Der "Tatort" im Schnellcheck So eine Schweinerei
14.10.2023, 15:00 Uhr Artikel anhören
Mit diesem "Tatort" Schwein gehabt? Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser).
(Foto: ARD Degeto / ORF / Petro Domenigg)
Der Wiener "Tatort" gerät zur Landpartie, erholsam wird es für Fellner und Eisner jedoch nicht - im Gegenteil: Auf dem Hof eines Schweinemastbetriebs wird die Leiche des Chefs gefunden, erschlagen und angenagt. "Bauernsterben" greift in den Trog mit den großen Themen und holt ein paar Allgemeinplätze zu viel hervor.
Was passiert?
Eigentlich wollte Max Winkler, Chef eines Schweinemastbetriebs, seinen Hof vergrößern, eine Futtermittelfabrik aufbauen, sich dabei von der EU finanziell unter die Arme greifen lassen, aber seine Pläne laufen ins Leere. Und nicht nur das: Eines Tages findet ihn ein Mitarbeiter tot auf dem eigenen Hof liegend, die Schweine schon im Begriff, ihren ehemaligen Gutsherrn zu verspeisen. Kein schöner Anblick für Moritz (Harald Krassnitzer) und Bibi (Adele Neuhauser), die auch noch unfreiwillig mit der Reinigungsanlage in Kontakt kommen und fortan in Behelfsklamotten ermitteln müssen.
Die beiden sind natürlich Profis und so kann sie der Second-Hand-Look kaum vom Nachforschen abhalten. Zu befragen gibt es genug: Da sind die rumänischen Gastarbeiter, die vor ihrem Wohnwagen herumlungern, der Bauer, der ebenso gern wie zur Heugabel auch zum Schnapsglas greift, und die Tierschutz-Initiative, die dem Schweinebauern kurz vor seinem Ableben aufs Getreidesilo gesprüht hatte, was von ihm zu halten ist. Spoiler-Alertchen: Ein Kompliment ist es nicht.
Worum geht es wirklich?
Natürlich, man ahnt es schon, um die ganz großen Themen: Tierhaltung. Tierwohl. Tierschutz. Was ist uns die Wurst auf der Semmel wert? Wie viel Leid nehmen wir in Kauf, für eine anständige Bemme mit Salami? Regisseurin Sabine Derflinger: "In 'Bauernsterben' begegnen sich wie im echten Leben Menschen mit unterschiedlichen Realitätserfahrungen. Wir erzählen vom Überlebenskampf österreichischer Bauern ebenso wie von der Enttäuschung der Jungen darüber, dass sich die Alten nicht um deren Zukunft auf einem lebbaren Planeten scheren und von den Auswirkungen eines grenzenlosen Kapitalismus, der mafiöse Strukturen ermöglicht."
Wegzapp-Moment?
Man braucht schon einen relativ starken Magen, um den angenagten Toten zu tolerieren. Es scheint fast, als sei Kameramann Thomas Benesch von der Arbeit des Maske-Teams Susanne Neidhardt/Michaela Sommer ganz besonders angetan, sodass er die Linse extra einmal mehr draufhält, auf die angebissenen Zehen und den lädierten Schädel des dahingemeuchelten Schweinebauern.
Wow-Faktor?
Mäßig. Fast bewundernswert, wie professionell Eisner und Fellner durch diesen latent überambitionierten Fall stapfen und versuchen, zwischen Apfelkuchen und Wurstsemmel, Tierschutzparolen aus dem Phrasengenerator und silbenprallen Erklärdialogen, das Krimi-Fähnchen hochzuhalten.
Wie war's?
4 von 10 Punkten - ein bisschen viel plakative Parole und altbekannter Erklärmodus für einen Krimi.
Quelle: ntv.de