehbar. Lediglich der Cliffhanger am Ende, der eine zweite Staffel erahnen lässt, gibt Hoffnung darauf, dass Story und Figuren dann vielleicht etwas mehr Tiefe bekommen.

Übrigens sollte "Biohackers" eigentlich schon im April starten. Doch verschob Netflix den Termin aufgrund der Corona-Pandemie und der womöglich auf manchen in dieser Situation verstörend wirkenden Bilder am Anfang. Inhaltlich aber haben das Virus und Biohacking nichts gemeinsam. Immerhin das gibt doch Hoffnung.

"Biohackers" ist ab dem 20. August bei Netflix abrufbar.

Quelle: ntv.de

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