Der "Polizeiruf" im Schnellcheck Schief gewickelt
26.08.2023, 15:03 Uhr Artikel anhören
Nicht zu übersehen - die Krimi-Sommerpause ist vorbei: Hannah Schiller als Lana Stokowsky im neuen "Polizeiruf 110".
(Foto: MDR / Felix Abraham)
Der Sonntagabend hat wieder einen Sinn, im Ersten wird das Ende der Krimi-Sommerpause eingeläutet. Im Magdeburger Polizeiruf "Du gehörst mir" dreht es sich zum Auftakt um ein entführtes Baby - und einen Kommissar, der sich den Start seines Sabbaticals mit Sicherheit anders vorgestellt hat.
Was passiert?
Lana Stokowski (Hannah Schiller) ist nur einen Moment lang unaufmerksam. Während sie einer jungen Frau in der Magdeburger Innenstadt im Streit mit einem Passanten zur Hilfe eilt, verschwindet ihr Kinderwagen samt Baby. Derweil ist bei Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) Abschied angesagt. Ihr Chef Uwe Lemp (Felix Vörtler) hat den Rucksack gepackt, ist dabei, sich ins Sabbatical abzusetzen, nicht jedoch, ohne Brasch vorher genaue Anweisungen für die Versorgung seiner Katze zu geben.
Doch dann kommt alles ganz anders. Lemp ist schon fast aus der Tür, als er einer Nachbarin noch eben mit dem Kinderwagen helfen will - und kurz darauf mit einer Kopfverletzung und zertrümmerten Knien in deren Wohnung liegt. Inga Werner (Franziska Hartmann) hat ein Geheimnis, fürchtet sich davor, so kurz vor dem Ziel aufzufliegen: Sie ist es, die Lanas Baby Lucy in ihrer Gewalt hat. Derweil rückt Lanas Ex-Freund Chris Novak (Max Hemmersdorfer) ins Visier von Doreen Brasch. Der latent arrogante Styler ist ein Stalker und weiß womöglich mehr, als er zugibt.
Worum geht es wirklich?

Uwe Lemp (Felix Vörtler) wollte sich eigentlich ins Sabbatical verabschieden.
(Foto: MDR / Felix Abraham)
Es geht um Machtverhältnisse und Besitzansprüche, um getriebene Persönlichkeiten. "Der Titel 'Du gehörst mir' ist nicht nur auf die Hauptgeschichte mit dem entführten Baby zu beziehen", so Drehbuch-Autorin Khyana el Bitar über ihre Story. "Lemp ist ein Gefangener von Inga, Chris denkt, Lana gehöre ihm. Der narzisstische Gedanke wird also auf mehreren Ebenen durchgespielt. Auch wenn Inga als emphatischer Mensch gezeigt wird, hat man trotzdem um das entführte Baby Angst. Es ist kein 'Whodunnit', die Spannung entsteht mit der Ungewissheit, wie die Figuren aus ihren Situationen wieder herauskommen."
Wegzapp-Moment?
Eigentlich nicht vorhanden. Es gilt, sich den personellen Konstellationen einigermaßen tolerant hinzugeben. Wie so oft, wenn Fall und Ermittler drehbuchtechnisch miteinander verdrahtet werden.
Wow-Faktor?
Durchaus hoch. Franziska Hartmann spielt die Entführerin zwischen Wahnsinn und Sensibilität an der Grenze zum Erträglichen und darüber hinaus. Ebenso Lemp, dem man in seiner ausweglosen Lage am liebsten helfen würde. Ein "Wow" aus ganz anderer Richtung: Die Stereo-Anlage in Lemps Wohnung, eine schokoladenbraune Radiofonografo RR 126, in den 60er-Jahren für Brionvega entworfen von den Gebrüdern Achille und Pier Giacomo Castiglioni, ist ein absoluter Hingucker. Überhaupt ist der Soundtrack diesmal mit Little Simz und David Bowie äußerst geschmackvoll gewählt.
Wie war's?
7,5 von 10 Punkten - inhaltlich reizvoll, dramaturgisch arg fantasievoll konstruiert, dennoch spannend bis zum Schluss.
Quelle: ntv.de