Fassungslosigkeit über Zugunglück Bahn weist Vorwürfe zurück
05.02.2011, 16:00 Uhr
Die Stelle des Zugunglücks in Hordorf.
(Foto: dpa)
Das Zugunglück in der Magdeburger Börde kostete zehn Menschen das Leben. Die Gefahren der Unfallstrecke sollen der Deutschen Bahn und dem Bundesverkehrsministerium offenbar seit langem bekannt gewesen sein. Das Unternehmen dementiert die Vorwürfe. Im Dom zu Halberstadt gedenken derweil Hunderte der Opfer.
Die Gefahren der Unfallstrecke von Magdeburg nach Halberstadt waren der Deutschen Bahn und dem Bundesverkehrsministerium laut Magazin "Spiegel" seit mehr als zehn Jahren bekannt. Nach dem Bericht soll sich die Bahn bereits vor zehn Jahren verpflichtet haben, rund 11.500 Schienenkilometer im Osten mit der sogenannten punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB) auszurüsten. Das PZB-Programm sei aber "versandet". Mit diesem Sicherheitssystem werden Züge, die Haltesignale überfahren, automatisch gestoppt. Die Deutsche Bahn AG wies den Bericht umgehend zurück.
Die Bahn habe seit Ende der 1990er Jahre mehrere Tausend Streckenkilometer vor allem in den neuen Bundesländern mit der PZB ausgerüstet, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Samstag. Das Streckennetz der Deutschen Bahn entspreche damit vollständig den gesetzlichen Anforderungen. In Ostdeutschland sind laut Bahn nun insgesamt rund 6600 Kilometer mit dem zusätzlichen Sicherungssystem ausgestattet.
Solche Vorkehrungen fehlten allerdings an der Unglückstelle zwischen Magdeburg und Halberstadt. Vorgeschrieben ist das System nämlich nur auf Strecken, bei denen eine Höchstgeschwindigkeit über 100 Kilometer pro Stunde zugelassen ist. Dies ist dort nicht der Fall.
Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) betonte, dass der Zugunfall bei Hordorf auf dieser Strecke mit zehn Toten nicht auf das Versagen der Deutschen Bahn zurückgeht. "Hätte der Güterzug die Haltesignale nicht - wie es scheint - überfahren und wäre er dem Aufruf zum Nothalt gefolgt, wäre dieser Unfall nicht passiert", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung".
Halberstadt gedenkt der Toten
Im Dom zu Halberstadt haben rund 800 Trauergäste der Opfer des Zugunglücks in der Magdeburger Börde gedacht. "Mitten im Leben reißt uns das Erschrecken aus dem Alltag heraus", sagte die Superintendentin des Kirchenkreises Halberstadt, Angelika Zädow.
"Unser Beileid gehört den Angehörigen, die noch fassungslos sind angesichts des Verlustes", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer. Das Mitgefühl gelte auch den Verletzten, die sicher noch lange brauchen würden, die schrecklichen Erlebnisse aus der Erinnerung zu verbannen. Ihnen wünschte Böhmer eine schnelle und möglichst weitgehende Genesung. Bei dem Unglück bei Hordorf waren am vergangenen Samstag zehn Menschen getötet und 23 verletzt worden.
Böhmer dankte auch den zahlreichen Helfern, die sich nach dem Unglück engagiert hatten. Insbesondere im Ort Hordorf habe es eine große Welle der Hilfsbereitschaft gegeben, die tief beeindruckt habe, sagte Böhmer. Hordorf sei daher nicht nur ein Ort des Erschreckens. "Es ist auch zu einem Ort gelebter Mitmenschlichkeit geworden", sagte Böhmer. Der Ministerpräsident warnte zudem vor vorschnellen Schuldzuweisungen und davor, das Unglück in der politischen Diskussion zu missbrauchen.
Zu der Trauerfeier im Dom zu Halberstadt waren Angehörige der Opfer, Helfer, Vertreter von Bundes- und Landesregierung, des Landtags von Sachsen-Anhalt sowie der evangelischen und der katholischem Kirche gekommen.
Quelle: ntv.de, dpa