Der "Tatort" im Schnellcheck Traue niemandem
09.09.2023, 16:01 Uhr Artikel anhören
In "Erbarmen. Zu spät." geht es ziemlich düster zu.
(Foto: HR / U5 Filmproduktion / Daniel Dornhöfer)
Vom Titel des Frankfurter "Tatort" sollte man sich nicht täuschen lassen. Den Frohsinn der Rodgau Monotones sucht man in "Erbarmen. Zu spät." vergeblich. Stattdessen wird Kommissar Brix auf einen nächtlichen Trip geschickt, bei dem bald nicht mehr klar ist, ob es für ihn eine Rückkehr gibt.
Was passiert?
Brix (Wolfram Koch) und sein Team sind des Nachts am Rand eines Waldes unterwegs. Mit dabei ist Anton Schilling (Niels Bormann), ein rätselhafter Typ, der behauptet, Zeuge eines Mordes zu sein. Beim Getöteten soll es sich um Simon Laby (Sebastian Klein) handeln, ausgerechnet einen Polizisten. Der war kurz zuvor noch auf Streife unterwegs, hatte ein paar Kids beim Kiffen erwischt, an der Nacht-Tanke einen Sack Grillkohle geholt. Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Schilling erscheint zuweilen verwirrt, fährt Panik-Attacken, kann sich plötzlich nicht mehr erinnern.
Als das Team Labys Haus im Wald erreicht, wird der Fall erst recht mysteriös. Hier finden sich etliche Waffen und Massen an Munition, Essensvorräte, Wasser und zwei Autos, denen eine Polizeiwagen-Lackierung verpasst wurde. Weitere Ermittlungen ergeben, dass mit Radomski (Godehard Giese) ein alter Polizeikumpel von Brix in die Sache verstrickt sein soll. Als die beiden aufeinandertreffen, brennt die Luft.
Worum geht es wirklich?

Für Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) ist es der 17. gemeinsame Fall.
(Foto: HR / U5 Filmproduktion / Christian Lüdecke)
Autor und Regisseur Bastian Günther hält die Geschichte bewusst offen, das Dunkel der nächtlichen Szenerie entspricht dem Verlauf des Plots. Der 17. gemeinsame Fall von Brix und Janneke (Margarete Broich) bewegt sich abseits gewohnter Pfade, kümmert sich nicht um Alibis oder titelgebende Tatorte, lässt den Zuschauer vielmehr miträtseln und mitfrösteln. Selbst als sich irgendwann vermeintlich eindeutige Verdachtsmomente herauskristallisieren, sorgt das lange Zeit kaum für Klarheit. Klingt jetzt ein wenig verwirrend, ist aber wirklich packend. Versprochen.
Wegzapp-Moment?
Nicht vorhanden.
Wow-Faktor?
Hoch. Kameramann Michael Kotschi und der Szenenbild-Verantwortliche Károly Pákozdy finden einen Look für diesen Fall, dessen konsequente Linie einen ganz besonderen Reiz hat. Dunkel ist es zumeist, und wenn Spotlights für zwischenzeitliche Erhellung sorgen, ist oft nicht so ganz klar, wo das Licht eigentlich herkommt. Es passt perfekt zur Geschichte, bewegt die sich doch ebenfalls im Schaurig-Schummrigen, lässt Protagonisten und Publikum lange im Vagen.
Wie war's?
10 von 10 Punkten - ein Nachtmahr von einem Krimi, intensiv, bedrohlich, rätselhaft.
Quelle: ntv.de