Sonne schon so mächtig wie im August Am Wochenende 20 Grad
09.04.2013, 11:59 Uhr
Es dauert nicht mehr lange, dann werden die ersten Kollegen bereits über die Hitze klagen. Versprochen.
(Foto: dpa)
Endlich. Endlich ist der Winter vorbei. Und endlich kommt die Sonne. Zwar müssen wir zunächst noch etwas Regen aushalten, weiß n-tv Meteorologe Björn Alexander. Dann aber heißt es: Frühsommerfeeling. Und wie wird der Sommer?
n-tv.de: Björn, der lange Winter feiert endlich seinen Abschied. Wie kommt es dazu?
Björn Alexander: Die Wetterlage hat sich glücklicherweise nachhaltig umgestellt. Das starke Hoch über Nordeuropa bzw. über dem Nordatlantik, das uns die nordöstlichen Winde brachte und vor allem im Norden und Osten Deutschlands über Wochen für sehr kalte Temperaturen sorgte, räumt das Feld. Dafür verstärkt sich der tiefe Druck über dem Atlantik und den Britischen Inseln. Die Folge ist, dass der Wind bei uns auf südwestliche Richtungen dreht und uns spürbar mildere Luft bringt. In Anbetracht der Jahreszeit könnte man auch sagen: das Wetter wird sich jetzt normalisieren.
Was bedeutet das für uns?
Erst einmal, dass die Temperaturen kontinuierlich weiter ansteigen werden. Zum zweiten schickt uns der Tiefdruckkomplex über Westeuropa zunächst einmal Ausläufer, die immer wieder für unbeständiges und teilweise windiges bis stürmisches Wetter sorgen werden. Auch das ist angesichts der Jahreszeit eine normale Geschichte.
Also nach der Kälte kommt nun der Regen?
Teils ist das so. Für die Natur ist das übrigens sehr gut. Einerseits ist die Vegetation aufgrund des langen Winters jetzt eh um Wochen hinten dran und da braucht es eben für ein schnelles Aufholen neben der Erwärmung auch den Regen. Andererseits ist die Waldbrandgefahr ...
... die Waldbrandgefahr?
Ja, ja, die Waldbrandgefahr - abseits der Schneeflächen ist die in den letzten Wochen stark anges tiegen. Mann muss bedenken, dass der März nur gut die Hälfte der ansonsten üblichen Niederschlagsmenge brachte. Und auch die ersten acht Tage im April waren furztrocken. In der Folge lag die Waldbrandgefahr zum Start in die neue Woche vielerorts im Bereich der Stufe 3 von 5. In einigen Landesteilen, zum Beispiel am Niederrhein, war auch die zweithöchste Stufe 4 erreicht. Mit den ersten Tropfen ist aber Entspannung angesagt, zumal es ja auch nicht die letzten in dieser Woche sein werden.
Wird es dann auch für die Sonnenfreunde unter uns etwas "Entspannung" geben?
Bis einschließlich Freitag ist Grau die dominierende Farbe am Himmel über Deutschland. Außerdem gibt‘s immer wieder Regengüsse, örtlich vielleicht auch mal einzelne Gewitter und Wind. Dabei steigt die Schneefallgrenze von anfangs etwa 1000 Meter gegen 2000 Meter an, denn die Temperaturen klettern auf etwa 8 bis 18 Grad an.
18 Grad klingen super. Und dann folgt ein sonniges Wochenende?
Aus heutiger Sicht würde ich sagen: es wird im Laufe des Wochenendes immer schöner und beständiger. Nach letzten Schauern sollte es am Sonntag trocken bleiben und die Sonne wird ganz gut durchkommen. Dazu steigen auch die Temperaturen weiter an. Von 8 bis 18 Grad am Samstag geht es am Sonntag oft auf 10 bis 20 Grad und die Nachtfröste sind vorbei. Ebenso die Eiszeit.
Endlich!
Ja. Das kommende Wochenende dürfte - nach dem kurzen Frühlingserwachen in der ersten Märzwoche - das erste richtige Frühlingswochenende in diesem Jahr werden.
Und das Mitte April. Aber man wird ja bescheiden. Ist Bescheidenheit auch in der nächsten Woche gefragt?
Da gibt es nach wie vor noch einige offene Fragen. Natürlich müssen wir gerade im April noch mit einem Rückfall zu Kaltluftvorstößen aus Nordwest mit Schnee- oder Graupelschauern rechnen. Diese Variante ist aber derzeitig unwahrscheinlich. Deutlich wahrscheinlicher ist momentan ein ähnliches Temperaturniveau wie am S onntag. Vielleicht auch noch einmal 2 bis 3 Grad mehr. Am Rhein wären dann auch mal bis etwa 22 Grad möglich. Unterstützt könnte das Frühsommerfeeling durch die Sonne werden. Denn auch wenn sich im Laufe der nächsten Woche mal wechselhaftere Phasen einstellen könnten, so wird die Sonne sich dennoch ganz gut durchsetzen. Und selbst wenn sich mal wieder kältere Luft breit macht: so ein Winterdebakel wie im März ist im April auszuschließen. Die Tage sind einfach schon deutlich länger und die Sonne hat deutlich mehr Kraft. Vergleicht man den Sonnenstand spiegelbildlich um den Sonnenhöchststand im Juni, dann fällt auf, dass die Sonne jetzt schon so viel Kraft hat wie Mitte/Ende August. Nur dass eben die Luftmassen sowie die Kontinente und die Wasserflächen noch deutlich kälter sind.
Du erwähntest gerade noch Nachtfröste. Sind die denn endgültig vorbei?
Erst einmal ja. Allerdings kennen wir alle ja auch die Eisheiligen oder die Schafskälte. Wettererscheinungen, die uns bis in den Juni hinein schon mal kalte Luft bringen können. Normalerweise müssen wir also mit dem Auftreten von Nachtfrösten bis in den Mai / Anfang Juni hinein rechnen. Aber auch die sind nicht mit den winterlichen Frösten vergleichbar. Die Nächte sind vergleichsweise kurz und die kalten Temperaturen werden nur über einen kurzen Zeitraum erreicht. Allerdings können diese sehr kurzen und örtlich begrenzten Fröste selbst im Juli schon mal auftreten.
Daran wollen wir jetzt mal gar nicht denken. Aber apropos "Sommer": nach dem harten Winter dürfen wir doch vielleicht auf einen tollen Sommer hoffen, oder?
"Hoffen" geht doch immer und schadet im Allgemeinen ja auch nicht. Hauptsache man ist nicht enttäuscht, wenn es ganz anders kommt. Das gilt auch für die Jahreszeitenvorhersagen, die sicherlich auch in diesem Jahr wieder die eine oder andere Zeitungs- oder Internetseite zieren werden. Glauben kann man daran, aber man sollte nicht damit rechnen, dass es auch nur annähernd so kommt. Wissenschaftlich erstellte Langfristwetterprognosen sind etwas für die Energiewirtschaft oder zeigen dem Normalsterblichen an, wohin die Temperatur in den kommenden zwei Wochen tendieren wird. Niemand sollte aber ernsthaft nach den "berechneten" Wetterverläufen der nächsten drei Monate planen. Das ist in etwa so, als wolle man eine Weltreise mit der Wanderkarte aus Prüm in der Eifel planen. Auf die Idee kommt ja auch keiner.
Eine Weltreise mit einer Wanderkarte aus Prüm in der Eifel. Da denken wir jetzt mal ein wenig drüber nach ...
Quelle: ntv.de