Lesegerät für digitale Bücher Amazon's "Kindle"
21.11.2007, 08:31 UhrDer weltgrößte Internet-Einzelhändler Amazon will den bisher schwachen Absatz elektronischer Bücher mit einem eigenen Lesegerät ankurbeln. Der am Montag vorgestellte sogenannte E-Book-Reader mit dem Namen "Kindle" wiegt knapp 300 Gramm und kann rund 200 Bücher speichern. Solche elektronischen Lesegeräte haben sich trotz aller Bemühungen der Hersteller seit den 90er Jahren nicht bei den Verbrauchern durchsetzen können. Amazon hat allerdings den Vorteil, Gerät und Inhalte aus einer Hand anbieten zu können. Mit einer ähnlichen Strategie hat der Computerkonzern Apple mit seinem iPod-Player den Online-Vertrieb von Musik angeschoben.
Das Amazon-Lesegerät soll in den USA 399 Dollar kosten. Mehr als 90.000 Bücher, darunter auch Bestseller, sind zum Start für einen Durchschnittspreis von je 9,99 Dollar elektronisch verfügbar. Auch Tageszeitungen wie die "New York Times" oder das "Wall Street Journal" können mit einem Abo gelesen werden; auch für Blogs, die im Internet frei verfügbar sind, muss eine Gebühr bezahlt werden. Für das Herunterladen der Bücher ist anders als bei anderen Geräten kein PC notwendig. Die Bücher lassen sich in weniger als einer Minute drahtlos per Mobilfunktechnik auf das Gerät laden. Angaben über eine mögliche Markteinführung in Deutschland macht das Unternehmen nicht.
"Wir haben an "Kindle" mehr als drei Jahre gearbeitet", sagte Amazon-Chef Jeff Bezos. Der Anspruch sei gewesen, das Design des Gerätes so zu gestalten, dass es beim Lesen in den Hintergrund rückt. Zudem sollte das Gerät mit seiner Funktionalität über ein gewöhnliches Buch hinausgehen. Der Name "Kindle" heißt übertragen "ein Licht entzünden".
"Das Produkt ist innovativ und hat das Potenzial, das E-Book-Geschäft wiederzubeleben", schätzt Analyst Cott Devitt von Stifel, Nicolaus & Co. Die erste Zielgruppe dürften nach Einschätzung von Devitt loyale Amazon-Kunden und Vielreisende sein. Dass es allerdings einen Hype wie Apples iPod auslösen könnte, bezweifelt Ross Rubin von der Marktforschung NPD Group: "Niemand wird das Kindle für seinen sex appeal kaufen", sagte Rubin dem "Wall Street Journal". "Das Kindle ist keine Art von digitalem Mode-Statement."
Die E-Books waren in den 90er Jahren aufgetaucht, als Literatur jeder Art immer mehr auch digital verfügbar wurde. Anders als von großen Verlagen und Elektronikherstellern erhofft, haben sich die elektronischen Geräte nicht einmal annähernd einen Massenmarkt erschließen können. Bis heute seien in den USA gerade einmal 100 000 E-Book-Reader verkauft worden, schreibt das "Wall Street Journal". Viele Geräte wie das Rocket E-Book sind längst vom Markt verschwunden. Heute würden in den USA vermutlich zwischen 15 und 25 Millionen Dollar Umsatz mit den verbliebenen Geräten gemacht, sagte Arthur Klebanoff vom New Yorker E-Book-Verlag Rosetta Books der Zeitung.
"Kindle" besitzt wie auch der E-Book-Reader von Sony ein Schwarz-Weiß-Display mit sogenannter elektronischer Tinte (E-Ink), das kein Hintergrundlicht benötigt und angeblich selbst bei direktem Sonnenlicht genauso gut lesbar sein soll wie ein Buch. Die Bildschirmdiagonale beträgt sechs Zoll (15,2 cm).
Amazon macht seinen Umsatz zu einem wesentlichen Teil mit dem Verkauf von Büchern, Musik und Filmen. In den USA verkauft das Internet-Unternehmen auch Musik und über die Plattform "Unbox" seit vergangenem Jahr auch Filme und TV-Shows in digitaler Form. Von dem elektronischen Lesegerät erhofft sich Amazon, den Absatz von digitalen Büchern anzukurbeln.
Quelle: ntv.de