Neun Millionen Fans nicht genug Inflation bremst Makatsch-"Tatort" aus
08.10.2023, 22:08 Uhr Artikel anhören
Muss gehen, wenn sie am besten ist: Heike Makatsch als Kommissarin Berlinger in "Aus dem Dunkel".
(Foto: SWR / Peter Porst)
Mit der großartig inszenierten Jagd auf einen Stalker verabschiedet sich Heike Makatsch nach nur fünf Episoden wieder aus dem "Tatort". Dabei kommt die Ermittlerin erst in ihrem letzten Fall so richtig in die Puschen.
Zusammengerechnet haben sich "Tatort"-Zuschauer und die Mainzer Kommissarin Berlinger (Heike Makatsch) in den vergangenen sechs Jahren gerade mal siebeneinhalb Stunden lang gesehen. Keine lange Zeit, um einander kennen- und lieben zu lernen, zumal zwischen den fünf Episoden jeweils mehr als ein Jahr Funkstille herrschte. Und weil nach dem aktuellen Fall Schluss ist mit dem Makatsch-"Tatort", wird es auch zukünftig nichts mehr mit der großen Liebe. Schuld daran ist aber laut Programmdirektion nicht das seltsam orientierungslose Konzept der Reihe, sondern die deutsche Wirtschaft.

Neun Millionen Zuschauer im Schnitt waren wohl nicht genug, um den Makatsch-"Tatort" am Leben zu halten.
(Foto: SWR / Peter Porst)
"Die Inflation führt auch bei unseren fiktionalen Produktionen zu spürbaren Kostensteigerungen, die wir ohne Einschnitte im Angebot leider nicht mehr auffangen können", kündigte der SWR im Juli das überraschende Aus des Makatsch-"Tatorts" an. Zudem müsse man im Rahmen des digitalen Umbaus Geld umschichten, um mehr Serien für die ARD-Mediathek realisieren zu können. "Deshalb konzentriert sich der SWR künftig auf seine drei anderen 'Tatort'-Reihen in Ludwigshafen, Stuttgart und im Schwarzwald, mit unverändert jeweils zwei neuen Fällen pro Jahr."
Und was denkt Heike Makatsch?
Dass Makatsch ausgerechnet in ihrem letzten Fall die anfängliche und in der Vergangenheit nie eingelöste Erwartungshaltung von ganz großem Kino erfüllt, ist je nach Lesart entweder Ironie des Schicksals oder der Gang, wenn es am schönsten ist. Noch im vergangenen Jahr urteilte der Kollege Ingo Scheel: "Es geht mal wieder mehr um die Form als um den Inhalt, mehr um die Freude an stilistischem Freiflug als an spannendem Täterrätsel." Der aktuelle Fall ist das glatte Gegenteil, knistert regelrecht vor Spannung: "Aus dem Dunkel" ist ein packender und doppelbödiger Thriller, Makatsch bei ihrer Jagd auf einen Stalker in ihrem Element.
Wie viele Zuschauer Berlingers letzten Fall verfolgen, muss noch ausgewertet werden. In der Vergangenheit waren es im Schnitt rund neun Millionen Menschen und damit offenbar zu wenige. Da half wohl auch nicht, dass es "für die Darstellung der Hauptkommissarin Ellen Berlinger keine Bessere" hätte geben können, wie der SWR im Juli verkündete.
Wie die Schauspielerin selbst zu ihrem "Tatort"-Aus im Allgemeinen und dem SWR im Speziellen steht, ist dagegen nicht bekannt: Makatsch verabschiedet sich - entgegen der üblichen Gepflogenheiten - ganz ohne öffentliche Stellungnahme und lobenden Worten für die Zusammenarbeit. Und während im Vorfeld von "Aus dem Dunkel" Interviews mit Regisseur, Drehbuchautor und einigen Darstellern angeboten wurden, konnte man nach Makatsch vergeblich suchen. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.
Quelle: ntv.de