TV

Der "Tatort" im Schnellcheck Hundstage in Stuttgart

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Sebastian Bootz (Felix Klare) im Psychoduell mit der Geiselnehmerin, Karin Urbanski (Anna Schimrigk).

Sebastian Bootz (Felix Klare) im Psychoduell mit der Geiselnehmerin, Karin Urbanski (Anna Schimrigk).

(Foto: SWR / Benoît Linder)

Kinosaal, Geiselnahme, Verschwörungsquark, das sind die drei Grundzutaten im neuen Fall von Lannert und Bootz. "Verblendung" verrührt das Ganze zu einem teigigen Etwas, so überfordert wie das Gangster-Duo selbst.

Was passiert?

Eigentlich sollte Lannert (Richy Müller) ins Kino gehen und Flagge zeigen. "Wer sind wir" heißt der Film, der seine Stuttgarter Premiere feiert, eine Dokumentation über die Geschichte der Demokratie in Deutschland. Der Polizeichef ist vor Ort, einiges an Politikern und zahlreiche Medienvertreter. Lannert kneift, weil er wohl ein Date hat, stattdessen muss Bootz (Felix Klare) in den Smoking schlüpfen und die Farben des Reviers vertreten.

Doch das erste Gläschen Sekt ist gerade mal inhaliert, der Film angelaufen, da kommt alles ganz anders. Das Licht im Saal geht an, Schüsse fallen, das Kinopublikum wird kollektives Opfer einer Geiselnahme. Karin Urbanski (Anna Schimrigk) und Steffen Nippert

(Christoph Franken) sind schwer bewaffnet, die Rede ist von Sprengsätzen, ihre Forderung: die Freilassung zweier Stammheim-Häftlinge und ein öffentliches Geständnis des Innenministers dahingehend, dass Mord und Folter im Gefängnis stattgefunden haben. Lannert und der Krisenstab versuchen draußen, das Ganze psychologisch anzugehen, während die Nervenkostüme im Kino auf beiden Seiten des Gesetzes zügig dünn werden.

Thorsten Lannert (Richy Müller) im Austausch mit den Geiselnehmern.

Thorsten Lannert (Richy Müller) im Austausch mit den Geiselnehmern.

(Foto: SWR / Benoît Linder)

Worum geht es wirklich?

"Verhandlungssache", "Hundstage", "Inside Man" - das cineastische Motiv der Geiselnahme hat einiges an Klassikern hervorgebracht. "Verblendung" versucht sich nun ebenfalls an dieser potenziell spannungsreichen Konstellation, ohne dem dramaturgischen Arrangement neue Aspekte abgewinnen zu können, im Gegenteil. Die Szenerie im Kino mutet an wie eine Probebühne im Seitenflügel eines Theaters, demgegenüber agiert man auf dem Revier mit einer Behäbigkeit, die erst in dem Moment so etwas wie Tempo gewinnt, da man die Abspielgeschwindigkeit auf 1.25 mal erhöht. Mindestens.

Wegzapp-Moment?

Bootz: "Ich wollte dir nur sagen, dass die beiden genaue Kenntnisse über polizeiliche Strategien haben."

Lannert: "Verstehe. Was heißt das?"

Auch schön: Das Flipchart der jungen Polizistin, mit Edding darauf gekritzelt "Was wir wissen". Und "Was wir vermuten", Ermittlungsarbeit eines paralysierten Krisenstabs, der nur kurz aus dem Tiefschlaf hochschreckt, als der Lieferdienst die Pizza Salami bringt.

Wow-Faktor?

Gering. Die zusammengerührten Plots aus Medienschelte und Verschwörungstheorien, Terror von links oder rechts oder beidem, die erdnussölige Herleitung eines Todesfalls hinter Gittern, Urbanski mit ihrem chronischen Gebrüll - man würde vor lauter Unmut am liebsten selbst in die Zimmerdecke schießen, damit sich hier alle endlich mal zusammenreißen.

Mehr zum Thema

Wie war's?

2 von 10 Punkten - Pistolen statt Popcorn, umgekehrt wäre es definitiv unterhaltsamer gewesen, aber wie heißt es bei den Stones: Du bkommschd ned äwwl, was du willschd.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen