Startup setzt auf Mietmodell "Gibt keinen besseren Moment für die Wärmepumpe"
03.11.2023, 15:34 Uhr
Geplant ist ein Mietmodell, sodass der Hauseigentümer die Erstinvestition nicht selbst auf sich nehmen muss.
Während hierzulande noch heiß über die Wärmepumpe diskutiert wird, ist sie in Schweden längst Standard. Das schwedische Startup Aira will den Markt für Wärmepumpen in Deutschland mit einem Mietmodell aufrollen. Im Podcast "Die Stunde Null" erzählt Chef Leonhard von Harrach von den Tücken des Geschäfts.
Einbrechende Nachfrage, verwirrte Kunden: Ist das ein guter Moment, um in Deutschland ins Geschäft mit Wärmepumpen zu starten?
Leonhard von Harrach: Es gibt keinen besseren Moment. Ja, die Nachfrage ist eingebrochen, aber sie war im vergangenen Jahr auch fast unnatürlich hoch. Es gab einen Boom, der mit einem graduellen Marktwachstum nichts zu tun hatte. Außerdem hat die Debatte klar gezeigt, dass es einen riesigen Bedarf an technischen Lösungen gibt, um sich von Öl und Gas zu trennen. Da ist die Wärmepumpe für die Masse der einzig gangbare Weg.
Sie wollen demnächst ein monatliches Mietmodell statt Kauf für die Wärmepumpe anbieten. Warum?
Der Grund ist einfach. Trotz der großzügigen Förderung reden wir über erhebliche Investitionen. Die kann nicht jeder Hauseigentümer stemmen. Und der Zugang zu Finanzierung ist schwierig. Da wollen wir helfen.
Sie müssen die hohen Anfangsinvestitionen dann ja aber auf den monatlichen Betrag umlegen.
Das stimmt natürlich. Aber dass die Modernisierung eines Heizsystems Geld kostet, ist bei jeder Heizart so. Bei der Wärmepumpe kommt hinzu, dass man am Anfang in Größenordnungen von 20.000 bis 30.000 Euro vorfinanzieren muss. Bis dann die öffentliche Förderung greift. Eine Finanzierungsoption, so wie wir sie anbieten, soll diesen Zeitraum überbrücken. Dann liegen wir letztlich bei den Investitionen in einer Größenordnung, wie sie Öl- und Gasheizungen heute schon haben.
Sie haben das Thema Förderung angesprochen. Ist denn schon klar, wie die Förderung für Wärmepumpen aussehen wird?
Wirklich geklärt ist das nicht, da geht es uns leider nicht besser als dem Rest der Welt. Es gibt aber eine klare Aussage der Bundesregierung, und es gibt eine Neuerung des Gebäudeenergiegesetzes. Es fehlen noch die Einzelheiten, wie die Förderung aussehen soll. Nach unserem Verständnis reden wir aber von mindestens 50 Prozent Förderung für die nächsten zwei Jahre. Haushalte mit geringerem Einkommen können das möglicherweise auf 70 Prozent aufstocken. Und dann wird ja noch über einen Geschwindigkeitsbonus diskutiert, durch den das um weitere 5 Prozentpunkte angehoben würde. Wir reden also im Extremfall über eine Förderung von 75 Prozent. Wir hoffen natürlich, dass das genau so umgesetzt wird.
Der Engpass bei den Wärmepumpen liegt derzeit nicht bei den Geräten. Es mangelt doch vor allem an Installateuren, die sie einbauen können.
Es stimmt, der Mangel an Material ist nicht mehr der große Hemmschuh. Das Problem mit den Installateuren gibt es. Aber die Welt der Anlagenbauer für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik ist groß. Da reden wir über 50.000 Unternehmen in Deutschland mit 400.000 Beschäftigten. Die laufen aber im Moment unter voller Kapazität. Da werden oft gar keine neuen Kunden aufgenommen, weil die Leute fehlen.
Wie wollen Sie das lösen?
Wir wollen dazu beitragen, dass diese Kapazitäten geschaffen werden. Es geht darum, die Wertschöpfungskette effizienter zu machen, damit wir mit den verfügbaren Kräften deutlich mehr Anlagen in Betrieb nehmen können.
Eine große Befürchtung vieler Haus- und Wohnungseigentümer ist, dass sie vor dem Einbau einer Wärmepumpe sanieren müssen. Diese Sorge können Sie den Leuten nicht nehmen, oder?
Der Gebäudebestand in Deutschland ist im Grunde ziemlich gut, gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Viele Ein- und Zweifamilienhäuser sind in den letzten zehn oder zwanzig Jahren grundsätzlich saniert worden. Gebäude, die schon unter die Wärmeschutzverordnung fallen, sind für Wärmepumpen grundsätzlich geeignet. Natürlich kann es trotzdem besser werden, um den Energieaufwand zur Erzeugung von Wärme gering zu halten. Das heißt aber nicht, dass nur solche Häuser für Wärmepumpen geeignet sind.
Sie wollen als Unternehmen ab kommendem Jahr selbst Wärmepumpen in Polen produzieren. Warum eigentlich?
Wir sehen ein Potenzial darin, die Technik ganz neu zu denken. Zum einen kann die Wärmepumpe optisch noch etwas aufgewertet werden. Zum anderen aber sprechen wir ja über vernetzte Systeme. Die Wärmepumpe ist nur ein Baustein im Energiemanagement-System des ganzen Hauses. Das wird im optimalen Fall ergänzt durch Photovoltaik, eine Batterie oder die Ladestation für ein Elektroauto. Um das zu optimieren, müssen die Geräte miteinander sprechen. Das ist heute nur eingeschränkt möglich, und da wollen wir ansetzen.
Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null":
- Weshalb Aira ein sächsisches Unternehmen übernommen hat
- Was Deutschland bei Energie von Schweden lernen kann
Alle Folgen finden Sie direkt bei RTL+, Apple oder Spotify oder via Google.
Quelle: ntv.de, jki