"Polizeiruf 110" im Schnellcheck Zu nah am Feuer
25.05.2024, 14:59 Uhr Artikel anhören
Kommen allmählich in den Groove: Kriminalhauptkommissarin Cris Blohm (Johanna Wokalek) und ihr Kollege Dennis Eden (Stephan Zinner).
(Foto: BR / Sappralot Productions GmbH / Alexander Fischerkoesen)
Vor der Sommerpause steigen die Temperaturen beim "Polizeiruf 110" noch mal in den roten Bereich. Beim Brand eines Firmengebäudes kommt eine Frau ums Leben, Kommissarin Blohm erhitzt sich in einer Romanze. "Funkensommer" aus München unterhält bestens, so verwirrend wie spannend.
Was passiert?
In den Trümmern eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes wird die Leiche einer Frau gefunden. Die Identifikation erweist sich als schwierig, zudem sind Kommissarin Cris Blohm (Johanna Wokalek) und Kollege Dennis Eden (Stephan Zinner) immer noch dabei, im Rahmen ihrer Zusammenarbeit den Groove zu finden. Bei der Suche nach der Brandursache entpuppt sich Brandexperte Hanno Senoner (Golo Euler) schließlich als überaus kompetente Ergänzung des Teams.
Das Gebäude gehört dem Autoverleihkonzern Hechtle und damit einer der reichsten Familien Münchens. Was hat die Firma, die mit ihrem naiven "Brumm, Brumm"-Slogan überaus erfolgreich wirbt, mit dem Brand zu tun? Bald macht das Schlagwort vom "warmen Abriss" die Runde. Steckt wirklich ein versuchter Versicherungsbetrug dahinter oder liegt ein mögliches Motiv beim Wachmann Busch (Gerhard Wittmann)?
Worum geht es wirklich?
Feuer, Liebe, Leidenschaft - es ist einiges los in diesem passend betitelten "Funkensommer". Damit sollte die Frage, worum es geht, an dieser Stelle ausreichend beantwortet sein. Es gibt so einige Plotlinien, die in diesem letzten "Polizeiruf 110" vor der großen Sommerpause zum Ziel führen könnten. Welche es am Ende wird …
Wegzapp-Moment?
Tanzende Kommissare sind ja oftmals eine zwiespältige Angelegenheit, nicht jeder kann betrunken so wunderbar schwofen wie Charly Hübners Sascha Buckow. Wenn also Dennis Eden und Hanno Senoner auf dem Balkon die Bierflaschen schwenken und sich im Kriminal-Pogo verlieren, ist Toleranz gefragt. Das Gute an der Szene: Sie ist schnell vorbei, also dranbleiben.
Wow-Faktor?
Mit dem vorigen Münchner "Polizeiruf 110" war Johanna Wokalek als Cris Blohm auf der Bildfläche erschienen. "Wie viel Wokeness verträgt ein Krimi?", hatte Kollege Julian Vetten in seiner Nachbetrachtung gefragt. Seine Einschätzung des Premierenfalls mit dem Titel "Little Boxes" geriet zwiegespalten, als Satire wären 7, für einen gebräuchlichen Krimi lediglich 3 Punkte zu vergeben gewesen. Der zweite Fall nun zieht seine Geschichte komplett anders auf, verzichtet auf allzu viel Erklärendes, stattdessen bietet Autor und Regisseur Alexander Adolph eine geradezu diffuse Gemengelage, in der vieles möglich scheint, die Schauplätze zwischen Ermittlung, Landleben und Bett wechseln, das Publikum dabei möglicherweise einer völlig anderen Fährte folgt als die Ermittler. Was war noch gleich die Frage? Ach ja, Wow-Faktor. Hoch, durchaus hoch.
Wie war's?
8 von 10 Punkten - "Funkensommer" schlägt einige Haken, lebt von subtiler Spannung, ein fulminantes Ende inklusive.
Quelle: ntv.de